Schienenstegdämpfer für Vaterstetten

von edithreithmann

Was die Eröffnung des Brennerbasistunnels in 2026 konkret an Auswirkungen für die Gemeinden Haar, Vaterstetten und Zorneding hat, blieb an diesem Abend (16.03.) unklar. Die Bürgermeister der drei Gemeinden waren anwesend. Michael Schmidt, Thorsten Gruber und Henning Schwarz von der Deutschen Bahn bemühten sich um Aufklärung. Sie stellten Lärmschutzmaßnahmen in Höhe von 1,12 Mio Euro für Haar, 1,54 Mio für Vaterstetten und 135.000 Euro für Zorneding in Aussicht. Wieviel zusätzliche Züge, welche Zunahme an Lärm und Erschütterungen auf die Gemeinden zukommen wird, konnte nur mit Prognosen dargestellt werden. Es sind ja auch noch 9 Jahre bis dahin.

„Der Brennerbasistunnel wird den transalpinen Verkehr verändern, aber wie und wie schnell, das ist noch unklar“, sagte Michael Schmidt, Sprecher der Bayerischen Großprojekte der Deutschen Bahn. In Bayern existiert ein Streckennetz von 5.960 Kilometern und jeder vierte Zug in Deutschland fährt von, nach oder durch Bayern. Dieses Netz soll bis 2020 mit 6,4 Milliarden Euro in Schienenwege und Bahnhöfe erweitert werden. Bis dahin wird auch die Verkehrsleistung im Güterverkehr um 38 Prozent zunehmen. Die Verlagerung von Straße auf Schiene ist seitens der Deutschen Bahn natürlich erwünscht und soll umweltschonender sein (Reduktion CO2-Emmissionen und Halbierung des Schienenlärms).

Tirol und Südtirol profitieren vom Brennerbasistunnel

Der Brennerpass als zentrale Nord-Süd-Achse ist straßentechnisch am Limit. 50 Millionen Tonnen Fracht fließen jährlich über dessen Autobahnen. „In Südtirol ist die Bahn der Freund“, so Schmidt. Dort besteht der größte Wunsch, dass der Verkehr auf die Schiene muss. Da laut Aussage der Deutschen Bahn zum jetzigen Zeitpunkt der Schienenverkehr am Brenner ausgereizt ist, baut Österreich zusammen mit Italien mit Hochdruck am Brennerbasistunnel. Über die Zufahrtsstrecken durch Bayern machen sie sich weniger Gedanken. „Wir suchen dafür langfristig tragfähige Lösungen für die Menschen entlang der Strecke“, erklärte Schmidt und ergänzte „der leisen Bahn gehört die Zukunft“.

Deutliche Zunahme des Güterverkehrs auf der Schiene

„Der Güterverkehr ist das Lärmproblem“ so Henning Schwarz, Leiter Umweltschutz DB Netz AG. Er stellte in Aussicht, dass durch das Schienenverkehrsminderungsgesetz der Bund ab 2020/21 eine Lärmminderung erreichen möchte „Ein lauter Zug darf fahren, aber er muss langsam fahren wie ein leiser Zug“, erklärt Schwarz. Zusätzlich wird vom Bund jährlich 100-120 Millionen Euro in Lärmschutzprogramme investiert. Auch gibt es Neuregelungen wie Aufhebung der 74er Regelung (also was nach 1974 gebaut wurde, hatte keinen Anspruch auf Lärmschutzunterstützung, dies musste die Kommune übernehmen) und es soll kein Unterschied mehr zwischen Wohn- und Mischgebiet gemacht werden.

Konkret für die drei Gemeinden stellte Henning Schwarz drei Folien vor (siehe Fotos). So soll in Vaterstetten durch die Schienenstegdämpfer, Schienenstegabschirmung und die umgerüsteten Güterwagen eine Dämpfung von 2-3 Dezibel bringen.

