Danke für treue Bücherwürmer

von Roland Karasek

Es gibt sie – und das gar nicht so selten: Die Menschen, die sich in Räumen voller Bücher am wohlsten fühlen – landläufig Bücherwürmer oder Leseratten genannt. Und dann gibt es noch die, die gerne einige Stunden Arbeit in der Woche opfern, um ihre Leidenschaft auch ihren Mitmenschen zugänglich zu machen. Und das ohne Bezahlung. Genau solche Menschen sind die Seele der Haarer Gemeindebücherei. Und manche von ihnen sind schon sehr lange die „Gesichter der Bücherei“ – ein Grund zur Ehrung.

v.l.: Bücherei-Leiterin Désirée Bitzer, Susanne Preller, Elfriede Krembel, Bürgermeisterin Gabriele Müller, Anna Czutka (Foto: Gemeinde Haar)
Ehrung in der Gemeindebücherei Haar (v.li.): Bücherei-Leiterin Désirée Bitzer, Susanne Preller, Elfriede Krembel, Bürgermeisterin Gabriele Müller, Anna Czutka (Foto: Gde. Haar)

Sie sortieren Woche für Woche die prallgefüllten Regale, haben immer Lesetipps parat und verbreiten zudem noch gute Stimmung: Die 23 Damen der Gemeindebücherei arbeiten ehrenamtlich – da gibt es einmal im Jahr ein schönes Dankeschön-Essen für die geleistete Arbeit. Drei Damen wurden von Bücherei-Leiterin Désirée Bitzer an diesem geselligen Abend dann nochmal ganz besonders aus ihrer Kolleginnenschar hervorgehoben – denn sie haben heuer ein Jubiläum zu feiern.

Buecherei_Elfriede Krembel
Buecherei_Elfriede KrembelElfriede Krembel

Elfriede Krembel
Da wäre zum einen Elfriede Krembel: Seit 10 Jahren gehört sie nun schon zum Team der Bücherei. Früher war sie Lehrerin in der Jagdfeld-Grundschule – und genau dort legte sich der Grundstein zu ihrem heutigen Ehrenamt – in Form einer ganz speziellen Schülermutter: Isolde Moritz, die damalige Leiterin der Bücherei. Immer wieder hörte sie einen Satz von ihr: „Wenn Sie in Ruhestand gehen, dann kommen Sie doch zu mir in die Bücherei!”. Und dann war es soweit: Elfriede Krembel hatte die Worte von Isolde Moritz nie vergessen. Und da sie auch nach 40 Jahren an der Schule den Kontakt zu Kindern und auch Erwachsenen nicht missen wollte, klang das Angebot nach wie vor sehr verlockend. Hinzu kam ihre eigene Leidenschaft fürs Lesen. Was gibt es wohl Besseres für so jemanden, als in einer Bücherei zu arbeiten? So begann sie 2004 als Ehrenamtliche in der Bücherei, die sie bis zum heutigen Tage mit Freude betritt.

Susanne Preller
Ebenfalls seit 10 Jahren unterstützt Susanne Preller das Team der Bücherei. Für sie ist dieses Ehrenamt eine ganz logische Entwicklung in ihrem Leben, denn ihr erster Berufswunsch war der gehobene Bibliotheksdienst.

Susanne Preller
Susanne Preller

Doch zu der Zeit, in der sie eine Ausbildung absolvierte, waren die Aussichten in diesem Beruf schlecht. „So habe ich mich damals von diesem Wunsch verabschiedet“, erinnert sie sich. 2004, als Susanne Preller wie so häufig in die Haarer Gemeindebücherei kam, wurde sie von einer ehemaligen Kollegin angesprochen, ob sie nicht bei der Bücherei mitmachen wolle. „So hat es sich dann ergeben, dass ich zumindest nebenbei ab und zu in meinem früheren Wunschberuf wirken kann“, freut sie sich.

Anna Czutka
Anna Czutka

Anna Czutka
Doppelt so lange mit dabei ist Anna Czutka. Sie hielt beim Dankeschön-Essen eine besonders launige Rede, die ihre Liebe zum Lesen und der absoluten Treue zur Bücherei wiederspiegelte. Ihre persönliche „Büchereigeschichte“ begann zu einer Zeit, als in Haar die Bücher noch im heutigen Familienzentrum in den Regalen standen: Damals war sie gerade in Pension gegangen und da hatte es sie sich angewöhnt „einmal in der Woche mein Bücherbündel zu schnüren und in die Salzgasse zu gehen“. Auf „Bücherjagd“ sei sie damals gewesen. Und so wurde sie schnell bekannt unter den Bücherei-Damen. Es war also nur eine Frage der Zeit, bis sie einmal an der Theke angesprochen wurde, ob sie nicht mitarbeiten wolle. „Und wie ich wollte! Als ich es voll Freude daheim erzählte, kam frotzelnd folgender Kommentar meines Bruders – “Gott sei Dank hat dich endlich jemand gefragt‘“, erinnert sich Anna Czutka. Ab diesem Zeitpunkt war sie in der Bücherei überall mit dabei und hat alle Veränderungen miterlebt – von der Karteikarte zum Computer, von der Salzgasse in die Leibstraße, von den dicken Wälzern bis hin zum E-Book. Doch einiges blieb immer gleich: ihre Begeisterung fürs Lesen, ihr Spaß an der Kundschaft, ihre Freude über die „Lese-Kinder“, die in der Bücherei ein- und ausgehen. Und dennoch überlege sie langsam, sich von der Theke zurückzuziehen, betont die Bücherei-Dame. Was jedoch nicht bedeute, dass sie sich von ihrer geliebten Bücherei trenne: Schließlich habe sie doch ein zweites Standbein – das „Büchereinbinden“, das sie gerne übernimmt. Geschlossen hat Anna Czutka ihre Rede mit einem Zitat ihres Vaters, der immer sagte „Gute Bücher sind wie gute Freunde“. Und die Menschen, die sich gerne mit Büchern umgeben, können das ebenfalls werden…