“Wir haben einen sehr, sehr starken Zuzug von Flüchtlingen in unser Land”, sagte der stellvertretende Landrat des Landkreises München, Christoph Göbel, jüngst in Grasbrunn. Die Flüchtlinge, die ins Land kommen, gehen in Auffang-Einrichtungen. Von denen gibt es im Landkreis München nur eine einzige, in Höhenkirchen-Siegertsbrunn. Und diese Unterkunft fasst 120 und 130 Flüchtlinge, mehr nicht. Rund 700 Flüchtlinge werden aber bis Ende des Jahres erwartet. Daher der Appell an die Grasbrunner: “Wo auch immer sie die Möglichkeit sehen, eine Familie mit Kindern unterzubringen, lindert das das Problem im ganzen Landkreis und erleichtert uns als Gesellschaft die Integration.”
“Es hat keinen Sinn zusätzliche Gemeinschaftsunterkünfte zu bauen, weil wir erstens so schnell nicht nachkommen und zum zweiten führt das natürlich überall dort, wo wir eine Unterkunft errichten wollen verständlicherweise auch bei der Bevölkerungen zu Ängsten und Diskussionen . Die müssen wir auch ernst nehmen”, sagte Christoph Göbel, der stellvertretende Landrat im Landkreis München jüngst bei der Bürgerversammlung in Grasbrunn. Gerade weil die Flüchtlinge vor allem aus Kriegsgebieten kommen, sie kommen aus Syrien, aus Afghanistan, aus dem Irak, aus Iran – ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie im Asylverfahren anerkannt werden , sehr, sehr hoch und sie müssten dann ohnehin die Gemeinschaftsunterkunft verlassen. “Daher setzen wir auf dezentrale Unterbringung”, so Göbel weiter. Insbesondere das Bekenntnis des CSU-Politikers zur dezentralen Unterbringung hat überrascht, da seine Partei bis vor kurzem noch ausschließlich auf Gemeinschaftsunterkünfte gesetzt hatte. Andere Bundesländer sind von dieser Form der Unterbringung inzwischen abgerückt; Bayern wurde für sein Festhalten an den Gemeinschaftsunterkünften wiederholt kritisiert. Zuletzt erklärte die Flüchtlingsorganisation Pro Asyl, der Freistaat sei mit seiner Flüchtlingspolitik “einsamer Spitzenreiter der Hartherzigkeit”. Grund für das Umdenken auch in Bayern war der tagelange Hungerstreik von rund 50 Flüchtlingen auf dem Münchner Rindermarkt. Sie hatten die sofortige Anerkennung als politisch Verfolgte gemäß Artikel 16a des Grundgesetzes gefordert und unter anderem ihr “Leben in Isolationslagern” beklagt.
“Ich darf den Appell erneuern, wo auch immer sie die Möglichkeit sehen, eine Familie mit Kindern unterzubringen, Flüchtlingen zu helfen, lindert das das Problem im ganzen Landkreis und erleichtert uns als Gesellschaft die Integration der Familie, die länger in unserer Gesellschaft leben wollen – gerade für Kinder ist der Start dann einfach viel leichter.” Christoph Göbel ist auch und vor allem Bürgermeister der Gemeinde Gräfelfing. “Wir haben hier inzwischen fünf Familien aufgenommen, etwa 20 Personen aus drei verschiedenen Ländern, da ist die Intergration vollkommen unproblematisch und die Kinder sind bei uns in den Kindergärten und Schulen, die Eltern lernen deutsch. Es ist eine Bereicherung für unsere Gesellschaft”, so Göbel in Grasbrunn.