Hüttenzauber im Luxus-Chalet

von Eva Bistrick

Übernachten in einer schnöden Berghütte mit Außentoilette und eiskaltem Wasser aus der Pumpe am Bach? Fragt man Reiseprofis und Trendforscher, ist das Vergangenheit – und zwar schon vor Corona. So genannte Chalet- oder Almdörfer erfreuen sich nicht nur in Österreich und der Schweiz, sondern auch hier in Deutschland, wie im Chiemgau oder in der Eifel, immer größerer Beliebtheit.

Ob für den kurzen Skiurlaub, kleine Wellness-Fluchten oder einen Wandertrip – viele Menschen, die Privatsphäre schätzen (und das nötige Kleingeld haben), entscheiden sich bewusst für eine Auszeit in einer urigen Holzhütte. Dabei trifft es die Bezeichnung „Hütte“ nicht wirklich: Zwar sieht das Ganze von außen aus wie eine kleine Blockhaus-Siedlung – doch während man in einer Ferienwohnung ganz auf sich selbst gestellt ist, bietet so ein Almchalet zahlreiche Annehmlichkeiten wie täglichen Handtuchwechsel, Zimmerreinigung, Kaminholzlieferung und (kontaktlosen) Frühstücksservice. Hier genießt man rustikales Hütten-Flair und gleichzeitig den Service eines Luxus-Hotels: Das Wunsch-Frühstück kommt nicht als Buffet von 8-10 Uhr daher, sondern wird wie von Zauberhand in den frühen Morgenstunden am eigenen Esstisch aufgedeckt (und anschließend zur Wunschzeit wieder abgeräumt). Im Chalet selbst stehen den Urlaubern eine voll ausgestattete Küche, eine gemütliche Wohlfühlecke mit Kamin sowie ein eigener Wellness-Bereich zur Verfügung. Das heißt: machen, was man will, wann man es will – ohne beispielsweise auf feste Speise- oder Öffnungszeiten oder Dresscodes achten zu müssen. Das Abendessen wird auf Wunsch ins Chalet gebracht oder im angeschlossenen Gasthof, nur wenige Schritte entfernt, stilgerecht serviert. Ist das der ultimative Kurzurlaub? Wir haben uns für Sie Chalets genauer angesehen.

PRECHTLGUT, WAGRAIN: FÜR DESIGNVERSESSENE SKIHASERL

Prechtlgut

Hier sieht es fulminant chic aus – was den klassischen Wintersportler aber keineswegs abschrecken sollte. Die im Dezember 2018 eröffneten Chalets von Carina und Manuel Aster liegen direkt gegenüber der Skistation mit Blick auf die Grafenbergbahn Wagrain im Salzburger Pongau. Die insgesamt acht Häuser sind mit allem ausgestattet, was das Herz begehrt – großzügige Wohnbereiche mit offenem Kamin, moderne Smart-TVs, umfassend ausgestattete Küche mit Weinkühlschrank sowie eine ansprechende Wellness-Zone mit Sauna und Hot Tub auf der Terrasse sind nur einige Highlights. Sobald man eintritt, bringt einen der Duft von Zirbenholz sofort in eine andere, gemütlichere Welt. Für einen erholsamen Schlaf sorgen bequeme Matratzen – vorbeifahrende Autos sind kaum zu hören. Wer hier nach dem Einkehrschwung noch Geselligkeit sucht, fand (vor Corona) im Ort Wagrain jede Menge Möglichkeiten – oder im hauseigenen PrechtlStadl bis 21 Uhr gediegenen Apres-Ski. Hier gibt es auch die ein oder andere kulinarische Leckerei: Auf der Speisenkarte stehen Klassiker wie Wildgerichte, Wiener Schnitzel, Regenbogenforelle und Entrecote, und dazu Liköre und selbstgebrannte Schnäpse. Bei aller Hingabe zu Style & Design – vielleicht braucht es noch etwas mehr Routine, bis alle Abläufe perfekt ineinandergreifen und das urige Gefühl so richtig überschwappt. Wir sind sicher, mit ein bisschen Patina kann das Prechtlgut bald sein selbst gewähltes Credo „Wohnen wie damals, mit dem Luxus von heute“ zu 100 Prozent erfüllen. Die Voraussetzungen könnten jedenfalls besser nicht sein.

