“Wir müssen uns auf das veränderte Kundenverhalten einstellen.” So begründete der Vorstandsvorsitzende der Kreissparkasse München Starnberg Ebersberg, Josef Bittscheidt, jüngst die Umwandlung der Geschäftsstelle Neukeferloh in eine SB-Servicestelle. Damit gibt es ab Mitte 2016 in der Gemeinde Grasbrunn keinen einzigen Kundenberater mehr. Mit Unterschriftenlisten und einer Facebook-Abstimmung wollen einige Bürger die Verantwortlichen noch einmal zum Umdenken bewegen.
Die rasante technische Entwicklung der vergangenen Jahre und der Siegeszug des Smartphones haben das Kundenverhalten verändert. Die Menschen buchen heute Reisen und kaufen alle Arten von Produkten über das Internet. Anliegen mit Hilfe von ein paar Klicks zu erledigen, wann und wo man will, erleichtert den komplexen Alltag spürbar. “Auch unsere Kunden nutzen alle Kanäle, um Kontakt zur Kreissparkasse aufzunehmen. Einfache Bankgeschäfte erledigen sie online. Und das nicht nur rund um die Uhr, sondern auch von jedem Ort über unsere Sparkassen-Apps auf mobilen Endgeräten”, heißt es in einer Pressemitteilung der Kreissparkasse. Eine aktuelle Statistik des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands zeige den deutlichen Wandel: Auf einen Besuch in einer Sparkassen-Geschäftsstelle kämen 108 Besuche in der Internetfiliale und 192 Kontakte über die Sparkassen-Apps für mobile Endgeräte. Und Kunden kommen im Schnitt nur noch ein- bis zweimal im Jahr zum Beratungsgespräch in die Geschäftsstelle.
“Zukunftsstrategie” nennt die Kreissparkasse, was unter anderem die Umwandlung von Geschäftsstellen in SB-Servicecenter bedeutet. Konkret werden aus 18 Geschäftsstellen mit wenig Kundenverkehr, darunter auch die Filiale in Neukeferloher Saarlandstraße, SB-Center mit Automaten. Dagegen regt sich Widerstand. Unter anderem organisierte die Grasbrunner CSU eine eigene Facebook-Seite, bei der Bürgerinnen und Bürger ihre Stimme für den Erhalt der Geschäftstelle in der jetzigen Form, also mit Kundenberatern, abgeben können. Desweiteren liegt etwa in der Poststelle im Technopark eine entsprechende Unterschriftenliste aus. Insbesondere ältere Menschen seien die Verlierer der Umstellung, heißt es zur Begründung. Viele von Ihnen bereite es Probleme, ihre Geldgeschäfte wie selbstverständlich am Automaten oder online zu erledigen.
“Wegen der Schließung unserer Sparkassenfiliale habe ich ein längeres Gespräch mit dem Vorstand der Kreissparkasse München, Herrn Peter Waßmann geführt und ihm sehr ausführlich und eindringlich dargelegt, dass die beschlossene Schließung insbesondere für unsere älteren Mitbürger massive Nachteile mit sich bringt”, sagt Grasbrunns Bürgermeister Klaus Korneder (SPD) gegenüber B304.de. Auch habe er moniert, dass die von Schließungen betroffenen Gemeinden nicht vorab über die Planungen informiert wurden. Herr Waßmann entschuldigte sich laut Korneder dafür, dass die Gemeinde von der Schließung aus den Medien erfahren musste. Grundsätzlich hält die Kreissparkasse an der Schließung, die der Verwaltungsrat der Kreissparkasse einstimmig beschlossen hat, aber fest. “Ein kleines Trostpflaster ist die im Zuge der Organisationsumstellung angedachte erhebliche Ausweitung der Öffnungszeiten der Vaterstettener Filiale auf die Zeiten Montag bis Freitag 7.30 bis 19 Uhr”, so Korneder.
Die Geschäftsstellen der Kreissparkasse in den Gemeinden Haar und Vaterstetten sind von den Schließungen, bzw. Umwandlungen ansonsten nicht betroffen.