Startschuss für erste Impfungen

von Catrin Guntersdorfer

Im Impfzentrum in Ebersberg haben heute Morgen um 9 Uhr die ersten beiden Landkreisbürger den Covid-19-Impfstoff gespritzt bekommen. Die ersten Dosen wurden August Paul (81) aus Ebersberg und Dr. Konrad Seidl  (84) aus Grafing verabreicht, die alle den Pieks der Spritze gelassen über sich ergehen ließen, soweit man das hinter der Mund-Nase-Schutzmaske erkennen konnte.

Seidl, der selbst Jahrzehnte in Grafing als Hausarzt tätig war, möchte seiner Vorbildfunktion als Mediziner nachkommen: “Ich möchte meinen ehemaligen Patienten zeigen, wie wichtig diese Impfung ist. Ich habe keine Vorbehalte.” Nach der Impfung, unter seinen fachmännischen Augen, zeigte er sich zufrieden. “Mir geht´s hervorragend. Ich habe jetzt nur einen ziemlichen Hunger, weil ich noch nicht gefrühstückt habe!”
Ohne mit der Wimper zu zucken: Konrad Seidl, selbst Arzt, bekam eine der ersten Impfdosen im Landkreis. (Foto: b304)
Auch Alois Freundl (91) und Hildegard Ranner (84) aus Ebersberg hatten sich eigentlich als Freiwillige zum Impfen für den heutigen Sonntag gemeldet und waren von Ebersbergs Bürgermeister Ulrich Proske eingeladen worden.
Im Aufklärungsgespräch stellte sich heraus, dass eine Impfung für Alois Freundl heute nicht möglich ist. Er zog unverrichteter Dinge wieder ab. (Foto: b304)
Auch Hildegard Ranner (84) sah der Impfung gelassen entgegen, musste jedoch ohne eine Corona-Impfung erhalten zu haben wieder nach Hause gehen. (Foto: b304)
Beim Aufklärungsgespräch mit den impfenden Medizinern stellte sich jedoch heraus, dass bei Alois Freundl aufgrund einer Einnahme von blutverdünnenden Medikamenten eine Impfung für ihn derzeit nicht in Frage kommt. Der Rentner nahm´s gelassen: “Dann wart ich halt noch und komm´ein anderes Mal wieder.” Bei Hildegard Ranner ließ eine erst 12 Tage zurückliegende Grippe-Impfung keine weitere Impfung zu.
Einen Impfpass sollte man zum Termin mitbringen- egal wie alt das Dokument ist.(Foto: b304)
Zum offiziellen deutschlandweiten Start wurden dem Landkreis Ebersberg 100 Impfdosen zur Verfügung gestellt. Die anderen Impfdosen werden noch heute und morgen im Laufe des Tags über mobile Teams in den Heimen des “Pflegesterns” in Poing und Anzing geimpft. Pflegeeinrichtungen stehen bei den ersten Impfungen im Fokus, bereits am 29. und 31. Dezember werden je 500 weitere Impfdosen im Landkreis erwartet, ab dann sollen pro Woche 1000 geliefert werden. “Wir haben heute mit den ersten Impfungen begonnen, um die Abläufe hier im Impfzentrum in einer Art Echtbetrieb zu testen”, so Brigitte Keller, Abteilungsleiterin Zentrales und Bildung im Landratsamt Ebersberg. “Dann können wir die nächsten Tage, bis die neuen Impfstoffe kommen noch nutzen, falls etwas optimiert werden muss.” Da der Impfstoff zur Zeit noch sehr begrenzt verfügbar ist, sollen vorerst besonders gefährdete Menschen geschützt und geimpft werden, das sind Personen über 80 und Bewohnerinnen und Bewohnern in Alten- und Pflegeheimen. Unter 80-Jährige sollen frühestens im Februar mit Impfterminen rechnen können.
Mit Sicherheitsabstand warten hier die ersten “Impflinge” mit ihren Begleitern. (Foto: b304)
