Zurück zu den Wurzeln

von Catrin Guntersdorfer

“Hast du einen Garten und eine Bibliothek, wird es dir an nichts fehlen.” Wenn man sich diesen weisen Spruch von Cicero zu Herzen nimmt, ist Manuela Harm schon recht gut aufgestellt: In Gronsdorf, wo sie mit Mann, zwei Kindern und zwei Katzen wohnt, hat sie einen schönen Garten – den „Buchladen Vaterstetten“ darf sie ihr Eigen nennen und demnächst wird sie noch eine zweite Buchhandlung in Haar eröffnen. „Der Buchladen in Vaterstetten ist schon so ein Herzensprojekt von mir“, erklärt die 49-Jährige. „Es gibt ihn seit über 35 Jahren. Ich bin zwei Straßen weiter aufgewachsen und war als Schülerin nahezu täglich zu Gast“, erinnert sie sich. „ Mit 14 Jahren habe ich gefragt, ob ich hier jobben darf.“ Den Wunsch konnte ihr die damalige Besitzerin nicht abschlagen.

Seit über 12 Jahren darf Manuela Harm “Den Buchladen” ihr Eigen nennen. (Foto: B304.de/Catrin Guntersdorfer)

Mit einer Ausbildung hat es im Buchladen zwar nicht geklappt, aber nach einer Buchhändlerlehre in München, einem Jahr im Ausland, einem BWL-Studium und anschließendem Job, kam Manuela Harm doch wieder zu ihren Wurzeln zurück. „Ein Buchladen war immer mein Traum, das wusste mein Umfeld. Als die frühere Eigentümerin vor 12 Jahren auf mich zukam und fragte, ob ich den Laden übernehmen will, haben alle gleich gesagt: Super! Mach das!“ In den ersten Jahren der Übernahme hat Manuela Harm diese Entscheidung jedoch einige Male bereut: „ Viele haben eine verklärte Vorstellung vom Job einer Buchhändlerin- es gibt ja auch einige Filme und Bücher darüber. Aber gerade als Amazon vor einigen Jahren so auf dem Vormarsch war, war es anstrengend, den Laden zu führen.“ 

Ein wichtiges Thema: Leseförderung!

Auch zum Lesen kommt die Buchhändlerin, entgegen einer weit verbreiteten Meinung, tagsüber so gut wie nie. „Ich bin keine Schnellleserin“, gesteht Manuela Harm. „Abends versuch ich noch im Bett zwei Stunden zu lesen, bis mir oft die Augen zu fallen. Das ist tatsächlich Arbeit.“ Ihren Job macht sie aus Idealismus und das ist es auch, was Manuela Harm antreibt. „ Es macht immer noch viel Spaß und man bekommt auch eine enorme Wertschätzung und nette Rückmeldungen von den Kunden.“

In der Kinderbuchabteilung entdecken viele Erstleser ihre Freude an Büchern. (Foto: B304.de/Catrin Guntersdorfer)

Das wiegt für sie den Stress und Aufwand auf. Über die Kinder, die zu ihr in den Buchladen kommen freut sich die Gronsdorferin ganz besonders. „Es ist so schön zu sehen, wie sie ihre Freude am Lesen entdecken, wenn sie das richtige Buch erwischt haben, das sie anspricht und begeistert.“ Selbst hätte sie gerne mehr Zeit Biografien und politische Bücher zu lesen. „In diesen Bereichen ist so viel los und so viel geboten. Solche Bücher nehme ich dann auch gerne in den Urlaub mit – sonst würde ich es gar nicht schaffen, die auch noch zu lesen.“ 

„Die Corona-Zeit war ein Erlebnis- ich brauch´s aber nicht nochmal!“

In der Corona-Zeit war Manuela Harm im ganzen Gemeindegebiet mit ihrem taubenblauen Käfer (Baujahr ´68) und einem in der gleichen Farbe gehaltenen Bulli unterwegs und hat Bücher für Kunden ausgeliefert. „Da haben mich Gott sei Dank neben meinen fünf Mitarbeitern auch meine Kinder unterstützt. Das hätten wir sonst unmöglich geschafft. Zumal man beim Bulli-Fahren nach einmal Lenken schweißgebadet ist und er auch ziemlich stinkt.“

Manuela Harms E-Käfer hat schon einige Jahre auf dem Buckel. (Foto: B304.de/Catrin Guntersdorfer)

Ganz im Gegensatz zum Käfer, der von Manuela Harms Ehemann mit einem Elektromotor ausgerüstet wurde. Der Corona-Krise kann sie, neben all dem Stress, trotzdem etwas Positives abgewinnen: „Manche Leute sind zum Umdenken gekommen und versuchen wieder mehr lokal zu kaufen. Vielen ist aber noch nicht klar, dass es nicht nur wichtig ist Bücher vor Ort zu kaufen. Man bekommt auch alles andere!“ 

In den Startlöchern

Hätte Manuela Harm mehr Freizeit, würde sie sich gerne öfter mit Freundinnen treffen, wie sie gesteht. Da sie hofft im November ihren zweiten Buchladen mit 60 Quadratmetern in der Leibstraße in Haar eröffnen zu können, werden ihre Freunde aber wohl noch eine Weile auf sie warten müssen. „Der Estrich ist schon verlegt, derzeit gibt es Lieferengpässe beim Material, die Arbeiten stocken. Aber wenigstens habe ich schon einen sechsten Mitarbeiter, der mich in Haar unterstützen wird“, sagt die Buchhändlerin. Vielleicht ist so ja doch in Zukunft das ein oder andere Treffen mit Freunden drin.