Wir haben keine Zeit mehr!

von Markus Bistrick

Politikverdrossenheit unter Jugendlichen ist sein Thema. Das muss sich ändern, davon ist Joshua Steib felsenfest überzeugt und dafür kämpft der 18-Jährige auf allen Kanälen. Als erster Jugendbotschafter der Evangelischen Akademie Tutzing will Steib das politische Interesse Jugendlicher stärken. Als UN-Jugenddelegierter möchte der Politik-Student mitreden – und vor
allem andere dazu ermuntern.

Bereits in der 9. Klasse am Humboldt-Gymnasium Vaterstetten hat der Neukeferloher sein herausragendes Engagement begonnen. Damals hat Steib zum ersten Mal an „Jugend debattiert“ teilgenommen. 2019 ist er Bundessieger. Außerdem wurde er als Friedensbotschafter des Auswärtigen Amtes und des Volksbund für Deutsche Kriegsgräberfürsorge ausgezeichnet.

Mit gerade einmal 18 Jahren weist Steib einen Lebenslauf auf, von dem die meisten am Ende ihres
Berufslebens nur träumen können. Jüngst erst hat der leidenschaftliche Klavierspieler auf der Jugendklimakonferenz in Glasgow unter anderem für mehr Klimabildung an den Schulen gekämpft. Beim eigentlichen Klimagipfel war der 1,0er-Abiturient anschließend als Beobachter vor Ort. Steib sagt vor über 500 Delegierten Dinge wie: „Es kann nicht sein, dass das Thema Klimawandel nur dann in der Schule behandelt wird, wenn die Lehrer gerade mal eine freie Stunde haben – Klimabildung muss Teil der Schulbildung werden.“ Oder: „Es braucht klare Regeln für den internationalen
Handel mit Emissionszertifikaten.“


Joshua Steib studiert im ersten Semester Politik und Philosophie, coacht Jugendliche für Debatten, spielt virtuos Klavier – gerne auch mal nichts sehend unter dem Flügel liegend. Und im Schloss Bellevue diskutierte er zwei Tage lang mit anderen Jugendlichen – auf Einladung von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier versteht sich. „Bei mir hat sich in der letzten
Zeit relativ viel ergeben“, kommentiert es Steib bescheiden. Der engagierte Neukeferloher, der sich vegan ernährt und – wann immer möglich – mit dem Fahrrad oder öffentlich fährt, ist so etwas wie die Definition des Begriffs Wunderkind. Klar, fokussiert, die Komplexität der Themen im Blick. „Ich finde es extrem schade, dass sich die Fronten zwischen Politik und Jugendlichen verhärten, weil ich denke, dass man die Interessen sinnvoll zusammenbringen könnte“, so Steib. Und: „Wir haben keine Zeit mehr, wir müssen jetzt handeln. So groß wie unser Klimaproblem ist, so wenig ist es leider immer noch im öffentlichen Diskurs zu finden.“