Seit einigen Jahren wird in München über die Zukunft der Großmarkthalle diskutiert. Jetzt denken einige Händler laut darüber nach, in eine neue Halle nach Parsdorf zu ziehen. Ob es sich dabei nur um eine Drohung handelt oder tatsächlich eine ernsthafte Option ist, wird sich in den kommenden Wochen zeigen. Dennoch war die Großmarkthalle ein Thema in der jüngsten Gemeinderatssitzung.
“Der Verband des Bayerischen Fruchtimport- und Großhandels e.V. (er vertritt rund 60 % der Händler in der Großmarkthalle; Anm.d.Red.) ist vor einigen Wochen auf uns zugekommen, mit der Frage, ob wir uns vorstellen könnten, in Parsdorf Flächen für eine entsprechende Nutzung bereitzustellen”, erklärte Vaterstettens Bürgermeister Georg Reitsberger (FW) in der Gemeinderatssitzung am vergangenen Donnerstag (6.4.). Und weiter: “Wir haben dazu bereits Gespräche geführt, allerdings keine Aussagen zur Realisierbarkeit getroffen. Es gibt zum jetzigen Zeitpunkt weder Pläne oder Projektskizzen, noch Verträge oder Vorverträge. Auch keine genauen Grundstücksentscheidungen, sondern lediglich lose Gespräche. Die im Bereich der Landeshauptstadt München geführten Diskussionen verfolgen wir interessiert, geben dazu jedoch keine Kommentare ab.” Mit Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) werde es demnächst ein Gespräch geben, ließ der Rathauschef außerdem wissen. Kurz telefoniert hatte man diese Woche bereits. Dass das Thema bereits zum jetzigen Zeitpunkt an die Medien gelangt ist, ist wohl nur der Indiskretion Einzelner zuzuschreiben.
Nicht mehr zeitgemäß
Zum Hintergrund: Die Münchner Großmarkthalle in Sendling, sie gehört nach Paris und Barcelona zu den größten kommunalen Märkten Europas und ist internationaler Treffpunkt der Obst- und Gemüsebranche, ist in die Jahre gekommen. Ein Neubau könnte die Stadt nach aktuellem Stand bis zu 180 Millionen Euro kosten. Schon jetzt ist den Händlern die Miete dort zu hoch und immer wieder wird auch Kritik aus der Bevölkerung daran laut, dass die Halle täglich hunderte Laster anzieht. Außerdem könnte die Stadt das Areal gut für Wohnungsbau gebrauchen. Auf der anderen Seite käme der Gemeinde Vaterstetten eine Erhöhung der Einnahmen gerade recht und ein Warenumschlagplatz mit einem Wert von jährlich rund 750 Millionen Euro ist da durchaus verlockend. Zumal als Areal das unbewohnte Gebiet auf der gegenüberliegenden Seite der Autobahn (A94) in Parsdorf (in Richtung Poing) im Gespräch ist und von daher kein zusätzlicher Lieferverkehr im Gemeindegebiet Vaterstetten zu erwarten wäre. Allerdings gehört das Gebiet dem Freistaat Bayern. Egal wie: Wenn sich das Interesse der Händler an einem Wegzug aus München tatsächlich erhärten würde, dürften bis zum Umzug nach Parsdorf wohl noch ein paar Jahre ins Land ziehen.
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