Quelle: privat

Theaterpreis für Pandemie-Produktion

von Catrin Guntersdorfer

Kunst und Kultur sind von den Folgen der Corona-Pandemie besonders hart getroffen worden. Aus der Not eine Tugend gemacht hat ein Münchner Amateurtheater-Ensemble, von dem zwei Regisseure und Schauspieler hier in Vaterstetten leben: Franziska Metz und Markus Fath wollten sich selbst und den Kollegen aus ihrer Theatergruppe in dieser unsicheren Zeit eine kreative Aufgabe gegeben. Für ihre Idee, via Zoom-Call ein Theaterstück aufzuführen, sind sie nun sogar mit dem Deutschen Amateurtheaterpreis ausgezeichnet worden.

Markus Fath als Mephisto in Goethes Faust

„Als Corona und der erste Lockdown kam, wusste keiner von uns Schauspielern, was er tun soll, wir waren wie alle anderen auch paralysiert und sehr verunsichert“, erinnert sich Franziska Metz an den März 2020 zurück. „Mein Mann kam schließlich auf die Idee, dass man auch ein Theaterstück über einen Video-Chat aufführen könnte, wenn jetzt schon alle so arbeiten.”  Von der Idee, aus Goethes Faust den „Prolog im Himmel“ mittels Video-Call umzusetzen, war  das “Theater Ensemble TGSM”, das rund 70 Schauspieler umfasst, schnell begeistert. Die Umsetzung gestaltetet sich dann aber doch recht aufwändig. „Einige unserer Schauspieler sind nicht besonders technikaffin“, lacht Markus Fath, der selbst in der IT-Branche tätig ist. „Per Whatsapp-Video-Call musste einigen erst erklärt werden, wie sie die nötigen Programme auf ihrem Computer installieren.“

Das Wohnzimmer, Schlafzimmer, die Küche oder der Flur: Die Sets wurden in der kompletten Wohnung aufgebaut.

Basilikum-Topf als Spielpartner

 Trotzdem blieb die Kernmotivation, alle Ensemble-Mitglieder an dem Projekt teilhaben zu lassen. Mit der Lösung der technischen Probleme allein war es jedoch nicht getan. „Es musste sich auch jeder zu Hause selbst schminken, jeder musste sein Set selbst einrichten“, erklärt Franziska Metz. “Und auch die Spielsituation war für alle völlig neu.” Damit die Verbindung im virtuellen Raum über eine kilometerweite Entfernung entstand, mussten die Akteure genau überlegen, ob ihr Spielpartner auf dem Bildschirm oben, unten, links oder rechts zu sehen war. Keine leichte Aufgabe. „Da musste dann schon mal der Basilikumtopf auf dem Fensterbrett als Ansprechpartner zum Spielen herhalten“, lacht Franziska Metz. 

Lohn für die Mühen

Das Bügelbrett als wichtigste Requisite- Markus Fath und Franziska Metz wissen sich zu helfen. (Foto:Jens Treptow)

Im Laufe der Zeit verfeinerte die Gruppe ihre Tricks jedoch immer weiter und konnte schließlich trotz virtuellen Raums den Eindruck einer richtigen Bühne vermitteln. „Wir hatten alle einen Riesenspaß bei der Arbeit. Es war letztendlich wie eine richtige Bretter-Produktion. Wobei wir es inzwischen spaßeshalber Bügelbretter-Produktion nennen, da das Bügelbrett als Ersatzstativ für unserer Laptops herhalten musste, wenn wir im Stehen spielen wollten. Das Bügelbrett wurde zur wichtigsten Requisite!“, so Markus Fath. Inzwischen kann man auf YouTube 8 Spielszenen aus Goethes Faust sehen, für die Umsetzung der „Walpurgisnacht Teil 1 + Teil 2“ wurde das Ensemble jetzt sogar mit dem Deutschen Amateurtheaterpreis in der Kategorie „Darstellende Künste in Zeiten der Pandemie” ausgezeichnet. „Manchmal ist bei der Aufführung – wir haben jedes Mal eine richtige Premiere gehabt – alles so stimmig abgelaufen, dass die Zuschauer am Computer vielleicht gar nicht mehr gemerkt haben, dass die Schauspieler alle einzeln bei sich zu Hause spielen“, erklärt Franziska Metz. „Für uns war das Feeling tatsächlich von der Probe bis zur Aufführung genauso wie bei früheren Theaterstücken.“ 

Von Jung bis Alt konnten alle am Theaterprojekt mitwirken.

Alle konnten teilhaben

Etwas fehlte dem Paar dann aber doch. „Es gibt eben leider keine Rückmeldung vom Publikum. Das ist sehr schade. Wir haben uns zwar immer im Anschluss gegenseitig Applaudiert, aber das ist eben nicht dasselbe“, so Franziska Metz. Um so mehr freuen sich die beiden, aus über 50 Teilnehmern am Deutschen Amateurtheaterpreis als Sieger hervorzugehen. „Es hat uns so viel Spaß gemacht und extrem viel bedeutet, eine Aufgabe zu haben. Wichtig war uns, dass wirklich alle, vom jüngsten Ensemble-Mitglied mit 10 Jahren, bis zur Grande Dame mit über 80 Jahren, alle an diesem Projekt mitwirken konnten.“ Und Markus Fath ergänzt: „Es gibt so viele Menschen, die ihr ganzes Leben lang, beispielsweise wegen einer Krankheit, in einer Art Dauer-Lockdown leben müssen. Wenn wir eins durch den Lockdown gelernt haben, dann, dass man über den Weg, den wir gegangen sind, alle an der Kunst teilhaben lassen kann. Das freut uns!“ 

Zu sehen sind die Szenen alle auf Youtube.