“Sie schenken Zeit und übernehmen Verantwortung für Ihre Mitmenschen, so leisten Sie wertvolle Dienste für eine lebens- und liebenswerte Gemeinde”, mit diesen Worten dankte Vaterstettens Bürgermeister Georg Reitsberger beim diesjährigen Neujahrsempfang am Freitag den vielen ehrenamtlich engagierten Bürgerinnen und Bürgern. Traditionell gibt es für besondere Verdienste den Porzellanlöwen der Gemeinde. Ausgezeichnet wurden heuer die Ammerthaler Blasmusik, das Team der Tauschzentrale, Elisabeth Rohrmayer, Magdalena Fischbach, Manfred Guist und Rainer Kiffl.
Seit 1986 gibt es den Neujahrsempfang in der Gemeinde Vaterstetten. Nur einmal, 1989, ist die Veranstaltung ausgefallen, weil der damalige Bürgermeister und Initiator der Veranstaltung, Hermann Bichlmaier, bei einem tragischen Verkehrsunfall vor Silvester ums Leben kam. Sinn und Zweck ist es, Danke zu sagen. Danke für das ehrenamtliche Engagement vieler Bürgerinnen und Bürger. “Nur dadurch bleiben wichtige Einrichtungen am Laufen und können anstehende Aufgaben des Jahres 2014 wie die Aufnahme von Asylbewerbern menschenwürdig bewältigt werden”, sagte Vaterstettens Bürgermeister Georg Reitsberger. Stellvertretend für alle Ehrenamtlichen wurden heuer folgende Personen mit dem Wappenlöwen geehrt. Die Ehrungen im Wortlaut:
Die Ammerthaler Blasmusik – die Hausband der Gemeinde
Sie wurden erst vor 25 Jahren gegründet, haben sich aber in der Zeit ihres Bestehens in weiter Umgebung einen guten Namen gemacht und einen großen Freundeskreis aufgebaut. Der Grund dafür liegt einfach an ihrer unnachahmlichen Art und Weise, mit der sie ihre Freude am Spielen auf die Zuhörer übertragen. Gerade dieser Spaß, den sie selber haben, wird immer wieder deutlich, wenn neue Dinge auf sie zukommen: Wie bei der Partnerschaft der Gemeinde Vaterstetten mit der kroatischen Stadt Trogir, wo es darum ging, schnell die kroatische Nationalhymne und einige stimmungsvolle Lieder zu lernen. Solche Aufträge übernehmen sie am allerliebsten, denn da sind ihnen die Herzen der Zuhörer gewiss. Aber auch Berggottesdienste und Neujahrsanblasen in den Altenheimen der Gemeinde stehen auf dem Jahreskalender der Ammerthaler Blasmusik.
Sie sind quasi die Hausband der Gemeinde geworden, gehören seit der Gründung des Volksfestes dort praktisch zum Inventar, spielen seit 15 Jahren nunmehr in Folge auf dem Neujahrsempfang der Gemeinde, 20 Jahre fahren Sie zum Bierfest nach Allauch, waren schon in Alem Katema, und auch die kroatische Partnerstadt hat Ammerthaler Musikkünste schon genießen dürfen. Ihre musikalischen Darbietungen, trugen nicht nur zu der großen Freundschaft zwischen Bayern und Partnergemeinden bei, sondern hatten maßgeblichen Anteil daran. Sie sind irgendwie die musikalischen Botschafter der Gemeinde Vaterstetten geworden, kümmerten sich dabei auch immer um die Trachtenjugend, die zum Volkstanz mit gereist war, und erst als die jungen Tänzer älter geworden waren, durften auch Sie zum regelmäßigen Pastisfrühstück mitgehen.
Wir ehren heute die Ammerthaler Blasmusik für ihre treue Begleitung des öffentlichen Lebens in der Gemeinde Vaterstetten und einem Gutschein über 250 Euro!
Elisabeth Rohrmayer – das fleißige Lieserl
Ein fleißiges Lieserl, als Blume, wird wegen seiner Blütenfülle von Floristen und Blumenliebhabern sehr geschätzt. Das fleißige Lieserl aus der Johann-Strauß-Straße ist Frau Elisabeth Rohrmayer, eine geborene Giesinger Wirtstochter. Elisabeth wird nicht nur wegen ihrer Verdienste im Gartenbauverein geschätzt, auch die Gemeinde weiß ihre Tätigkeiten zu würdigen. Denn nachdem Frau Rohrmayer 1985 in den Ruhestand gegangen war, wurde sie als Kassiererin und Mädchen für Alles im Gartenbauverein aktiv. Unterstützt von ihrem Lebenspartner, dem Informatikprofessor Behringer, stellte sie die Mitgliederbetreuung und Kassenführung des Vereins auf EDV um.
