„Mit der Schule beginnt der Ernst des Lebens“, dazu sammelten auch Kinder in der guten, alten Zeit ihre Erfahrungen. Unter dem Motto: „Bildung ist, was übrig bleibt“, lässt Georg Reitsberger an dieser Stelle Zeitzeugen zu Wort kommen.
Schulwegstrapazen (Ludwig Hermann, Baldham-Dorf):
„Bis 1905 waren Baldhamer Kinder in Zorneding schulpflichtig. Zur Schule nach Zorneding gab es nur einen Feldweg, der oftmals fast ungangbar war. Im Winter gingen die Kinder früh sieben Uhr vor Hellwerden von Baldham fort und kamen abends erst bei eingetretener Dämmerung heim: So sahen sie Baldham bei Tag wochenlang nur an Sonntagen. Bei schlechtem Wetter oder bei tiefem Schnee waren sie oft auf und auf und durch und durch nass, bis sie zur Schule kamen. „Mittags hatten wir ein Stück Brot, das im Winter in dem aus blauem Rupfentuch gefertigten Schulranzen beinhart gefror und manchmal bis zur Mittagspause nicht auftaute….“ War im Frühjahr der Schnee weg, liefen die Kinder barfuß. Ihre Hausaufgaben machten sie sehr flüchtig und meist falsch auf dem Schulweg in einem Heustadel.“
Unterricht (Alois Böhm, Vaterstetten, 1922-2011):
„Strenge Disziplin war oberstes Gebot in der einteiligen Dorfschule Vaterstetten. Wer sich nicht fügte, bekam den Tatzenstecken zu spüren. Besonders am Montag machte das gefürchtete Instrument seine Runde dann, wenn nach einem feucht-fröhlichen sonntägigen Gesellschaftsabend der gereizte Lehrer Marxer eine besonders lockere Hand hatte. Der Vater von Alois Böhm fürchtete den rothaarigen Lehrer Albert Dengler, der Vaterstettener Kinder in Ottendichl unterrichtete. Zum „Nachsitzen“ sperrte dieser die Kinder in das Klassenzimmer und genehmigte sich zwischenzeitlich ein üppiges Mittagessen im entfernten Weißenfelder Wirtshaus. In zünftiger Runde vergaß er dabei nicht nur einmal seine eingesperrten Schüler. Eines Tages, nachdem die Vaterstettener Kinder bis zur Abenddämmerung nicht nach Hause gekommen waren, eilte der Vaterstettener Jagdaufseher Balthasar Huber nach Weißenfeld und holte mit vorgehaltenem Gewehr den Lehrer aus der Gaststube. An der Schule angekommen warteten tränenüberströmte und verzweifelte Kinder an den vergitterten Schulfenstern auf ihre Befreiung.“
Franz-Xaver Feist schildert die vorherige Unterbringung im Hüterhaus:
„Das Hüterhaus ist völlig ruinös geworden. Unken, Mäuse u.a. ekelhafte Tiere haben unter dem schlechten Mauer-Werk und dem halb verfaulten, schlecht gelegten Schulboden ihren Aufenthalt, und kommen nicht selten, den Unterricht störend, zum Vorschein. Die Feuchtigkeit und das Dumpfe des Schulzimmers sind der Gesundheit äußerst nachteilig. (…) Es ist daher nicht selten, dass Kinder in den Bänken ohnmächtig niederfallen, sich erbrechen müssen, oder über häufiges Kopfweh klagen…..“