Quelle: privat

Ordnung ist das halbe Leben

von Eva Bistrick

Claudia Eichenlaub aus Kirchseeon hat einen durchaus ungewöhnlichen Job: Sie arbeitet als zertifizierter „Ordnungscoach“ und bringt gegen Bezahlung Struktur in das Leben ihrer Auftraggeber. Zu ihren Kunden zählen Privatpersonen, die Schwierigkeiten haben, ihr Zuhause in Ordnung zu bringen oder denen ein Umzug bevorsteht, genauso wie Firmenkunden, die z. B. ihre Büroorganisation professionalisieren wollen. Immer häufiger wenden sich Menschen an sie, die vor einem Umzug in die Seniorenresidenz stehen und Hilfe beim Sortieren und Organisieren benötigen, oder die angesichts eines Trauerfalls vor der Herausforderung stehen, einen Haushalt aufzulösen zu müssen.

Frau Eichenlaub, was gab Ihnen den Anstoß, beruflich für Ordnung zu sorgen?
Anfang 20 las ich das Buch “Feng Shui gegen das Gerümpel des Alltags” von Karen Kingston. Es hat mich sofort begeistert: Voll motiviert habe bis 4 Uhr morgens mein Zimmer ausgemistet. Beseelt von der neuen Ordnung fiel ich glücklich ins Bett. Das war mein erster Berührungspunkt mit einem systematischen Ausmisten und Organisieren. In den darauffolgenden Jahren habe ich privat aber auch in jedem Job stetig versucht, Dinge sinnvoll zu ordnen und Arbeitsabläufe zu vereinfachen. Ich merkte, dass mir das Schaffen von Ordnung leichter fällt als anderen. Als ich dann von einer Ausbildung zum zertifizierten Ordnungscoach las, wusste ich sofort: Das will ich machen! Ein organisierter Wohnraum und Arbeitsplatz können dazu beitragen, Stress zu reduzieren. Die wenigsten führen sich vor Augen, dass Unordnung auch ein häufiger Streitgrund in Partnerschaften ist – durch Ordnung wird nicht nur die Konzentration auf das Wichtige verbessert, sondern auch Konflikte vermieden.  

Sie helfen u. a. bei Umzügen. Was genau können Sie einbringen, was andere nicht auf dem Schirm haben?

Bei einem Umzug muss sowieso jedes Ding in die Hand genommen werden, warum dann nicht gleich die Daseinsberechtigung jedes Gegenstandes hinterfragen. Im Idealfall sollten nur Dinge mit in das neue Zuhause umziehen, die man wirklich liebt, gerne benutzt oder benötigt. Je nach Jahreszeit kann man zum Beispiel frühzeitig mit der gerade nicht benötigten Saisonkleidung und -dekoration beginnen und die Herzensstücke gleich in Kartons für den Umzug verpacken. Beim Einpacken verwende ich ein bewährtes System der Inhaltsauflistung und Beschriftung, sodass die Kartons im neuen Zuhause gleich an den richtigen Platz gelangen. Sucht man während der Umzugsphase ein bereits verpacktes Ding, reicht ein Blick in die Liste und man weiß sofort, in welchem Karton man fündig wird.

Stichwort Entrümpelung: Was ist die Herausforderung hierbei: die Menschen, die nicht loslassen wollen oder die vielen Dinge, die sich über die Jahre anhäufen?

Haushaltsauflösungen sind meist mit traurigen Umständen wie Verlust eines Angehörigen verknüpft. Die Hinterbliebenen sind mitten in der Trauerphase mit der Aufgabe konfrontiert, den ganzen Besitz des Verstorbenen zu sichten. Löse ich den Hausstand gemeinsam mit den Hinterbliebenen auf, gibt es immer wieder sehr emotionale Momente. Da braucht es Feingefühl und Geduld.

Einmal habe ich eine ältere Dame betreut, die sich für ein Appartement in einer “Betreuten Wohnen” Einrichtung angemeldet hatte. Sie freute sich sehr auf den neuen Lebensabschnitt, die Freizeitmöglichkeiten, weniger Hausarbeit. Wir begannen, Ihren Hausstand auf 220 Quadratmeter soweit zu reduzieren, dass ein Umzug auf 30 Quadratmeter gelingen konnte.

Ordnungstipps – die Top 5 von Claudia Eichenlaub

  1. Regelmäßig ausmisten: Mindestens einmal jährlich einen festen Termin einplanen, an dem Sie Ihren Besitz durchgehen. Folgende Fragen helfen: Habe ich den Gegenstand im letzten Jahr benutzt?
  2. Eins rein – eins raus-Regel: Schon bevor ein neues Kleidungsstück oder ein Gegenstand ins Haus kommt, überlegen, welches Teil daheim im Tausch gegen das neue aussortiert wird.
  3. Den Dingen einen festen Platz geben. Angefangen vom Schlüssel, der nach dem Nachhausekommen immer sofort an ein Schlüsselbrett oder in eine Schale am Eingang deponiert wird bis hin zu einem festen Platz für steuerrelevante Dokumente.
  4. Nie mit leeren Händen gehen: Verlasse ich einen Raum, schweift mein Blick fast schon automatisch durchs Zimmer, ob etwas herumliegt, das in einen anderen Raum gehört. So wird das Aufräumen nicht zur Mammutaufgabe.
  5. 15-Minuten Abendroutine: Jeden Abend werden die Wohnräume aufgeräumt, der Geschirrspüler beladen und schnell über die Oberflächen gewischt. Ich stelle mir dafür gerne einen Timer, der mich nicht abschweifen lässt und mich motiviert. Der nächste Tag fängt so viel besser an, wenn man in eine aufgeräumte Küche kommt!