Nach einer Registrierung am Empfang im Impfzentrum am Sparkassengebäude in Ebersberg wird den  “Impflingen”, wie sie im Fachchargon bezeichnet werden, nach einem kurzen Aufklärungsgespräch über mögliche Risiken und Nebenwirkungen der Impfung, die Dosis gespritzt. Im Anschluss werden sie noch etwa 10 Minuten überwacht. Da langfristig die Impftermine online vergeben werden und so die Patienten schon vorab online erfasst sind, können sie künftig mit einem QR-Code gescannt werden. So sollen lange Wartezeiten umgangen werden.
Jeweils 4 Personen können im Impfzentrum Ebersberg zeitgleich geimpft werden und das alle 10 Minuten- vorausgesetzt es ist genug Impfstoff vorhanden. Ein Pool aus 80 Ärzten, darunter viele Rettungsdienstleistende, Notärzte, aber auch Hausärzte stehen für die Impfungen zur Verfügung. “Wir haben das Augenmerk auf Ärzte gelegt, die fit in der Notfallmedizin und daher auch besonders stressresistent sind”, erklärt Liam Klages, Projektverantwortlicher Verwaltungsleiter der Firma TRESEC, die das Impfzentrum berät und es bei der Umsetzung der Aktion unterstützt. “Wir sind fast überrannt worden von Ärzten, die sich hier gemeldet haben um mitzuhelfen. Sie sehen diese Impfung als eine wichtige Sache und wollen Zusammenhalt signalisieren.” Auch für die Verwaltungsabläufe mussten zahlreiche Arbeitskräfte gefunden werden. “Hier finden sich viele Flugbegleiter die sich von Lufthansa gemeldet haben. Serviceorientiertes Personal ist für ein Impfzentrum natürlich von Vorteil”, freut sich Klages.
In ganz Bayern rechnet man für heute mit 9750 Dosen und über 100 000 für den morgigen Montag. Wieviele Impfdosen dann an die Kreisverwaltungen weitergegeben werden, hängt von der Bevölkerungszahl des Landkreises ab.
Seit vergangener Woche ist eine Hotline zum Impfzentrum aktiviert, bei der sich Impfberechtigte informieren und auch auf eine Warteliste für einen Termin setzen lassen können. Rund 200 Landkreisbürgerinnen und –bürger haben sich dort bereits gemeldet. Die meisten Anrufer haben sich nach der Möglichkeit einen Impftermin zu vereinbaren erkundigt. Andere hatten generelle Fragen zur Impfung und dem Ablauf vor Ort. Wieder andere wollten wissen, wann welche Gruppe an der Reihe ist. Die Hotline ist täglich von 6.00 Uhr bis 22.00 Uhr unter der Nummer 08092 – 86 31 40 erreichbar.
Der Zugang zum Impfzentrum wird streng überwacht. (Foto: b304)
Auch der Landkreis München hat die ersten Impfdosen heute erhalten und mit den Impfungen begonnen. In Haar wurde ein spezielles Impfzentrum in der Wasserburger Lansdtraße eingerichtet – aber natürlich darf man auch hier nicht einfach vorbeikommen. Wie die Verteilung genau ablaufen wird, wer wann und wo einen Termin vereinbaren kann, darüber informiert das Landratsamt.
Die drei Impfzentren in Haar, Oberhaching und Unterschleißheim sollen an sieben Tagen die Woche von 8 Uhr bis 18 Uhr geöffnet sein. Voraussetzung dafür ist natürlich, dass ausreichend Impfstoff zur Verfügung steht. Das Landratsamt rechnet daher damit, dass zunächst nicht durchgehend Termine durchgeführt werden können. Eine Terminvereinbarung ist aber möglich.

Zum Impftermin sind ein gültiger Personalausweis sowie, falls vorhanden, ein Impfpass mitzubringen. Auch wichtige Unterlagen wie ein Herzpass, ein Diabetikerausweis oder eine Medikamentenliste sollten vorgezeigt werden können. Menschen, die sich impfen lassen wollen, erhalten zwei Termine. Den für die Erstimpfung und dann bereits einen weiteren für die Zweitimpfung, die exakt 21 Tage später stattfinden muss.