Der Mensch formt die Natur

von edithreithmann

Im Deutschen Museum gibt es noch bis Ende September die sehenswerte Ausstellung: „Willkommen im Anthropozän“. Es geht um große Fragen: Wie hat die Menschheit das Gesicht unserer Erde verändert? Was sind die Folgen für die Natur und den Menschen? Und sind die Veränderungen so stark, dass wir bereits von einem neuen Erdzeitalter, dem Menschenzeitalter oder Anthropozän sprechen können?

Wie aktuell diese Fragen sind, unterstreicht auch eine Arbeitsgruppe des Internationalen Geologischen Kongresses in Kapstadt, die gerade gefordert hat, das Anthropozän sollte in die geologische Zeitskala übernommen werden. Denn die Veränderungen durch den Menschen seien „dauerhaft und manche sind praktisch unumkehrbar”, erklären die Geologen.

„Willkommen im Anthropozän“ behandelt die wichtigsten Fragen dieses Menschenzeitalters: Wie verändert die Verstädterung die Erde, wie das Reisen? Welche Rolle spielen Digitalisierung und künstliche Intelligenz? Wie formt der Mensch die Natur um, wie produziert er seine Lebensmittel, wie greift er in die Evolution ein? Da ist ein gehäkeltes Korallenriff ebenso zu sehen wie ein Modell der „Clock of the Long Now“, einer Uhr, die die Zeit in den nächsten 10 000 Jahre anzeigen soll. Es gibt Roboter und lebende Pflanzen, faszinierende Satellitenbilder der menschengemachten Erde – und auf einem Laufband werden Tier- und Pflanzenarten gezeigt, die vom Menschen in neue Lebensräume eingeschleppt wurden.

Am Ende der Ausstellung kann jeder seine Wünsche aufschreiben (Foto: Deutsches Museum)
Am Ende der Ausstellung kann jeder seine Wünsche aufschreiben (Foto: Deutsches Museum)

Kuratorin Nina Möllers ist hochzufrieden mit der Resonanz: „Rund 170 000 Menschen haben sich die Ausstellung bisher schon angesehen.“ Und an den Reaktionen zeigt sich, dass die Ausstellung etwas in den Köpfen der Besucher bewirkt. Denn in einem Feld von Papierblumen können Besucher ihre Hoffnungen, Wünsche und Ängste für die Zukunft niederschreiben – die Blätter werden später eingesammelt und zu Büchern gebunden. Hier finden sich rührende Kommentare von Kindern, die später einmal Autos bauen wollen, die keinen Treibstoff mehr brauchen. Oder Appelle, dass „wir jetzt schon handeln müssen, um unsere Erde für unsere Urenkel in einem akzeptablen Zustand hinterlassen zu können“. Oder, kurz auf den Punkt gebracht, der Kommentar des bayerischen Musikers Haindling alias Hans-Jürgen Buchner: „Leid, hoits zam, sunst dauert‘s nimma recht lang.“

Seitdem der neue Verbindungsgang des Deutschen Museums geöffnet ist, ist der Weg für die Besucher in die Sonderausstellung deutlich einfacher geworden: Der Verbindungsgang führt direkt dorthin. “Der Anthropozän” ist noch bis 30. September zu sehen – täglich von 9 – 17 Uhr zu den normalen Öffnungszeiten des Deutschen Museums. An Wochenenden gibt es regelmäßig kostenlose Führungen um 11 und 14 Uhr. Für den Besuch ist nur der normale Museumseintritt fällig.