Mühsam war anfangs die Arbeit am Computer, deshalb bewegte sie „ihren Professor“ dazu, im Bürger-Aktiv-Büro die Projektleitung für den Senioren Computerclub zu übernehmen. So waren die Lernfortschritte nicht nur für sie, sondern auch für eine ganze Gruppe Ruheständler überaus respektabel. Unermüdlich war unterdessen ihr Einsatz für den Gartenbauverein, der schon immer aktiv an vielen Ortsverschönerungsmaßnahmen mitgewirkt hat, während ihrer aktiven Zeit aber außerordentlich erfolgreich wurde. Die Mitgliederzahl wuchs von 120 auf 500. Die Allee an der Verdi-Straße, die Dorfplatzgestaltung in Hergolding, Schulgärten, Streuobstpflanzungen, Brunnenanlagen und die alljährlichen Blumenschmuckbewertungen stehen als Beispiele dafür, was ehrenamtliches Engagement bewerkstelligen kann. Und das alles ohne gemeindliche Zuschüsse und ohne, dass das gesellige Leben, wie Stammtische, Vereinsfahrten, Vereinsfeste und Ausstellungen darunter leiden würden.
Wenn sich jemand die hohe Auszeichnung mit dem Wappenlöwen der Gemeinde verdient hat, so ist dies ohne Zweifel das Ehrenmitglied im Gartenbauverein Frau Elisabeth Rohrmayer. Im Übrigen darf ich noch darauf hinweisen, dass auch die FFW Vaterstetten von Frau Rohrmayer mit einer großzügigen Spende zur Anschaffung eines Kommandoeinsatzwagens bedacht wurde.
Magdalena Fischbach – „Wenns wo brennt, kummt die Leni grennt!“
Organisieren, dirigieren, nicht lange diskutieren, Kommando marsch, marsch! Ein Feldwebel unter den Ehrenamtlichen! Vorstandsmitglied im Verein aktiver Bürger, Gründungsmitglied im Vereinsforum Vaterstetten, Gründungsmitglied im COK (Christkindlmarktorganisationskomitee) und Mitglied im BRK mit einer Reihe hoher Auszeichnungen: – Wer kennt sie nicht? Als tüchtige Geschäftsfrau und Standlfrau für Marmelade, Honig und Likör, als verdientes Mitglied der Rotkreuzbereitschaft Vaterstetten (seit 35 Jahren). und Jugendhilfe Sonnenland e.V. sehr rührig. Wann immer man ihre helfende Hand brauchte, ein Anruf genügte!
Liebe Magdalena, mit dem Tod von Paul Schwegler, deinem langjährigen Lebensgefährten hast Du im vergangenen Jahr einen schweren Verlust hinnehmen müssen. Ich habe mitgefühlt, denn Dein von Dir so umsorgter Paul war Baumwart und Schnapsbrenner im Gemeindegebiet. Trotz 24 schwersten Operationen war er dank Deiner Fürsorge schon zum legendären Stehaufmännchen geworden. Jedoch leider nach der letzten Operation nicht!
Der Wappen-Löwe, die große Auszeichnung der Gemeinde an Ehrenamtliche, sei ein Zeichen des Dankes an Dich, aber auch an Paul Schwegler, Deinen langjährigen Lebenspartner, für die vielen ehrenamtlichen Stunden, die von Euch beiden für die Gemeindefamilie erbracht wurden.
Manfred Guist – der “Wunderheiler”
Gegründet wurde der Tanznachmittag von Frau Erika Ruoff, die mit Musik von Schallplatten die einheimische Bevölkerung mit den im GSD Seniorenwohnpark lebenden Senioren zum Tanzen anregte. In den ersten Jahren wurden die Bewohner im Wochenprogramm vornehm zum Tanztee eingeladen. Bald jedoch waren die Schallplatten nicht mehr „up to date“ und der Hobbymusiker Manfred Guist wurde gebeten, den Tanznachmittag zu gestalten. Während einige ein Tänzchen wagten, genossen andere einfach nur die altbekannten Melodien. Manfred Guist hievte damals seine einen Zentner schwere Orgel einmal im Monat in den Saal, inklusive Verstärker. Heute ist das genutzte Keyboard zum Glück um einiges leichter.
Bei der Auswahl der Musikstücke richtet sich Guist ganz nach dem Geschmack der Gäste. Wenn die Tänzer öfter kommen, weiß er genau was sie hören wollen. Da geht es dann manchmal sehr schwungvoll zu. Es kommt auch vor, dass ehemalige Turniertänzer unter den Seniorentanzfreunden dabei sind. Für die spielt er dann beispielsweise Jive und Samba. Eines der Lieblingsstücke der Gäste war und ist „Sierra Madre“. Manfred Guist ist überzeugt, dass Musik Therapie ist. Am Anfang des Nachmittags sagen ihm manche ältere Leute, dass ihnen alles weh tut. Zehn Minuten später stehen sie auf der Tanzfläche und wippen im Takt.
