“Eine Fortbildungsveranstaltung”

von Markus Bistrick

In den CSU Farben angestrahlt, wiesen die Bäume exakt 250 Gästen den Weg zum politischen Aschermittwoch der CSU Vaterstetten-Parsdorf. Keine Person mehr durfte in den restlos ausverkauften Saal beim Altschütz – wegen feuerpolizeilicher Auflagen. Wer sich aber eine Karte hatte sichern können, dem war auch der Spaß sicher: Fraktionsvorsitzender Michael Niebler als Fastenredner ließ beim traditionellen Derblecken keinen der Polit-Prominenz aus: Besonders Bürgermeister Georg Reitsberger, der ja bekanntlich nicht von der CSU gestellt ist war ihm dabei ein besondes Ziel.      

Michael Niebler bei seiner bekannt humorvollen Aschermittwochsrede im "Altschütz".
Michael Niebler bei seiner bekannt humorvollen Aschermittwochsrede im “Altschütz”.

 

Gerne hatte Reitsberger zugesagt, so Niebler, denn für ihn sei der Politische Aschermittwoch der CSU eine Fortbildungsveranstaltung. Auf das Wahlplakat der freien Wähler mit dem Slogan „Wir haben den Bürgermeister und stehen hinter ihm“ konterte Niebler: dass das Verb „haben“ doch im deutschen Sprachgebrauch „als Eigentum besitzen“ bzw. „über etwas verfügen“ bedeute. Schorsch sei doch sicher nicht Eigentum einer politischen Gruppierung, und über ihn verfügen könnten die Freien Wähler schon gleich gar nicht! „Wir stehen hinter ihm“ sei auch nur dann richtig, wenn die Freien Wähler ergänzt hätten: „wenn von vorne geschossen wird“. Als Beispiel nannte Niebler die Abstimmung über den Auslobungstext der neuen Grund- und Mittelschule – immerhin ein Projekt mit einem Bauvolumen von „mickrigen“ 40 Millionen Euro: „Wer hat da dafür gestimmt: Schorsch Reitsberger und die CSU-Gemeinderäte!! Alle anderen waren dagegen, auch die Freien Wähler, und alle aus unterschiedlichen Gründen.“

Statt Besprechungstisch eine Hängematte

Auch Landrat Niedergesäß bekam sein Fett ab: „Als Bürgermeister musste er zwölf Jahre harte Entbehrungen in Kauf nehmen. Und als Landrat hat er dann festgestellt, dass man mit deutlich weniger Arbeit deutlich mehr verdienen kann.“ Weiter hätte Niedergesäß sein neues Büro im frisch renovierten Landratsamt beim Architekten gleich umgesaltet mit den Worten: „Den Besprechungstisch können Sie gleich wieder mitnehmen, hängen Sie mir an der Stelle lieber eine Hängematte auf.“

Und mit Blick auf den Miesbacher Landrat empfahl Niebler mit dem heutigen Tag einen Spendenfonds anzulegen, dass sein Abgang irgendwann dann auch gebührend gefeiert werden könnte.

Selbstverständlich wusste der CSU Fastenredner auch über die Kandidaten auf der Liste etwas zu sagen: Ob Benedikt Weber, der den Jakobsweg meisterte, oder Michelino Capezzuto dem Niebler ganz unglaubliche Beichten beim Diakon unterstellte. Karl Wieser, dem Elektriker legte er in den Mund: „die Elektriker waren eindeutig die ersten Handwerker auf der Welt. Als Gott sprach, es werde Licht, hatten wir schon die Leitungen verlegt.“

Wenn auch eigentlich die Politik der CSU und die Vorstellung der Gemeinerats- und Kreistagskandidaten bei diesem politischen Aschermittwoch das wichtigste Anliegen hätte sein müssen, sei er – so Niebler von sich selbst – aber doch kein Vorbild für den amtierenden Bürgermeister: „Schorsch“, habe ich zu ihm gesagt, „von mir kannst Du Dir am Aschermittwoch nichts abschauen, denn an diesem Abend lästere ich über meine Zeitgenossen, und Du lobst immer nur alle.“