Pilotgemeinde bei Nachhaltigkeit

von b304


Da Restaurants unterschiedliche Mehrweg-Anbieter nutzen, stapeln sich daheim oft die Bowls und Becher verschiedener Systeme. Doch es gibt bei der Rückgabe nun einen Lösungsweg – und Haar ist die Pilotgemeinde. Für ganz Deutschland.
Seit dem 1. Januar gilt die Mehrwegangebotspflicht für nahezu alle, die Speisen und Getränke zum Mitnehmen anbieten. Das heißt: Neben den noch erlaubten Einwegverpackungen, wie Alu oder (beschichtetes) Papier, muss laut neuem Verpackungsgesetz auch alternativ eine Mehrwegverpackung angeboten werden. Für die Umwelt ein entscheidender Schritt, denn durch Take-away-Verpackungen werden täglich deutschlandweit rund 770 Tonnen Müll angehäuft. Und dennoch: Fragt man bei
den Gastronomen, Cafés oder den Metzgereien mit Mittagstisch nach, dann werden die Mehrwegverpackungen von der Kundschaft nur sehr zögerlich angefragt.

Viele Systeme, unterschiedliche Konditionen
Was könnten die Gründe dafür sein? Zum einen, weil viele von dieser Alternative noch nichts wissen. Zum anderen aber auch, weil vielen die Systeme noch zu kompliziert sind – vor allem bei der Rückgabe, denn bislang müssen die Becher oder Schalen dorthin zurückgebracht werden, wo sie herkommen. Oder zu demjenigen, der denselben Mehrweggeschirr-Anbieter nutzt. Und da gibt es doch einige verschiedene.

Zentrale Rückgabemöglichkeit geplant
Um das in Zukunft deutlich einfacher zu gestalten, möchte eine Stiftung namens ReFrastructure eine digitale Infrastruktur für Mehrwegverpackungen aufbauen. Darin haben sich einige kluge Köpfe zusammengeschlossen, um ehrenamtlich für die gute Sache zu arbeiten – nämlich für eine zentrale Rückgabemöglichkeit der verschiedenen Mehrweggeschirranbieter wie reCup, Relevo, reCIRCLE und weitere. Es geht langfristig darum, eine Rückhol- und Spüllogistik und die passende digitale Infrastruktur aufzubauen.

Haar als Pilotgemeinde
Was Haar damit zu tun hat? Sehr viel. Denn ReFrastructure ist auf die Gemeinde aufmerksam geworden, durch deren „MehrWert mit MehrWeg“-Aktion vor zwei Jahren. Damit war Haar der Zeit doch ein gutes
Stück voraus und diese innovative Einstellung gefiel, die Haarer Schritte in Richtung Circular City sind zudem auch wegweisend. Seit gut zwölf Monaten ist man im Rathaus nun schon im Gespräch mit ReFrastructure und seitdem ist einiges konkreter geworden: ReFrastructure hat nicht nur Förderungen vom Umweltbundesamt bekommen, sondern auch die großen Mehrweganbieter mit an Bord nehmen können, große Schritte in Sachen digitale Infrastruktur gemacht sowie die Gemeinde Haar als Pilotgemeinde für eine Testphase auserkoren.

Große Zustimmung
Der Gemeinderat begrüßt diesen Schritt und freut sich darüber, dass Haar für Deutschland das System testen kann. Auch Tilmann Walz, Mitgründer von ReFrastructure, ist sehr zufrieden mit der Zusammenarbeit: „Im Rahmen unserer deutschlandweiten Standortanalyse haben wir uns für Haar entschieden, da wir hier nicht nur gute Rahmenbedingungen, sondern auch eine sehr nachhaltigkeits- und umsetzungsorientierte Kommune vorgefunden haben. Das sind ideale, aber auch notwendige Bedingungen, um einen solchen wegweisenden Piloten überhaupt durchführen zu können.“

Drei Monate Testphase ab August
Was passiert nun? Im August startet die Aktion „Haar geht den Mehr-Weg“. Bis einschließlich Oktober können die Bürgerinnen und Bürger dann im Rückgebäude der Leibstraße 24 – hinter Schreibwaren Willerer – sämtliches Mehrweggeschirr, das Sie in Haar benutzt haben, abgeben. Auch bei den teilnehmenden Gastronomen kann während der Pilotphase das Geschirr aller teilnehmenden Anbieter abgegeben werden. Das wird dann gespült und wieder in den Kreislauf gebracht. Die angestrebte Lösung wäre eine Infrastruktur aus Rückgabeautomaten, ähnlich der Flaschenpfandrücknahmen – doch die befinden sich noch in Entwicklung. Und jetzt muss erst einmal getestet werden. Das macht Haar. Hier geht man den MehrWeg miteinander.

Das starke Team für MehrWeg: v. l. Eckhard von Münchow, Ruxandra Eftenie, Markus Kropac, Bürgermeister Dr. Andreas Bukowski, Tilmann Walz und Valentin Nuber. (Foto: Gemeinde Haar)


Mehr Vorab-Information zum Projekt gibt es auch am 2. Juli auf der
Künstlermeile, beim Infostand von ReFrastructure.