50 Jahre Partnerschaft

von b304

2024 feiert die Partnerschaft Grasbrunn-Le Rheu ihren 50. Geburtstag. Vom 28. April bis 2. Mai erwartet die Gemeinde Grasbrunn über 50 Gäste aus der bretonischen Partnergemeinde Le Rheu. Gelegenheit zum gemeinsamen Feiern gibt es am Montagabend, den 29. April in der Maibaumwachhütte in Neukeferloh (Leonhard-Stadler-Straße 18), der ganz im Zeichen der deutsch-französischen Freundschaft steht – gemäß dem Motto „Bienvenue du Rheu“ – und natürlich beim Maifest am 1. Mai. Herzlich willkommen sind Gäste auch bei der feierlichen Namensgebung des Neukeferloher Kreisels, der zu Ehren der Partnergemeinde am Dienstag, den 30. April um 16 Uhr in „Le Rheu-Kreisel“ benannt wird.

Die beiden Studentinnen Cornelia Mirow und Francoise Missonnier, auf deren Freundschaft die Partnerschaft gründet (Foto: privat)

Europäisch denkende Gemeinderäte ergreifen die Initiative
1973 reifte im Gemeinderat die Idee, eine Partnerschaft mit einer französischen Kommune ins Leben zu rufen. Der von Charles De Gaulle initiierte Élysée-Vertrag, wie der deutsch-französische Freundschaftsvertrag von 1963 genannt wird, jährte sich zum zehnten Mal. Familie Mirow, die von einem
erfolgreichen Studentenaustausch zwischen ihrer Tochter Cornelia und Françoise Missonnier, der Tochter der damaligen Zweiten Bürgermeisterin von Le Rheu, berichtete, reagierte auf einen Aufruf in den Grasbrunner Nachrichten. Es wurde schnell klar: Le Rheu und Grasbrunn passen gut zueinander. Beide Orte waren ähnlich groß und gut strukturiert, und die bestehenden Beziehungen überzeugten den Gemeinderat.

Die bretonische Eiche beim Rathaus wird gepflanzt, 1978 (Foto: privat)
V.l.: Bürgermeister Jean Auvergne und Dr. Wolf-Udo Wagner, der erste Offizielle Gast in Le Rheu, 1974 (Foto: privat)


Erste offizielle Kontakte wurden geknüpft…
…und Besuche auf privater Ebene unternommen. Gemeinderat Giebler besuchte Familie Missonnier,
Familie Barbedet wurde von den Wagners empfangen. Bereits 1974 beschlossen beide Gemeinden einen Jugendaustausch – mit Erfolg, denn was mit fünf Jugendlichen begann, führte zu jährlichen Reisen von bis zu 25 Jugendlichen in die Partnergemeinden. Zusätzlich gab es dreiwöchige Schulaustausche zwischen der Hauptschule Haar und dem CES Le Rheu (Collège d’Enseignement Secondaire). Seit 2013 bis heute existiert mit dieser Schule wieder ein Schüleraustausch im gegenseitigen Wechsel mit dem Gymnasium Kirchseeon.

Jugendaustausch 1984 (Foto: privat)

Der erste Jugendaustausch wurde sorgfältig vorbereitet
Das war Bürgermeister August Simader wichtig! Er schickte Gemeinderat Dr. Wolf-Udo Wagner als seinen offiziellen Vertreter zur Besprechung des weiteren Vorgehens nach Le Rheu. Frau Missonnier
erwartete einen großen, blonden, breitschultrigen Deutschen. „Mein Mann war aber weder blond noch breitschultrig“, zwinkert Ingrun Wagner, ehemalige Vorsitzende und Ehrenpräsidentin des Partnerschaftskomitees Grasbrunn-Le Rheu, verschmitzt. „Und Wolf-Udo zwängte sich in Anzug und Krawatte, weil doch Franzosen förmlicher waren – so dachte man jedenfalls. Als Bürgermeister Jean
Auvergne ihn dann höchstpersönlich im Freizeitlook abholte, war mein Mann sehr erstaunt. Noch oft
mussten Klischeevorstellungen korrigiert oder angepasst werden.“
Offizielle Beurkundung
In den Jahren 1975 und 1976 besuchten dann die Bürgermeister Auvergne und Simader die jeweilige
Partnergemeinde, bevor die Partnerschaft offiziell beurkundet werden sollte. Auch Sportler interessierten sich früh für die neue Partnergemeinde. 1976 reiste die TSV-Jugendfußballmannschaft nach Le Rheu, und die französischen Kameraden feierten 1977 das 20-jährige TSV-Jubiläum in Grasbrunn.
Erst 1978 und 1979, nach einer langen Probezeit, unterzeichneten beide Gemeinden würdevoll die
Partnerschaftsurkunden – hüben wie drüben wurde gefeiert. „Als dann anschließend die Luftballons
und die Friedenstauben in den Himmel von Le Rheu stiegen, schauten wir zuversichtlich in die gemeinsame Zukunft”, erinnert sich Ingrun Wagner.
Sichtbare Zeichen der Freundschaft
Auf beiden Seiten fand die Partnerschaft viele Freunde und Förderer. In Le Rheu wurde eine Straße nach Dr. Wolf-Udo Wagner und eine Allée de Grasbrunn benannt, im Technopark in Grasbrunn gibt es den Bretonischen Ring. Beim Le Rheuer Rathaus stehen ein Bayerischer Löwe und eine bayerische Kiefer, in Grasbrunn wurde gemeinsam mit den Franzosen eine bretonische Eiche gepflanzt. Auch in den jeweiligen Rathäusern zeugen einige sichtbare Gastgeschenke von 50 Jahren gelebter Partnerschaft. Manch einer erinnert sich an wunderbare gegenseitige Austausche zwischen Jugendlichen und Erwachsenen sowie Vereinen und Tanzgruppen.
Noch heute treffen sich bei jeder Offiziellen Reise Delegationen zum kommunalpolitischen Erfahrungsaustausch mit Besichtigungen vor Ort. 2010 war es erstmals möglich, eine gemeinsame Kranzniederlegung zum Gedenken an die Opfer der beiden Weltkriege durchzuführen.

Erstmals war im Jahr 2010 eine gemeinsame Kranzniederlegung am französischen Kriegerdenkmal in Le Rheu möglich (Foto: privat)