Auslöse verhandelt

von Markus Bistrick

Bereits am Karfreitag (14.4.) entwendeten die Burschen aus Harthausen und Putzbrunn den Maibaum vom Trachtenverein Bad Aibling. Bei einer fairen Verhandlung wurde man sich schnell über die Auslöse einig. Derzeit befindet sich der Maibaum auf dem Weg zurück in seine Heimat.

Nachdem die Harthauser und Putzbrunner Maibaumdiebe freundlicherweise am Entwendungsort eine Nachricht über den neuen Lagerort hinterlassen hatten, meldete sich am Karsamstag ein Verhandlungsteam des Trachtenvereins Bad Aibling. Im Rahmen einer fairen Verhandlung wurde man sich schnell über die Auslöse einig. Die Burschen helfen dem Trachtenverein am 1.Mai beim Aufstellen, dafür sind alle Getränke sowie Essen für die Abordnungen aus Harthausen und Putzbrunn an diesem Tage frei. Hoffentlich hat sich der Trachtenverein über die Standfestigkeit der Burschen bei solchen Festlichkeiten vorher intensiv informiert. Denn wer die Burschen kennt, weiß, dass dies für den Gastgeber sehr kostspielig werden kann.

Die beiden Vorstände (von links) Andreas Wagner (Harthausen) und Sebastian Schmelzer (Putzbrunn) mit dem Diebesgut. (Foto: Wolfgang Mende)

Da die Zeit drängt, aber der Ausflugs- und Berufsverkehr auf der Rosenheimer Landstraße berücksichtigt werden muss, wurde die Rückgabe des Maibaums am Dienstagnachmittag durchgeführt. Die Arbeitgeber der Burschen hatten Verständnis, dass diese die Arbeit bereits früher niederlegten.

Seit 1982 hat man die alte Tradition des Maibaumstehlen im Zusammenschluss Harthausen und Putzbrunn wiederbelebt. In diesem Zeitraum wurden 11 Maibäume entwendet. Davor war Harthausen seit der Gründung 1972 zweimal erfolgreich. Nach der Chronik, den Aussagen ehemaliger Mitglieder und der Auswertung der Verträge, wurden bei den Verhandlungen bislang rund 4.000 Liter Bier und 1.000 Brotzeiten an Auslöse ausgehandelt.

Schnell noch verpackt, damit die Farbe keinen Schaden erleidet. (Foto: Wolfgang Mende)

Der größte Coup gelang den Burschen 1982, als sie den Maibaum der Münchner Brauereien vom Viktualienmarkt entwendeten. Die Auslöse war mit 500 Liter Bier entsprechend hoch. Die Presse berichtete damals: „TÜV geprüft, aber leider gestohlen. Die Wächter in Trudering merkten nichts.“ Auch der ehemalige Oberbürgermeister Erich Kießl grollte und meinte, dass er dem Truderinger Musikverein, welcher an diesen Tag Maibaumwache hatte, besser Kaffee als Bier schicken sollte.

Ein kurioser Diebstahl ist 1996 zu vermelden. Zuerst hatte der Burschenverein Grasbrunn einen vermeintlichen Maibaum in Neuperlach gestohlen. Als die Harthauser und Putzbrunner dies mitbekamen, klauten sie den Baum wiederum den Grasbrunner. Im Nachhinein stellte sich heraus, dass es sich um einen Friedensbaum der Friedensinitiative Neuperlach handelte. Diese wollten wegen angeblich nicht vorhandener finanziellen Mittel keine Auslöse zahlen. Glücklicherweise sprang die Brauerei Hacker Pschorr mit genügend Gerstensaft für die Auslöse ein. Auch das Fernsehen berichtete über diesen Diebstahl und so wurde der Klau werbewirksam vermarktet. Übrigens: Bei Harthauser Maibäumen hatten die Diebe bisher noch nie Glück. Auch die Putzbrunner können sich nicht erinnern, jemals Opfer von Dieben gewesen zu sein.

(Text: Wolfgang Mende)

 

Gleich geht es los, die Rückfahrt im Schneetreiben nach Bad Aibling. (Foto: Wolfgang Mende)