Mein Hundeleben

von Eva Bistrick

Weil Labradore so verfressen sind, muss man wirklich aufpassen, nicht jedem treuherzigen Blick nachzugeben – sonst verschwinden die Rippen (die man beim Hund ja fühlen sollte), schnell unter einem Wohlstandspelz. Allerdings hat Hundsein einen großen Vorteil: Unser felliger Freund kann nur in den seltensten Fällen selbst den Kühlschrank öffnen, und dass er sich nachts um 3 Uhr noch Spaghetti Carbonara kocht, ist wohl auch noch nicht vorgekommen. Viel einfacher als beim Menschen! Elvis lebt seinen Futterneid dennoch hemmungslos aus. Neulich leckte er theatralisch Saucenspritzer von der Tapete. Und wenn ich ihm Abschnitte von Gurken oder Karotten hinhalte, schaut er mich an, als wolle ich ihn töten. Er frisst sie allerdings dennoch, mit waidwundem Blick. Ich knabbere neuerdings aus Solidarität mit.

Jedes Herrchen (und Frauchen) bekommt den Hund, den es verdient. Elvis hat sich auch erstaunlich schnell unserem Verhalten angepasst – und geht, untypisch für einen Labrador, bei schlechtem Wetter nur unter Protest vor die Tür. Es kam mir gleich verdächtig vor, wie brav er bei Fuß geht, wenn es regnet. Aber nein, das liegt weder am Regen noch an meinen erzieherischen Fortschritten – sondern schlichtweg an der Schutzwirkung des Schirms. Der feine Herr will partout nicht nass werden und weicht deshalb nicht von meiner Seite! Dabei sind sonst keine Pfütze und kein See vor ihm sicher.

Elvis schläft auch gern lang. Unter der Woche kommt er lediglich zum Fressen von seinem Bett – um sich gleich danach, mindestens bis 10 Uhr, wieder einzurollen und weiter zu schnarchen. Dann kann ihn kein Türklingeln, kein Rufen, kein Spielzeug zum Aufstehen bewegen. Gut, es soll mir recht sein – vor allem sonntags.

Jahrelang habe ich gedacht, unser Hund gehöre nicht zu den Schlauesten. Mittlerweile habe ich sein Verhalten durchschaut und weiß: er ist hochgradig intelligent. Denn er beherzigt, was Daniela Katzenberger schon vor Jahren wusste: Sei schlau, stell dich dumm! Das Stöckchen bringen – macht Elvis tatsächlich nur, wenn es sich auch lohnt. Zum Beispiel wenn das Stöckchen eine Wiener Wurst ist. Ganz nach dem Motto: „Mein Hund hört aufs Wort, nur wann, bestimmt er selbst“.

Holt man sich einen Hund, darf man sich, ähnlich wie bei einem Baby, ständig schlaue Ratschläge anhören. Manche sind ziemlich überflüssig, andere dagegen zeigten tatsächlich Wirkung. Zum Beispiel das so genannte „Lobfeuerwerk“. „Werft ruhig richtig viele Leckerli über ihm in die Luft, wenn er gehorcht“, so die Empfehlung von Freunden. Ok. Wir warfen also wie verrückt: Käsewürfel statt Kamelle. Besonders zu Beginn, als wir Baby Elvis noch im Technopark Gassi führten, machten wir von dieser Erziehungsmethode Gebrauch. (Ja, wir wissen, wie das ausgesehen haben muss). Heute setzen wir das Lob-Käse-Konfettifeuerwerk nur noch in besonders verzwickten Fällen ein. Besonders rutschige Böden sind so ein Fall. Leider haben wir damals versäumt, ihn auf möglichst viele verschiedene Bodenbeschaffenheiten vorzubereiten. Daran hatten wir schlichtweg nicht gedacht.

Sobald wir also Menschen besuchen, deren Parkettboden extrem glänzt, haben wir die Rechnung ohne Elvis gemacht (wir haben Fliesen). Elvis stellt dann eine Choreographie zur Schau, wie sie bei „Let´s Dance“ im Jahresrückblick in der Kategorie „Zwei linke Füße, aber Sieger der Herzen“ gezeigt würde. Gleiches am Münchner Flughafen. Den romantischen Traum, mit Babyhund und Rosenstrauß ein besonders herziges Willkommensbild abzugeben, musste mein Mann schnell ad acta legen. Flughafenboden ist nämlich nicht nur glatt, er glänzt auch noch verdächtig.

Einen ähnlichen Bodenbelag hat leider auch das Autohaus unseres Vertrauens. Idyllisch am Forst gelegen, drängt sich der Reifenwechsel für einen Ausflug mit Hund regelrecht auf. Nur leider können wir uns da nicht mehr blicken lassen. Ein Autohaus ist nun wahrlich kein Bälleparadies. Ungefähr 100 kleine Käsewürfelchen, die wir beim letzten Mal durch den Showroom werfen mussten, haben wohl einen nur allzu bleibenden Eindruck hinterlassen.