“Politik für Menschen”

von Markus Bistrick

Einstimmig hat der Landtag grünes Licht für den Wiederaufbau des historischen Wasenhauses am Neufarner Berg gegeben und den Ball damit an die Gemeinde Vaterstetten zurückgespielt. Damit dürfte einer Genehmigung wohl nichts mehr im Wege stehen, denn nicht nur Bürgermeister Georg Reitsberger hat das Projekt immer unterstützt. “Ich bin sehr, sehr glücklich”, sagt Claudia Reim, die Eigentümerin des Hauses, auf B304.de Anfrage. So richtig freuen will sie sich aber erst, wenn die Genehmigung tatsächlich vorliegt.

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Der aktuelle Stand der Dinge am Neufarner Berg: Vom über 100 Jahre alten Wasenhaus sind nur noch zwei Mauern übrig. Die Arbeiten wurden daher gestoppt und ruhen nun seit fast einem Jahr.

 

Rückblick: 2013 kauft Claudia Reim aus Haar das in die Jahre gekommene Wasenhaus am Neufarner Berg und stellt bei der Gemeinde Vaterstetten einen Antrag auf Renovierungsarbeiten, den Einbau einer weiteren Wohnung sowie die Neuerrichtung des südlichen Anbaus. Dafür erhält die alleinerziehende Mutter eine Genehmigung, was einem “Sechser im Lotto” gleichkommt. Denn: Um eine Zersiedelung zu vermeiden ist das Baurecht im sogenannten Außenbereich, also außerhalb von Wohngebieten, gnadenlos. Mitte vergangenen Jahres verfügt die Gemeinde Vaterstetten dann für Claudia Reim völlig überraschend einen sofortigen Baustopp. Seitdem ruhen die Arbeiten an dem über 100 Jahre alten Wohnhaus, bzw. an dem, was davon noch übriggeblieben ist. Was war geschehen?

Bei einer Routinekontrolle der Behörde war festgestellt worden, dass das Wohnhaus entgegen der Genehmigung bis auf die nördliche und östliche Grundmauer komplett abgerissen und zusätzlich auch noch ein Keller errichtet worden war. Damit ist das Vorhaben rechtlich nicht mehr als Erweiterung, sondern als nicht genehmigte Neuerrichtung zu beurteilen und eine nachträglich beantragte Genehmigung dafür laut Baurecht nicht mehr möglich. Eigentümerin Claudia Reim stand somit über Nacht buchstäblich vor einem Trümmerhaufen. Und das nur, weil sie sich auf einen hemdsärmeligen Sanierungsexperten verlassen hatte, der es mit dem Baurecht nicht allzu genau nahm.

 

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Ortstermin am 13. April 2015 in Neufarn – unter anderem mit den beiden Landtagsabgeordneten Dr. Martin Huber (r.), Benno Zierer (2.v.r.) und Thomas Huber (3.v.r.).

 

Doch seit Mittwoch dieser Woche gibt es wieder Anlass zur Hoffnung. Denn entgegen allen Erwartungen von Baurechts-Experten hat der Petitionsausschuss des Landtags, an den sich jeder Bürger mit Beschwerden wenden kann, einstimmig grünes Licht für den Wiederaufbau des Wasenhauses am Neufarner Berg gegeben. Unter der Bedingung, dass das Wohnhaus wieder in seinen ursprünglichen Zustand versetzt wird. “Nichts anderes habe ich immer gewollt”, sagt Claudia Reim gegenüber B304.de, die insbesondere den beiden Landtagsabgeordneten Dr. Martin Huber (CSU) und Benno Zierer (FW) unendlich dankbar ist. Die beiden hatten nach einer Ortsbesichtigung am 13. April in Neufarn Mitte dieser Woche dem Petitionsausschuss des Landtags die Lage geschildert und die Ausnahmegenehmigung mit den Worten: “wir machen Politik für Menschen” wärmstens ans Herz gelegt. Diesem Wunsch haben alle Mitglieder des Gremiums ohne Diskussion entsprochen und damit die endgültige Entscheidung wieder in die Hände der Gemeinde Vaterstetten gelegt. Die Klage gegen die Rathaus-Verwaltung, die dazu diente, gesetzte Fristen außer Kraft zusetzen, ziehe sie nun natürlich umgehend zurück, sagt uns Claudia Reim.

“Ich bin sehr erleichtert über das Votum des Landtags”, erklärte Vaterstettens Erster Bürgermeister Georg Reitsberger. Und weiter: “Ich habe immer gehofft, dass das historische Wasenmeisterhaus wieder zu einem besonderen Blickfang am Neufarner Berg werden würde.” Nicht zuletzt der Rathauschef hat es nun in der Hand.