Vaterstettens Bürgermeister Leonhard Spitzauer (CSU) drückt aufs Gas und will, dass die Gemeinde den Ausbau eines flächendeckenden Glasfasernetzes jetzt selbst in die Hand nimmt. In der jüngsten Gemeinderatssitzung wurde die Entscheidung darüber jedoch vertagt. Zwischenzeitlich hat sich die SPD Fraktion gegen die Pläne ausgesprochen und will das, grob geschätzt, rund 25 Millionen Euro teure Projekt lieber einem privaten Anbieter überlassen. Ein entsprechender Versuch durch die Firma „Echtschnell“ war erst vor rund einem Jahr kläglich gescheitert.
„Im gesamten Gemeindegebiet soll ein flächendeckendes Glasfasernetz errichtet werden. Die Umsetzung des Ausbaus soll im Rahmen eines sogenannten Betreibermodells erfolgen.“ So stand es in der Beschlussvorlage, die Vaterstettens Bürgermeister Leonhard Spitzauer gerne so in der letzten Gemeinderatssitzung verabschiedet hätte. Betreibermodell meint, dass die Gemeinde selbst als Bauherr das Breitbandnetz im Gemeindegebiet übernimmt und anschließend an ein Telekommunikationsunternehmen verpachtet. „Wenn wir nichts tun, passiert nichts“, so Spitzauer wörtlich.
Doch die Entscheidung wurde vertagt, weil den Gemeinderäten noch zu viele Fragen offen waren oder Zweifel an diesem Modell haben. Unter anderem schreckt die SPD Fraktion vor den enormen Kosten zurück, die auf die Gemeinde zukommen könnten. Rund fünf Millionen Euro wären es wohl mindestens. Denn von den geschätzten Investitionskosten in Höhe von rund 25 Millionen Euro würden zwar 80 Prozent von Bund und Land gefördert, auf den restlichen 20 Prozent bliebe die Gemeinde aber sitzen.
„Die Sozialdemokraten halten die Zusammenarbeit mit einer Firma, die das Projekt eigenwirtschaftlich umsetzt, für die deutlich bessere Lösung.“ Problem nur: Entsprechende Versuche haben in der Vergangenheit nicht zum Erfolg geführt, jüngstes Beispiel die Firma Echtschnell. Das Unternehmen der Ropa-Gruppe wirbt zwar im Internet immer noch mit dem Ausbau in Vaterstetten, hatte jedoch nur 4 Prozent der Haushalte als Kunden begeistern können, nötig wären 40 Prozent gewesen, und das Projekt folglich schon vor einigen Monaten für gescheitert erklärt.
Ein Grund dafür: „Durch den in den letzten Jahren erfolgten V-DSL-Ausbau der Deutschen Telekom in Baldham und Vaterstetten sowie der Firma AVACOMM sind die überwiegenden Teile des Gemeindegebiets mit Internetanschlüssen von im Regelfall 50-100 Mbit/s versorgt“, schreibt die Gemeindeverwaltung in der Beschlussvorlage. Allerdings bestehen im Gemeindegebiet nach wie vor auch weiße Flecke mit Übertragungsgeschwindigkeiten von 6 Mbit /s oder weniger. Der bereits mit Glasfaser erschlossene Anteil des Gemeindegebiets ist im Vergleich zu anderen Gemeinden im Landkreis Ebersberg sehr gering.“ Spätestens mit Beginn der Corona-Pandemie habe sich gezeigt, wie wichtig eine ausreichende Bandbreite und wie begrenzt diesbezüglich die bestehende Vectoring-Technologie sei. Darüber bestand grundsätzlich Einigkeit, nur eben nicht bei der Lösung des Problems.
In einer der nächsten Sitzungen soll das Thema nun erneut diskutiert werden.
(Symbolfoto: adobestock / fofufoto)