Gambling Night der Pfadfinder

von Catrin Guntersdorfer

Eine Gruppe junger Frauen und Männer sitzen in Abendgarderobe, in einer Runde aus Sofas, im Garten. Heitere Anspannung zeichnet ihre Gesichter. Komplimente wechseln anerkennend. Ein letztes Mal werde die Aufgaben durchgesprochen. Der Countdown läuft.
Nach intensiver Vorbereitung veranstaltete der Stamm Barrakuda Mitte Mai seine “Gambling Night”. Ein Event, organisiert von und für Pfadfinder. Ein Treffpunkt um gemeinsam zu spielen, zu tanzen und zu feiern. Aus ganz Bayern reisten Gäste an. Dazu gehörten auch Ehemalige und Externe. Über selbst designte Sticker wurde beworben, über eine eigens dafür erstellte Website informiert.
Es ist acht. Die ersten schick gekleideten Besucher erscheinen in der Einfahrt. Showdown. Die Karten liegen nun offen auf dem Tisch. Am Eingang werden die Gäste offiziell empfangen, als Freunde umarmt. Euros können in die Hauseigene Währung Cuda Coins getauscht werden, bevor die Besucher in die Spielwelt eintauchen.
Nicht nur der sonst übliche, sehr lässig, bequeme Kleidungsstil hat sich verändert, auch das Stammesheim der Pfadfinder hat sich für eine Nacht in ein Casino verwandelt: Beleuchtet von Lichterketten, stehen in mitten des Gartens zwei Jurten (traditionelle schwarze Zelte). Eines ist für die Garderobe, das andere ist das Schafkopfzelt. In ihm befindet sich der Zugang zur Bar, die direkt an den selbstgebauten Pizzaofen, anschließt. Für Verpflegung ist gesorgt. Weiter hinten steht die Gruppe von Sofas, die einen gemütlichen Rückzugsort bieten. Sie musste dem Rouletttisch im Pfadiraum weichen. Die stärkste Veränderung jedoch
passierte mit dem Wölflingszimmer. Der sonst gelbe Raum, der täglich von den jungen Pfadfindern in Gruppenstunden dazu genutzt wird sich auszutoben, ist nun mit langen schwarzen Moloton-Stoffbahnen abgehängt. Rote persisch-gemusterte Teppiche zieren den Boden und die zu vier Gruppen zusammengeschobenen Tische, sind mit dunkelgrünem Stoff bedeckt. Die leise im Hintergrund klingende Jazzmusik, lässt einen vollkommen in der Casinowelt aufgehen.

(Foto: Stamm Barrakuda)

An die Pokertische traut sich erst keiner ran, doch ab zehn füllen sie sich schlagartig. Mit ernster Miene treten die Spieler gegeneinander an. In der Blackjack Ecke hingegen herrscht von Anfang an ein reger Andrang, in dem Versuch den Dealer zu überlisten. Draußen werden Kicker Turniere ausgefochten. Endlich einmal unter fairen Bedingungen, denn diejenigen
die schon viel Übung mit bringen, müssen erst mal damit zurecht kommen, dass der Kicker für Linkshänder zusammen geschraubt wurde. Lautes Gelächter ist von den Biertischen zu hören an denen “Uno”, “Halt mal Kurz” und verschiedene Brettspiele gezockt werden. Vor dem einarmigen Banditen, der selbst zusammengebaut, programmiert und immer wieder
auf Schwachstellen geprüft wurde, tummeln sich die ganze Nacht Leute. Gerade zieht ein Gewinner eine Grimasse, als ihm der Monitor mitteilt, er habe gewonnen und die Kamera werde automatisch ein Foto von ihm schießen. Das Bild wird direkt an die Bar gesendet, wo er sich ein Freigetränk abholen darf. Andere versuchen ihr Glück beim GLUCKsrad, um ein besonderes Getränk zu ergattern. Wer Abwechslung vom Spielebraucht, geht runter in den Bunker, in dem DJ Endeffekt, ein Mitglied des Stammes auflegt. Im Strobo-Licht sieht man die in Abendgarderobe Gekleideten zu den Elektrobeats eskalieren. Verblüfft stellt man irgendwann fest, dass es schon wieder hell wird. Die Meisten sind schon wieder nach Hause aufgebrochen. Um sechs Uhr legen
sich dann auch die letzten Verbliebenen nieder, um ein paar erholsame Stunden Schlaf nachzuholen, bevor das große Aufräumen beginnt. Zwar war die Nacht viel zu schnell wieder vorbei, doch ein voller Erfolg.
Die letzte Gambling Night liegt circa fünf Jahre zurück, doch solange wollen die Pfadfinder diesmal nicht wieder warten. Die Planungen für nächstes Jahr sind schon am Laufen!

(Hannah Berrenberg)