Die Zeit rennt, Lösungen werden gesucht

von Moritz Steidl

Das Problem ist eigentlich simpel zu erklären: Es gibt in der Gemeinde Vaterstetten viele Kinder, die betreut werden müssten, aber schlichtweg zu wenig freie Betreuungsplätze und -kräfte. Hierbei entsteht – ohne dabei komplizierte Mathematik anwenden zu müssen – eine Differenz, die ein riesiges Problem schafft. Dass die Gemeinde nun plant Container aufzustellen um den Bedarf zu decken, stößt vielen bitter auf. Vor allem den Elternbeiräten des Kinderhauses “Pusteblume” und von “St. Nikolaus” in Parsdorf, die sich mit zwei offenen Briefen an die Gemeinde wandten. Diese reagierte darauf. Bürgermeister Reitsberger hat ebenfalls schon Vorschläge.

Der Elternbeirat und die Elternschaft des Kinderhauses St. Nikolaus Parsdorf bringen ihr Anliegen wie folgt auf den Punkt: „In unserem Haus in Parsdorf fehlen zum 1. September 2016 vier Kräfte. Nachdem zig Eltern für das Betreuungsjahr 2016/17 eine Krippen-, Kindergarten- oder Hort- Zusage erhalten haben, haben sie nun wieder eine Absage bekommen. Aufnahmestopp. Nur, wenn noch Personal gefunden wird, kann es sein, dass die Kinder kommen können.“

Nicht die einzige Kindertagestätte mit Problemen, auch in Baldham, beim Kindergarten „Pusteblume“ herrschen ähnliche Zustände. Personalmangel an allen Ecken und Kanten, Gruppen müssen hier spontan geschlossen werden oder die Betreuungszeit muss täglich massiv eingekürzt werden.

Die Gemeinde will die überaus angespannt Lage mit der Errichtung provisorischer Container in der Johann-Sebastian-Bach-Straße lösen. Hier sollen ab Dezember 2016 vier Betreuungsgruppen entstehen. Für die Elternbeiräte keine Lösung mit Zukunft, denn das Problem sehen sie ganz anderes: „Mit dem Bau von neuen Häusern stehlen Sie (die Gemeinde; Anm. d. Red.) sich aus der Verantwortung, die Träger bei der Suche nach neuem Personal zu unterstützen.“

Dass das Problem weit über die Kinderkrippe herausgeht, wird ebenfalls in dem Schreiben angeprangert: “Die Eltern in der Gemeinde fühlen sich von Ihnen alleine gelassen. Alleine gelassen und jedes Jahr auf‘s neue im Kinderbetreuungs-System wieder ohnmächtig. Denn es endet ja nicht mit der Krippe. Die Kinder werden älter.“

Die Forderung der Elternbeiräte, die durch Unterschriftensammlung sich Gehör verschaffen wollen, ist, dass die Gemeinde etwas tut. Vor allem finanzielle Unterstützung, damit Betreuer hier den selben Lohn wie innerstädtisch erhalten. Anders, so der Umkehrschluss, geht das Fehlen von Betreuer in der Gemeinde weiter, die Kräfte wandern vermehrt in die besser bezahlten Arbeitsplätze nach München ab.

Der Gemeinderat reagierte nun mit einem Schreiben, das von den CSU-Gemeinderäten Edith Fuchs und Dr. Michael Niebler unterzeichnet wurde. Darin wird verwiesen, dass die Nachfrage an Krippenplätze überproportional groß ist. Auf die einzelnen Einwohner der Gemeinde heruntergerechnet sogar über der Stadt München.

Im Schreiben heißt es wie folgt: „Wir bemühen uns, für jedes in der Gemeinde lebende Kind, das einen Krippen- oder Kindergartenplatz haben möchte, diesen räumlich bereitzustellen und mit dem gesetzlichen Personalkostenzuschuss zu „unterlegen“.“

Darüber hinaus ist der Gemeinderat der Ansicht, um die Haushaltslage perspektivisch mit stetig steigenden Kinderbetreuungsbedarf nicht zu überfordern, keine weiteren „freiwillige Zuschüsse“ beitragen zu können. Bürgermeister Reitsberger weist die Idee ähnlich wie in München eine Ballungsraumzulage einzuführen, gegenüber B304.de, vom Tisch. “Das sind über 100.000 Euro im Jahr, die wir nicht einfach so verfügbar haben, vor allem wenn man gerecht sein will und es fair auf die einzelnen Träger aufteilt.“

Doch wie kann es nun weitergehen. Reitsberger hat zwei Vorschläge, für die er sich persönlich stark macht und auch einen Aufruf startet:

“Wir schauen, dass wir günstige und angenehme Bedingungen für die Erzieherinnen und Erzieher schaffen. Deshalb ist ein Vorschlag ist, dass man auch Betreuer von weiter weg nimmt. Wer von unseren Bürgern ein Zimmer unter der Woche frei hat, da er beispielsweise beruflich unterwegs ist, kann es der Kinderbetreuungskraft anbieten. Damit schlägt man zwei Fliegen mit einer Klatsche: Die Betreuer verlieren nicht den Heimatbezug, da sie am Wochenende zurückkehren können und die Gemeinde erhält wichtige Hilfe.”

Neben einem Fahrtkosten-Zuschuss, der allerdings nicht “die Regel, sondern die Ausnahme” sein sollte, hat Reistberg einen zweite Idee :

“Die Gemeinde bittet ehemalige Erzieherinnen und Erzieher einzuspringen. Sie haben die beste Ausbildung und viel Erfahrung. Wer Hilfe leisten kann und das auch will, ist hier mit aufgerufen. Das wäre für die Gemeinde sehr wertvoll und wichtig, denn der Betreuungsbedarf besteht.”

Wie es nun genau weitergeht, ist unklar. Bei der morgigen (28.7.) Gemeinderatssitzung wird das Thema besprochen. Viel Zeit bleibt der Gemeinde nicht mehr oder wie es Reitsberger formuliert: “Es ist ein Notruf bei aktuer Not, es gilt zu retten was zu retten ist.”