Stiller Protest vor Vaterstettener Rathaus

von Markus Bistrick

„Uns geht es nicht um die Öffnung um jeden Preis, aber wir brauchen jetzt dringend eine verlässliche Perspektive“, sagt Anna Link von der Landlust. Mit 11 weiteren Gastronomen aus der Gemeinde Vaterstetten protestiert sie derzeit im Rahmen der deutschlandweiten Aktion „Gedeckter Tisch“ vor dem Rathaus. Seit November befindet sich u.a. die Gastronomie erneut im Lockdown und ein Ende ist auch nach fast vier Monaten nicht in Sicht. Das Hauptproblem ist dabei die Perspektivlosigkeit. „Wir brauchen jetzt verlässliche Zusagen, um uns darauf vorbereiten zu können“, so Link im Vorfeld der nächsten Bund-Länder-Gespräche am Mittwoch.

Von der Nordsee bis auf die Zugspitze haben heute ab 10 Uhr deutschlandweit Hoteliers und Gastronomen einen gedeckten Tisch bzw. ein gemachtes Bett aufgestellt, um auf die verzweifelte Situation der Betriebe und die momentane Perspektivlosigkeit aufmerksam zu machen. Mittlerweile ist die Branche seit März 2020 insgesamt sechs Monate geschlossen.

Am Rande des Protests: Vaterstettens Bürgermeister Leonhard Spitzauer (r.) im Gespräch mit seinem Amtsvorgänger Georg Reitsberger. (Foto: Markus Bistrick/b304.de)

Angela Inselkammer, Präsidentin des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes DEHOGA Bayern, stellt angesichts des aktuellen Corona-Infektionsgeschehens fest: „Die Maßstäbe und Inzidenzwerte, die für Öffnungen in anderen Branchen gelten, wie z. B. Einzelhandel oder auch Baumärkte, müssen auch für das Gastgewerbe gelten. Einen fortgesetzten Teil-Lockdown, also weitgehende Schließungen als „Dauerzustand“, während andere öffnen dürfen, akzeptieren wir nicht. Wenn vergleichbare Branchen wie der Einzelhandel wieder öffnen dürfen, muss es auch im Gastgewerbe wieder losgehen – und zwar so, dass die Betriebe wirtschaftlich arbeiten können.“

Die Betriebe des Gastgewerbes haben während der Öffnungen von Frühjahr bis Herbst 2020 bewiesen, dass ihre Hygienekonzepte funktionieren – in allen Betriebsteilen, innen und außen, während der gesamten betrieblichen Öffnungszeiten. Inselkammer: „Gastronomie und Hotellerie waren und sind keine Pandemietreiber! Dies hat auch erst vergangene Woche das RKI mit seinem „Control-Covid-Plan“ bestätigt. So ist das Ansteckungsrisiko gerade bei Zusammenkünften im Freien und in Hotels niedrig. Der „Teil-Lockdown“ ab November 2020 war daher keine Folge eines hohen Infektionsgeschehens im Gastgewerbe, sondern eine politische Entscheidung: Gastronomie, Hotellerie, Kultur und Sport wurden geschlossen, um Kontaktzahlen zu senken und anderen Branchen Öffnungen zu ermöglichen.“

Inselkammer weiter: „Unabhängig vom fragwürdigen Ergebnis dieses „Teil-Lockdowns“ sagen wir: Das darf so nicht weitergehen! Eine Fortsetzung der Politik nach dem Motto „Ihr bleibt zu, damit andere öffnen können“ ist für die Unternehmer und Beschäftigten im Gastgewerbe inakzeptabel! Das Gastgewerbe darf bei der Entwicklung von Öffnungsperspektiven nicht nachrangig behandelt werden. Die Menschen, die im Hotel- und Gaststättengewerbe arbeiten und von ihrer Arbeit leben müssen, verdienen den gleichen Respekt und die gleiche Wertschätzung wie die Menschen in anderen Branchen. Wir haben verantwortbare Pläne für Öffnungsszenarien und erfolgreiche Schutzkonzepte erarbeitet.“

Die Aktion “Gedeckter Tisch” vor dem Vaterstettener Rathaus. Unter den Teilnehmern Gastronomiebetriebe wie die “Landlust”, der “Purfinger Haberer”, die “Poinger Einkehr”, das Eiscafé “Venezia”, der “Alte Hof”, die “Alte Post” aus Parsdorf, die “Kugler Alm” und der “Altschütz”. (Foto: Markus Bistrick / B304.de(