Anwältin der Armen und Unterdrückten. Das war ursprünglich der Berufswunsch von Martina Hasenöhrl, Inhaberin des amabile concept stores in Vaterstetten am Bahnhofsplatz. Aufgewachsen in Bruneck im Pustertal zog es sie nach der Schule zum Jurastudium nach Bologna. „Wenn das nur nicht so trocken gewesen wäre“, resümiert Martina Hasenöhrl mit einem Lachen. „Das war leider so gar nicht meins!“
Das Übersetzerstudium in Innsbruck lag ihr dann doch mehr. „Mein Großvater kam aus Süditalien. Daher haben wir zu Hause schon mal Italienisch gesprochen. Ich habe dann noch Englisch dazu genommen und Deutsch spricht man in Südtirol ja eh auch.“ Noch einen weiteren Vorteil brachte ihr die Herkunft aus den Bergen: „In den Semesterferien im Winter habe ich oft als Skitourenbegleiterin gearbeitet und deutsche Touristen durch die Südtiroler Bergwelt geführt. Da kamen mir meine Sprach- und Bergkenntnisse natürlich zugute“, erinnert sich Martina Hasenöhrl an ihre Jugend zurück.
Inspiration auf Reisen
Bereits zur Studienzeit zog es die heute 47-Jährige aber auch in die weite Welt: Irland, Australien, Schottland, Island, Dänemark – bis sie während ihrer Arbeit bei einer Eventagentur in München ihren Mann Frank kennenlernte, der aus Baldham stammt.
Mit dem gemeinsamen Sohn Luis zogen sie schließlich nach Vaterstetten. „Hier fühlen wir uns sehr wohl. Der Ort ist schön klein und übersichtlich und ich bin ja auch eher ein Landmensch, der immer noch gerne in die Berge geht oder mit dem Hund in der Natur unterwegs ist.“
Dafür bleibt Martina Hasenöhrl aber seit ihrer Ladeneröffnung im Dezember 2014 nicht mehr allzu viel Zeit. „Nach der Geburt meines Sohnes habe ich mir überlegt, was ich denn machen könnte. Ich wollte auf alle Fälle selbstständig sein“, erinnert sich Martina Hasenöhrl zurück. Inspiriert von Concept-Stores, die sie auf ihren Reisen weltweit gesehen hatte, fiel die Entscheidung recht schnell. „Meine Leidenschaft zu Mode, Wohnen und Genuss zu verbinden, das war schon immer ein Traum und so wollte ich diese Kombination auch hier in Vaterstetten versuchen.“ Als ein Laden vor Ort überraschend frei wurde, griff Martina Hasenöhrl zu und hatte von heute auf morgen einen Fulltime-Job. „Das ging alles Hoppla die Hopp. Ich habe mir gedacht „Jetzt oder nie!“. Innerhalb von zwei Monaten war schon die Eröffnung. Ehrlich gesagt war die Anfangszeit aber ziemlich hart. Und selbst nach drei oder vier Jahren kamen immer noch Leute ins Geschäft, die ganz verwundert waren, dass es den Laden hier gibt“, berichtet Martina Hasenöhrl.
“Man muss sich abheben!“
Inzwischen hat die Geschäftsfrau einen großen, treuen Kundenstamm, auf den sie auch während der Pandemie zählen konnte. Die Kunden wissen vor allem den Einfallsreichtum der Südtirolerin zu schätzen, die ihre Erfahrung aus dem Eventbereich einbringt und saisonale Modenschauen oder auch Gespräche wie den „Minimal Waste Talk“ organisiert.„Viele fragen schon wieder, wann die nächste Modenshow bei uns stattfindet oder wir wieder ein anderes Abend-Event geplant haben. Von diesen Aktionen lebt unser Laden und das macht mir und meinen vier Mädels, die mich im Geschäft unterstützen auch richtig viel Spaß. So etwas bekommt man als Kunde, der nur im Internet shoppt, eben nicht geboten. Bei uns trifft man sich.” Auch mit ihrem Angebot versucht sie, sich von anderen Läden abzuheben, indem sie nachhaltige Labels anbietet und beispielsweise Produkte von Fraueninitiativen aus Dritte-Welt-Ländern im Sortiment hat. „Wenn ich schon nicht als Anwältin die Armen und Unterdrückten unterstützen kann, dann helfe ich wenigstens im Kleinen, als Ladenbesitzerin.“
Morgen, am 22. Oktober, ist es wieder soweit: von 18 bis 21 Uhr kann man sich bei einem Gin-Tasting im amabile concept store von der neusten Mode inspirieren und auf einen kuscheligen Herbst und Winter einstimmen lassen. (Es gelten die 3G-Regeln)