Mitten drin im Krimi

von Roland Karasek

Es sollte ein ganz normaler Theaterabend werden – und wurde zu einer Lehrstunde in Sachen reale „Kriminalarbeit“: Am Samstagabend (4. Oktober) sollte eigentlich die Fortsetzung der Lesung „Mit den Grandauers in der Löwengrube“ im Kleinen Theater in Haar gefilmt werden. Über Nacht waren allerdings aus dem Theatersaal zwei hochwertige Kameras gestohlen worden. Die Theaterbesucher erlebten als Gratiszugabe die Spurensicherung der Kripo live in Aktion. jetzt hoffen Theater und Polizei auf Hinweise aus der Bevölkerung.

Die Spurensicherung der Kriminalpolizei bei der Arbeit  (Foto: B304)
Die Spurensicherung der Kriminalpolizei bei der Arbeit (Foto: B304)
An den Kamerastativen wurde versucht DNA Spuren und Fingerabdrücke zu sichern (Foto: B304)
An den Kamerastativen wurde versucht DNA Spuren und Fingerabdrücke zu sichern (Foto: B304)

Einen Abend zuvor lief noch alles planmäßig. Annette Hopfenmüller und Thomas Birnstiel lasen aus den Originaldrehbüchern der TV-Kult-Serie. Die Aufführung wurde auf Video aufgezeichnet. Um die gleichen Kameraeinstellungen bei der zweiten Lesung ermöglichen zu können ließ man das Equipment im großen Saal des Theaters aufgebaut. Einen Abend später dann das große Entsetzen: die beiden Videokameras waren verschwunden. Die Polizei wurde gerufen, zu diesem Zeitpunkt war nicht sicher, ob die Aufführung überhaupt stattfinden kann. Die Zuschauer warteten im Theatercafe gebannt auf weitere Ansagen, man fühlte sich wie in einer realen Kriminalaufführung. Wo wurde eingebrochen? Woher kam der Täter? Wie war er ins Gebäude eingedrungen?

Die Spurensicherung bei der Beweisaufnahme (Foto: B304)
Die Spurensicherung bei der Beweisaufnahme (Foto: B304)

Auf den ersten Blick konnten die Beamten keine Einbruchsspuren feststellen. Erster Verdacht: Ein offenes Fenster in der Künstlergarderobe, doch das war erst am Nachmittag beim Eintreffen der Crew geöffnet worden. Um Spuren zu sichern wurde die Kriminalpolizei aus München verständigt. Die sollte aber voraussichtlich erst in zwei Stunden eintreffen. Intendantin Nirit Sommerfeld beriet mit den Künstlern, ob es möglich sei die Lesung in irgendeiner Art und Weise stattfinden lassen zu können. So geschah es dann auch – auf die Gefahr hin, dass die Vorstellung beim Eintreffen der Spurensicherung abgebrochen werden muss. Begonnen wurde dann mit erheblicher Verspätung, denn zuvor musste noch Ersatz für das gestohlene Material besorgt werden. Glücklicherweise konnte das Stück bis zum Eintreffen der Spurensicherung fast wie geplant aufgeführt werden.

Die Kriminalbeamten sicherten DNA-Spuren und Fingerabdrücke, fanden aber keine weiteren Hinweise auf einen Einbruch. Es könnte durchaus möglich sein dass sich der Täter am Abend zuvor im Kleinen Theater habe „einschließen lassen“, so die Beamten gegenüber B304.de. Ausgeschlossen werden könne auch der Einstieg  durch ein Fenster nicht, da das Dach des Theaters gerade saniert wird und das Gerüst mit der Verkleidung daher optimale Möglichkeiten bietet, unbeobachtet in das Gebäude zu gelangen.

Gestohlen wurden zwei Videokameras im Wert von insgesamt ca. 6000 Euro. Aber noch weitaus wertvoller sind die enthaltenen Speicherkarten, auf denen der erste Teil der „Löwengrube“-Lesung vom Vorabend gespeichert ist. Es müssen Gelegenheitsdiebe gewesen sein, vermutet der Kameramann im Gespräch mit B304.de, denn die Tonkabel wurden so unsachgemäß aus dem Gerät gerissen dass die Stecker am Kabel auseinander gebrochen sind. Ein Profi wüsste wie man das Tonkabel von der Kamera löst.

Die Chance, das Equipment wieder zu finden, schätzen die Beamten als eher niedrig ein. Trotzdem hoffen die Polizei – und Nirit Sommerfeld – dass  jemand vielleicht zufällig in der Nacht vom 3. auf 4. Oktober auffällige Personen oder auch ein Fahrzeug in der Nähe des Kleinen Theaters beobachtet hat. Hinweise nimmt jede Polizeidienststelle entgegen.

Mit Ersatzkameras wurde die Aufführung gefilmt (Foto: B304)
Mit Ersatzkameras wurde die Aufführung gefilmt (Foto: B304)