Guist macht schon fast sein ganzes Leben lang Musik, spielte zeitweise als Schlagzeuger sogar zeitgleich in zwei Bands. In einem Zeitungsbericht wurde er beschrieben: „Er tat es gern und unermüdlich“. Die Gemeinde Vaterstetten möchte sich bei ihm für 25 Jahre Seniorentanz mit einer Urkunde und dem Wappenlöwen bedanken.
Rainer Kiffl – “Mädchen für alles”
Rainer Kiffl ist ein außergewöhnlicher Mensch! Das wusste bereits der Vater unseres jetzigen Landrats, Jörg Niedergesäß, der damalige Leiter der Fußballabteilung des SC Baldham, der in ihm seinen würdigen Nachfolger als 1. Vorstand des SC Baldham erkannte! Kaum dazu gewählt war er dann sogleich Torwart und Stürmer, und als solcher ist er immer noch amtierender Torschützenkönig der Senioren. Auch als Platz- und Zeugwart war und ist er sich nicht zu schade, selbst für die Linien auf dem Spielfeld legt er Hand an. Auch heute noch ist die Vorbereitung eines Spiels für ihn ein Highlight. Liebevoll hängt er die Trikots, die Hose und die Stutzen in der Kabine für jeden Spieler an dessen eigenen Haken. Die technische Leitung übernahm er noch zusätzlich, angefangen von der Organisation des Spielbetriebs, der Versorgung der Herrenmannschaften, Ordnungsdienst, dem Fahrservice, der Ersten Hilfe auf dem Spielfeld, ,…kurz er ist „Mädchen für alles“.
Die Jugend lag ihm von Anfang an am Herzen. Er übernahm zusätzlich das Amt des Jugendleiters und schließlich trainierte er auch noch eine Jugendmannschaft. Das entwickelte sich langsam zu einem Fulltimejob! Fußball ist seine Leidenschaft und da müssen selbst seine beruflichen Aufgaben immer noch für den jetzigen SCBV hinten anstehen. Auch durch sein Zutun fusionierte der SC Baldham mit dem VF Vaterstetten. Zusammen mit seinem Freund Sepp Schmid, damals 1. Vorstand der Fußballabteilung des SCB, seinen Kollegen und Herrn Mahr mit seinen Vorstandsmitgliedern vom VFV wurde im Jahr 2007 die Fusion beider Vereine beschlossen, ein schwerer Schritt, aber ein großer Segen für beide Vereine. Die Abteilung Fußball ist mittlerweile der größte Fußballverein in Bayern, der Verein mit den meisten im Spielbetrieb gemeldeten Mannschaften.
Herr Rainer Kiffl ist heute noch als „ehrenamtliches Mädchen für alles“ im Verein aktiv. Er investiert immer noch wöchentlich 12 bis 15 Stunden Freizeit in diese Herzensaufgabe. Nur mit solchen Personen kann ein Verein überleben. Die Gemeinde Vaterstetten bedankt sich für die jahrelangen ehrenamtlichen Tätigkeiten bei Herrn Rainer Kiffl mit einer Urkunde und dem Wappenlöwen.
Tauschzentrale Vaterstetten
Im Juni 1973 hatten Ruth Mechtersheimer, Annemarie Sussmann und Hildegard Elsässer eine Idee: Sie wollten einen sozialen Beitrag leisten, etwas für die Umwelt tun, nachhaltig wirtschaften und Nutzbares wieder dem Kreislauf zuführen – so entstand die Tauschzentrale für Kinder- und Jugendbekleidung, die heuer ihr 40-jähriges Bestehen feiert. Mit Unterstützung von Gemeinde und Schulleitungen konnten Räumlichkeiten in den Schulen, zunächst in Baldham und nun schon seit etlichen Jahren in der Grundschule an der Wendelsteinstraße gefunden und genutzt werden. Jeden Mittwochnachmittag werden alle möglichen Artikel rund um die Themen Kinder und Familie, vor allem Kleidung, Schuhe, Bücher und Spielzeug angeboten. Für jeden Artikel wird eine kleine Annahmegebühr erhoben. Wenn die Ware verkauft wurde, wird der Verkaufspreis gutgeschrieben, die Auszahlung erfolgt jederzeit auf Anfrage. Mindestens vier Jahre lang wird die Gutschrift aufbewahrt. Artikel, die am Ende der Saison weder verkauft noch abgeholt wurden, werden an soziale Einrichtungen gespendet, ebenso wie die Guthaben, die durch die erhobenen Gebühren entstehen.
In langjähriger ehrenamtlicher Arbeit werden der Betrieb und die Organisation der Tauschzentrale von engagierten Frauen gestaltet. Mein Dank gilt insbesondere dem ständigen Team, welchem Lizzy Maier, Evelyn Ney, Helga Böhm und Judith Brill angehören. Als Anerkennung darf ich Ihnen jedoch heute den Wappenlöwen für das gesamte Team, Urkunden, Blumen und einen Gutschein im Wert von 250 Euro für ein gemeinsames Essen überreichen.