Am Donnerstagabend wurde es laut in Haar: Rund 150 Demonstranten protestierten lautstark gegen die Rodung eines Stückes Bannwald zugunsten einer Zufahrt zu einem Gewerbegebiet auf der Finckwiese. Drinnen lud die CSU zu einer Infoveranstaltung rund um das geplante Gebiet – inklusive Diskussion.
Organisiert hatte die Demonstration der LBV. Der Naturschutzorganisation geht es vor allem um ein 3750 Quadratmeter großes Stück Wald, das zum Bau einer Zufahrt zum geplanten Gewerbegebiet gerodet werden könnte. „Wälder sind keine Petitessen“, so Carmen Gnann, Vorsitzende des Ortsverbands.
Drinnen ging es dann ruhiger zu: Eingeladen hatte der CSU-Ortsverband Haar, dessen Ortsvorsitzender Dietrich Keymer die rund 200 Zuhörer begrüßte. Er wies auf die Finanzlage Gemeinde hin – die Gewerbesteuer sei die wichtigste Finanzierungsquelle, und Haar sei hier in einer besonderen Situation: man sei zwar reich an Bevölkerung, doch mangle es an Fläche. Schmerzlich sei der Wegzug zwei großer Gewerbesteuerzahler, darunter des Pharmaunternehmens MSD. Aus Sicht der CSU sei die Flächenausweisung auf der Finckwiese „alternativlos“, so Keymer.
Bürgermeister Andreas Bukowski (CSU) freute sich über das rege Interesse – „davon lebt die Demokratie“ – und ging gleich zu Beginn der Veranstaltung auf den wohl größten Streitpunkt ein: Die Zufahrt. Aus Sicht Bukowskis sei es „durchaus sinnvoll“, die Zufahrt an dieser Stelle zu schaffen, denn die Fläche könne durch den vorhandenen Durchstich und die Asphaltierung gut angebunden werden.
Auch der Bürgermeister der Großgemeinde, die bald zur Stadt ernannt wird, betonte die angespannte Finanzlage – die Rücklagen würden immer kleiner. Daher eilt die Zeit. Die Finckwiese eigne sich gut für die Ansiedlung, da die Fläche sowie die Anfragen gut zusammenpassten – denn in Haar stehen zwar viele Büroflächen frei, doch die Nachfrage danach sei sehr gering – anders als bei Flächen für produzierendes Gewerbe.
Zum Bannwald kommentierte Bukowski, dass es nicht das erste Vorhaben sei, bei dem in den Bannwald eingegriffen wird: schon beim Bau des Jugendstilparks sei dies der Fall gewesen. Über 2 Hektar hatte man damals für die Wohnbebauung abgeholzt, jetzt seien nur 3740 Quadratmeter betroffen, wovon 4500 Quadratmeter an anderer Stelle wieder aufgeforstet werden würden. Bukowski sprach von einer Aufbauschung der Probleme.
Bei der anschließenden konstruktiven Diskussion kamen gab es unterschiedliche Meinungen – mit limitierter Redezeit. Ulrich Leiner (Grüne), zweiter Bürgermeister plädierte für ein gemischtes Areal mit Wohnbebauung. Beifall erhielt Leiner für seinen pragmatischen Lösungsvorschlag der Bannwald-Frage: „Lasst uns doch einfach die Zufahrt um 50 Meter verschieben“, um „dieses Thema vom Tisch zu bringen“.
Anders als die Grünen fordert die SPD keine neue Wohnbebauung, wie Gemeinderat Peter Schießl erklärte. Denn Zuzug sei auch immer mit Kosten verbunden. Die Übereinstimmung mit der CSU-Position sei ziemlich groß.
Alfons Meindl, Vorsitzender des örtlichen Bund Naturschutz, der auch schon ein Bürgerbegehren ins Spiel brachte, mahnte, dass die Rodung des Bannwalds gerichtlich keinen Bestand hätte – anders als damals beim Jugendstilpark sei die Rechtsprechung heute.
Auch die Organisatorin der Demonstration und Vorsitzende der LBV-Ortsgruppe kam zu Wort: Man könne nur davor warnen, die Fläche anzufassen. Eine Änderung des Flächennutzungsplanes sei ein Rechtsverstoß, dagegen „werden wir auf jeden Fall“ vorgehen, so Gnann.
Und die Nachbargemeinden? Auch auf die ging Bukowski ein – sowohl Vaterstetten als auch Grasbrunn fürchten eine größere Verkehrsbelastung durch das 8 Hektar große Gewerbegebiet – man stehe noch ganz am Anfang der Planung, so der Bürgermeister.