Küchen-Crew übernimmt Schulmensa

von b304

Mittags, 12 Uhr in den Haarer Gemeinde-Kitas: Die Teller sind leer, die Kinder satt und zufrieden. Mittlerweile 500 Kinder lieben seit elf Jahren das Essen von Francesca Marzocca und ihrem Team. Und bald bekochen die Haarer Küchenfeen nochmal gut 300 hungrige Tischgäste mehr – denn sie übernehmen die Mensa in den beiden Grundschulen und der Mittelschule.
50 Kilo Nudeln fallen ins Wasser, Kartoffeln aus riesigen Säcken werden geschält, Hefeteig für 50 Bleche Pizza wird geknetet: Schon morgens um 8 Uhr ist die Küchencrew in der Kita Edith-Hecht-Straße voll im Einsatz, während nebenan ihre kleinen Tischgäste gerade ihre Jacken aus- und die Hausschuhe anziehen. Zu dritt bekocht die Crew derzeit aber weit mehr als die eine Einrichtung: Alle gemeindlichen Kitas bekommen das frische Essen mittags von Bauhofmitarbeitern angeliefert. Mit der Wiedereröffnung der Kita Sofienstraße sind das nun insgesamt neun Häuser, da wurde die Küche, die erst Ende 2022 aufgemacht hatte, zu klein. Aber nur wenige Meter weiter, in der Casinostraße, liegt die alte Wirkungsstätte der Köchinnen – hier wurden Herde und Öfen nun von zwei weiteren Küchenkräften reaktiviert.
Mit der eigenen Küchencrew kam die Zufriedenheit
Es war die Unzufriedenheit mit den Catering-Firmen, warum sich die Gemeinde Haar im Jahr 2013 dazu entschlossen hatte, selbst für ihre Kindertagesstätten zu kochen. Aus der mutigen Idee wurde eine Erfolgsgeschichte: Die Beschwerden gingen seither praktisch gegen Null, in den Küchen gibt es entzückend gemalte Dankeschön-Bilder mit vielen Herzen für die Köchinnen. Denen ist es wichtig, dass es den Kleinen schmeckt – und dass sie gutes und gesundes Essen auf den Tisch bringen, regional und in Bioqualität. Ja, diese Kombination funktioniert, versichert Francesca Marzocca.

Der „harte Kern“ der Küchencrew: (v.l.) Cansu Oktay, Heike Loy und Francesca Marzocca. (Foto: Gemeinde Haar)

Gesundes Essen, das glücklich macht
So finden sich jede Woche Wunschgerichte der Kinder auf dem Speiseplan, über die sich so manche Eltern wundern. Und immer wieder klopft eine Mama oder ein Papa an der Küchentür, um Rezepte zu erfragen – denn der Nachwuchs besteht dann auf Tomatensoße a la Francesca. Natürlich dampft in den
Töpfen auch mal echtes „Kinderessen“: Fürs Glücklichsein gibt es pro Woche beispielsweise einen Nudeltag. Und wenn mal Kuchen oder andere süße Leckereien auf der Tageskarte stehen, dann sind auch die immer selbstgemacht. Tüten aufreißen, das ist absolut verpönt in der Kitaküche. Hier wird sogar das Brot selbst gebacken. „Viele Kinder haben einen langen Tag in der Kita, da muss das Essen doch schmecken und reichlich sein“, ist sich das Team einig. Einig ist man sich hier praktisch immer, denn nur so ist das alles zu schaffen. „Wir verstehen uns blind“, sagt die Küchenchefin.
Ab September sitzen drei Schulen mit am Tisch
Das ist wohl auch der Grund, warum die Küchengruppe nun eine weitere Herausforderung annimmt. Sie übernehmen ab dem neuen Schuljahr die Schulküchen der Gemeinde – konkreter gesagt – sie versorgen die beiden Grundschulen und die Mittelschule. Das Essen im Ernst-Mach-Gymnasium wird weiterhin über den Zweckverband organisiert. Die Geschichte von vor elf Jahren wiederholt sich auch an dieser Stelle scheinbar: Die Beschwerden über die Qualität des Schulessens nahmen zu, man war seitens der Gemeinde auf der Suche nach einer Lösung. Da boten sich für Marietta Ernst, Leiterin der Abteilung Bildung, Familie und Inklusion, die Kita-Köchinnen an, in der topausgestatteten Küche in der neuen Jagdfeldgrundschule die Kochlöffel zu schwingen.
Ein echter Gewinn für die Gemeinde
Für die Gemeinde ein echter Gewinn und das gleich in mehrerlei Hinsicht: Man kann sich auf die Qualität und die Beliebtheit des Essens verlassen. Das Team, das sich um vier Personen erweitern wird, ist eingespielt und zuverlässig – und hat auch gleich noch besondere Ideen für die Schulkinder: So soll es täglich zusätzlich zu den zwei festen Gängen auch ein Suppen- oder Salatbuffet geben. „Die Kinder sollen Auswahl haben. So können sie auch einfach mal probieren und gerne dann auch nachfassen“, sagt Francesca Marzocca. Und die Verpflegung ist auch noch gut bezahlbar: Für das 3-Gänge-Menü sind 6,30 Euro fällig.
Bedarf wird steigen
In der Verwaltung rechnet man damit, dass die Anzahl der Essen in den nächsten Jahren nochmal deutlich steigen wird – denn: 2026 kommt der Rechtsanspruch auf Ganztagesbetreuung an den Schulen. In Haar fühlt man sich mit der Verpflegung dafür gewappnet. Das sei eine Ausweitung der erfolgreichen Kita-Küche auf die Schulen, freut sich auch Bürgermeister Dr. Andreas Bukowski über den Entschluss des Gemeinderats, die Schulversorgung in bewährte Hände zu legen. „Viel besser geht es nicht mehr.“