Quelle: privat

Vielfalt statt Einfalt

von Eva Bistrick

Trockene Sommer, milde Winter, Stürme und Starkregenphasen führen uns ständig vor Augen, dass das Klima sich verändert. Das spüren wir auch in unseren Gärten: vertrocknetes Gemüse, brauner Rasen oder zu viel Regen machen uns das Leben schwer. Was Privatgärtner wissen sollten, um den zunehmenden Veränderungen des Klimawandels zu begegnen, haben wir Landschaftsarchitektin Maria Wirnitzer gefragt, die der breiten Öffentlichkeit eher als 2. Bürgermeisterin der Gemeinde Vaterstetten bekannt ist.

Die Auswirkungen des Klimawandels setzen bereits jetzt vielen heimischen Bäumen zu. So begünstigt Trockenheit die Vermehrung des Borkenkäfers und die Ausbreitung vieler weiterer Schädlinge, wie z. B. des Eichenprozessionsspinners. „Ob wir in 40, 50 Jahren Verhältnisse wie in Spanien haben, ist gut wahrscheinlich“, sagt Landschaftsarchitektin Maria Wirnitzer. „Vorherrschend werden sicherlich lange Trockenperioden und höhere Temperaturen sein. Aber auch eiskalte Wintertage sind nicht auszuschließen.“ Palmen werde es daher auch künftig bei uns eher nicht geben. Welche Bäume werden absehbar in den nächsten Jahren klimabedingt „aussterben“ – also insbesondere hier in unserer Gegend? Maria Wirnitzer: Generell ist zu sagen, dass es Flachwurzler durch die zunehmende Trockenheit besonders schwer haben in der Münchener Schotterebene, wo nach 30 bis 40 cm Boden bereits Kies kommt. Zu den Flachwurzlern gehören Fichte und Birke, aber auch Vogelkirschen reagieren bereits jetzt schon im Sommer mit zeitigem Laubfall. Welche Bäume sollten künftig verstärkt gepflanzt werden? Es gibt eine große Vielfalt an geeigneten Baumarten und diese Vielfalt sollte planerisch genutzt werden. In der Vergangenheit hat man sich zumindest im öffentlichen Raum oftmals auf nur wenige Arten konzentriert (Ahorn, Linde, Platane), im Waldbau auf die Fichte, mit gravierenden Auswirkungen. Wenn diese Baumart durch Schädlingsbefall ausfällt, hat das fatale Folgen, bis zum völligen Verschwinden. Bereits seit einigen Jahren werden sogenannte Zukunftsbäume auf ihre Tauglichkeit für unsere Region getestet. Das sind vorwiegend Arten aus SüdostEuropa, dem östlichen Nordamerika und Vorderasien (die auch kalte Winter haben). Baumarten, die sich gut eignen, sind z.B. Amberbaum, Hopfenbuche, Baumhasel, Zier-Eiche, Eisenholzbaum, Blumen-Esche, Ess-Kastanie. Aber natürlich auch viele unserer heimischen Bäume wie Feld-Ahorn, Hainbuche, Eichen, Rot-Buche oder Tanne. Ändert eine derartige Verschiebung etwas für unsere Tierwelt beispielsweise? Ökosysteme sind sehr komplex und leben von der Wechselbeziehung verschiedener Pflanz- und Tierarten. Fehlt eine Art, kann das natürlich Auswirkungen haben, weil beispielsweise ein bestimmtes Nahrungsangebot fehlt oder sich durch warme Temperaturen zeitlich verschiebt. Das Vorkommen mancher kälteliebender Tier- oder Pflanzenarten wird sich möglicherweise in andere Regionen verlagern, z.B. in höher gelegene Alpenregionen. Im Gegenzug werden zu uns vielleicht Vogelarten, Insekten oder Schmetterlinge einwandern. Eine große Gefahr dabei ist, dass neu eingewanderte Arten in Konkurrenz treten zu den heimischen Arten oder dass es keine natürlichen Feinde gibt, wie z.B. beim Buchsbaumzünsler. Wie können und sollten Privatgärtner jetzt handeln? Abwechslungsreiche Pflanzung erhält die Artenvielfalt. Mein Appell wäre daher, Vielfalt statt Einfalt! Möglichst keine Flachwurzler pflanzen, da die oberen Bodenschichten viel zu schnell austrocknen. Es ist wichtig, der Größe des Gartens angemessen Gehölze zu verwenden und bei kleinen Gärten eben keine Großbäume, die nach zehn Jahren bereits riesig sind und dadurch keinen Platz mehr haben. Und um Nistmöglichkeiten, Schutz und Nahrung für Vögel anzubieten, braucht es Hecken und Sträucher – und Stauden und Blumen für die Bienen