Übernachtung ab 240 Euro pro Person / je nach Chalet

PRIESTEREGG, LEOGANG: DER ULTIMATIVE AUSBLICK

Foto: Günter Standl

Mit seinen 16 Chalets, dem Restaurant „Huwis Alm“ und dem mittig angelegten Dorfplatz mit vielen stimmungsvollen Sitzecken vermittelt das Priesteregg den Anschein eines ursprünglichen, gewachsenen Dorfes. Nicht nur das liebevoll angerichtete Frühstück, auch Wellness-Anwendungen finden in den Chalets statt. So noch nie gesehen: Am Dorfrand lädt ein „Waldbad“ mit zwei Badewannen, Massageliegen und Relaxschaukel zum Entspannen mit Alpenpanorama ein. Die besonders imposanten neuen Häuser „Villa Etaner“ und „Wilderer Villa“ kommen dabei sowohl architektonisch als auch technisch noch raffinierter daher als die eh schon sehr eindrucksvollen Chalets „Willy Bogner“ und „Louis Trenker“. Nie hatten wir mehr Privatsphäre genießen können, noch nie einen ungetrübteren Ausblick auf ein wunderschönes Berg-und-Tal Panorama.

Übernachtung ab 276 Euro pro Person / je nach Chalet

AUSZEIT CHALETS, HÜTTSCHLAG: HERZLICHER GEHT’S NICHT

Auszeit-Chalet

Nur sechs Auszeit-Chalets gibt es, auf die sich die uneingeschränkte Gastfreundschaft des Ehepaars Prommegger regelrecht ausschüttet wie ein Füllhorn. Hier bekommt sogar der Hund sein persönliches Deckchen samt Trinknapf und Begrüßungskärtchen. Was die Innenausstattung anbelangt, fehlt es auch hier an nichts: Alle Häuser, allesamt mit Blick auf Bergpanorama und Schwimmteich, verfügen über eine eigene Sauna mit Außendusche, eine gemütliche Küche auf dem neuesten Stand der Technik, eine Stube mit Kamin und Esstisch. Besonderes Highlight ist der nicht einsehbare Hot Tub auf der eingezäunten Terrasse – und das offene Badezimmer mit großzügiger Dusche. Das klingt nach Luxus, das ist auch Luxus – doch überladen wirkt das Auszeit[1]Chalet zu keiner Zeit. Jedes Detail passt an den Platz, den ihm das Gastgeber-Ehepaar mit viel Gespür für Ästhetik und Komfort gegeben hat. Dafür haben sie auch für so manche Idee lange getüftelt: TV, Musik und Raumtemperatur werden mit einem Tablet gesteuert, der Fernseher kann in der Wand versenkt werden. Aber: Bei allen technischen Finessen soll hier vor allem die Auszeit zelebriert werden. In den Schubladen finden sich Bücher und Gesellschaftsspiele, am Garderobenhaken ein Rucksack für spontane Wanderungen. Das morgendliche Frühstück wird nicht nur mit einer täglichen Chaletzeitung serviert, sondern auch mit Wurst und Schinken aus der eigenen Metzgerei, köstlichen Käsesorten, ofenfrischem Gebäck und dazu so viel Eier wie man nur möchte … außerdem frisch gepresste Säfte, Honig und Marmeladen, aber auf Wunsch auch Räucherlachs und Obstsalat – ohne Aufpreis! Am Nachmittag wartet an drei Tagen die Woche selbst gebackener Kuchen im Chalet. In der Auszeit Alm tafeln abends ausschließlich Chalet-Gäste – sehr diskret und unglaublich heimelig, mit einer erstklassigen Speisenkarte und echter Gastfreundschaft.

Übernachtung ab 230 Euro pro Person/ je nach Chalet, zzgl. Servicepauschale 100 Euro