Drittes und viertes Gleis für das Inntal – Bevölkerung soll mitreden

Torsten Gruber, Projektleitung Brenner Nordzulauf stellte das Dialogverfahren für die Neubaustrecke durch das Inntal mit einem Motivationsvideo vor. Darin wird erklärt, dass für das erhöhte Zugaufkommen im Inntal ein drittes und viertes Gleis gebaut werden muss und das in Abstimmung und durch Mitsprache der Bevölkerung. „Wir werden mit den Menschen reden und alles prüfen und beantworten“, so Gruber. Eine erfreuliche Entwicklung, denn die Bürgermeister im Raum Rosenheim hatten ja viel Wind gemacht, als sie von den Plänen der Deutschen Bahn zum Bau der zwei zusätzlichen Gleise erfahren hatten. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt war vor kurzem vor Ort. Und eine Zusammenarbeit mit der ÖBB (Österreichischen Bundesbahn) ist angekündigt.

400 Züge täglich als maximale Kapazität auf den vier Gleisen

Nach Beendigung der Vorträge der Herren der Deutschen Bahn schnellten die Arme der Besucher nach oben. Und die Fragen wurden im Dreierblock aufgenommen, also nicht einzeln abgearbeitet. Eine geschickte Taktik. So erklärte eine Anwohnerin aus dem Sonnenweg „Wir merken den Unterschied zwischen Personen – und Güterzug. Beim Güterzug wackeln bei uns die Gläser im Schrank. Auch der Meridian ist nicht leise, einige Züge rattern“. Dazu antwortete Henning Schwarz: „Lärm ist kompliziert, Erschütterung ist schwierig“. Schall ist noch messbar. Für Erschütterungen müssten viele Messungen gemacht werden. Es ist noch ein Projekt am Laufen, aus dem sich die Bahn erhofft diesbezüglich vorwärts zu kommen. Tatsache ist die Strecke soll für 400 Züge täglich als maximale Kapazität für die vier Gleise ausgelegt sein.

Der Anwohner Seebauer aus der Frühlingstraße brachte den einmal im Gespräch gewesenen Eisenbahntunnel Trudering bis Grafing ins Gespräch. Dazu gäbe es keinen Planungsauftrag, so die Deutsche Bahn.

Der anwesende Bundestagsabgeordnete Ewald Schurer (SPD) aus Ebersberg meldete sich zu Wort und verwies auf die geplante Mühldorfer Strecke, also den zweigleisigen und elektrifizierten Ausbau Kufstein, Rosenheim, Landshut, Regensburg, Hof zu den deutschen Seehäfen. „Der Güterverkehr muss über den Ostkorridor, ein Großteil des Güterverkehrs wird nicht nach München geführt werden“, so Ewald Schurer. Ein Zornedinger Anwohner bemängelte die lächerlichen 300 Meter Schienenstegdämpfer und forderte mehr Lärmschutzwände. Ihn bestätigte ein Baldhamer vom Karwendelplatz: „Es gehört eine Lärmschutzwand zwischen Baldham und Vaterstetten gebaut“.

Bleibt zu hoffen, dass die zahlreichen Fragen, die die drei Herren mitgenommen haben auch Gehör finden. Wobei, wie sagte Gabriele  Müller, Haars Bürgermeisterin (SPD) bei der Fragerunde: „Ihre in der Übersicht angegebenen Straßen für Haar liegen gar nicht in Haar, sondern in Trudering, was wir Ihnen auch mitgeteilt haben. Außerdem hat von der vorhandenen 4,5 km Lärmschutzwand unsere Gemeinde 3 km selbst bezahlt. Keine vertrauensbildenden Maßnahmen der Deutschen Bahn.“ Sie weiß ein Lied von der Zusammenarbeit mit der Deutschen Bahn zu singen. Hat die Gemeinde Haar doch fast 10 Jahre für den Umbau des Bahnhofs gekämpft. In diesem Monat startet er endlich. Bezahlt durch die Gemeinde.

Einige Impressionen vom Informationsabend der Deutschen Bahn in Vaterstetten (16.03.) (alle Fotos: B304.de):

Geplante Lärmschutzmaßnahmen für Haar

 

Geplante Lärmschutzmaßnahmen für Vaterstetten

 

Geplante Lärmschutzmaßnahmen für Zorneding