Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat sich gestern Abend den Fragen von Liam Klages, dem Leiter des Ebersberger Impfzentrums gestellt. In dem 30-minütigen Gespräch auf Instagram forderte der 20-Jährige unter anderem, dass für all die Menschen, die im Impfzentrum tatkräftig mithelfen, arbeitsrechtliche, aber insbesondere auch sozial- und steuerrechtliche Aspekte flexibler geregelt werden sollten. Schließlich würden viele, die tatkräftig mithelfen, etwa Rettungssanitäter oder Praxispersonal – das neben ihrer ganz normalen Arbeit als Zusatztätigkeit tun und dürften dafür nicht bestraft werden. „Immer wenn es um Abgaben und Steuerrecht geht, ist das ein sehr komplexes Thema“, sagte Spahn und versprach, dies aber an das zuständige Bundesministerium weiterzugeben.
Mit 20 Jahren ist Liam Klages der jüngste Leiter eines Impfzentrums, das war dann wohl auch der Grund, warum sich Gesundheitsminister Jens Spahn einmal mit ihm austauschen wollte. Er sei zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen, sagt Klages, der zuvor bei einer kleinen Sicherheitsfirma gearbeitet und dann mit seinem Team die Ausschreibung für das Impfzentrum gewonnen hat. Aktuell geht der Rettungssanitäter davon aus, dass das Impfzentrum noch bis Ende September bestehen werde. „Ich kann jetzt keinen genauen Termin nennen, aber bis zum 30. September wollen wir auf alle Fälle soweit sein, dass wir alle, die wollen, auch geimpft haben“, so Spahn. An diesem Samstag beginnen im Impfzentrum Ebersberg erst einmal die Zweitimpfungen.
Weitere Auszüge aus dem 30-minütigen Gespräch:
Jens Spahn: „Was ist abends mit den Dosen, die übrig sind, habt ihr da ein System?“
Liam Klages: „Ja, ein ziemlich gutes sogar. Grundsätzlich fahren wir auf Sicht und ziehen immer nur so viel Impfstoff auf, wie wir auch tatsächlich brauchen. Und wenn doch mal 2 oder 3 Dosen übrigbleiben, rufen wir Menschen aus der Priorität an, und die kommen dann innerhalb der nächsten 10 Minuten.“
Jens Spahn: „Ich bin noch nicht geimpft, ich bin wahrscheinlich im Mai dran, du wahrscheinlich schon – als Mitarbeiter im Impfzentrum?“
Liam Klages: „Ja, und mit übriggeblieben Dosen impfen wir immer auch Mitarbeiter, ich hatte mich da zunächst hintenangestellt.“
Jens Spahn: „Ich kann nur sagen, im Zweifelsfall impfen und bloß keine Dose übrigbehalten. Wir sind froh über jeden, der geimpft ist. Und wenn es richtig gut läuft, können wir dann – Stand heute – im Juni die Priorisierung ganz sein lassen, weil wir dann allen, die ein besonderes Risiko haben, ein Impfangebot gemacht haben werden. Ich weiß, jeder Tag ist gerade wirklich hart, aber der Juni ist in greifbarer Nähe. Das zeigt, wie viel schneller es jetzt im zweiten Quartal geht.“
Liam Klages: „Thema: siebte Dosis bei Biontech – das ist für uns gerade ein riesiges Problem. Es gibt die Herstellervorgabe, das sechs Dosen rauszuziehen sind, eigentlich wären aber in den meisten Fällen problemlos sieben Dosen machbar. Aber für die siebte Dosis liegt die Verantwortung beim Arzt. Kann die Bundesrepublik nicht die Haftung für die siebte Dosis übernehmen.“
Jens Spahn: „Jein, weil das eine Frage des Herstellers und der Zulassung, also Arzneimittelrecht ist. Aber da, wo aus einem Fläschchen siebte Dosis herausgezogen werden kann, dann bitte auch: verimpfen. Aber das muss tatsächlich der Arzt entscheiden. Und soweit ich weiß, machen das die meisten auch.“
Abschließend beantworte der Minister noch Fragen, die während des Gesprächs über die Kommentarfunktion von Zuschauern geäußert wurden. Etwa, wann der digitale Impfpass kommt. „Wir tun alles dafür, dass das auch im Sommer der Fall ist“, so Spahn. Oder, ob sich Genese noch einmal impfen lassen sollen. Hier gäbe es die Empfehlung, dass sie sich einmal impfen lassen sollten, um den vollen Impfschutz zu haben.