Denkbar knapp, mit 8 zu 6 Stimmen, konnte am gestrigen Abend (12.09.) Klaus Willenberg, bei der Aufstellungsversammlung der FDP, die Wahl zum Bürgermeisterkandidaten für sich entscheiden. Damit stehen nun alle fünf Bürgermeisterkandidaten für die Wahl im März 2020 fest.
Der 66-Jährige setzte sich damit gegen seine Gegenkandidatin, Petra Rawe (54), durch. Willenberg, der eine Praxis für Psychotherapie hat und seit über 20 Jahren Mitglied der FDP ist, sieht seine Stärke im Entwickeln von Lösungen und diese gemeinsam umzusetzen. “Im Laufe meines Lebens ist mir klar geworden, dass es zu nichts führt zu jammern oder gar zu resignieren. Das was ich tun kann, ist, mich selbst, so gut es geht, persönlich einzubringen”, erklär der Politiker sein Bestreben um den Chefsessel in der Gemeinde. Das Anforderungsprofil für das Amt des Bürgermeisters, so wie er es definiert, würde er mit seiner Kompetenz weitgehend abgedeckt, betont er in seiner Vorstellungsrede.
Er möchte ein zukunftsfestes, lebens- und liebenswertes Vaterstetten, sowohl unter ökonomischen, ökologischen und vor allem sozialen Gesichtspunkten erreichen. Dass dazu bei der Führung des Rathauses dringender Handlungsbedarf besteht, sieht Willenberg als allseits bekannt. Er stellt sich die Frage, wo der Ort Vaterstetten in 10 bis 15 Jahren stehen soll. “Wir brauchen ein gesamthaftes Infrastrukturkonzept, das auf dem bestehenden Gemeindeentwicklungsplan aufsetzt. Und keine neuen Wohnflächen bevor nicht die Infrastruktur geklärt ist!”, fordert der FDP-Politiker. Auch die hohe Verschuldung der Gemeinde liegt Willenberg schwer im Magen.Waren es 2014 noch 9,2 Millionen Euro, so sollen es 2022 bereits 26,3 Millionen Euro sein. Die Schuldenlast pro Einwohner sei bereits heute doppelt so hoch, wie im bayerischen Durchschnitt, betont er. Den Grund für diese Situation sieht der FDP-Mann in zu geringen Einnahmen aus der Gewerbesteuer. ” Hätten wir pro Kopf der Bevölkerung die gleichen Gewerbesteuereinnahmen wie unserer Nachbargemeinde Grasbrunn, wären jährlich ca. 20 Millionen Euro mehr in der Kasse. Wir könnten also jedes Jahr einen Bürgersaal bauen!”, erklärt Willenberg. Er sieht seinen Schwerpunkt in der Förderung und Ansiedlung kleiner, mittelständischer Unternehmen, die auch zuverlässige Steuerzahler sein sollen. “Wir leben in einer Forschungs- und Innovationsregion, holen wir die Innovation nach Vaterstetten!”
Einen weiteren Schwerpunkt sieht Willenberg bei der Förderung der Ehrenämter, vor allem jene, die den Bereich der Senioren betreffen. Da immerhin 25% der Bürger in Vaterstetten über 65 Jahre sind, möchte er eine vielfältige Unterstützung für die Senioren aufbauen, damit sie möglichst lange selbstständig in ihren vertrauten Wohnungen leben können. “Die Situation bei uns ist beschämend!”, bedauert Willenberg. “Uns allen muß klar sein: Die Kinder UND die Senioren sind unsere Zukunft!”
Für die Gemeinde hat Willenberg ein Wunsch: Ein Ortszentrum als Vision und Langfristziel. “Wir brauchen einen zentralen Ort der Begegnung, ja schlichtweg ein Ortszentrum, das seinen Namen auch verdient. Also keinen Marktplatz wie in Baldham.!”
Wohlwissend, dass die Chancen nicht groß sind, Bürgermeister in Vaterstetten zu werden, wurde nach der Wahl Willenbergs von Wahlleiter Ewald Silberhorn, stellvertretendem Kreisvorsitzenden der FDP aus Poing, klar das Ziel für die Kommunalwahl 2020 formuliert: “Es sollen möglichst viele FDP-Sitze im Gemeinderat erreicht werden.”
Gegenkandidatin Petra Rawe, hatte in ihrer Vorstellungsrede bekundet, wie wichtig ihr es wäre, dem Gewerbe in Vaterstetten eine Heimat zu bieten und junge, innovative Unternehmen uns Start-Ups nach Vaterstetten zu holen, um die Geldprobleme der Gemeinde zu lösen. Auch wenn sie nun nicht um das Bürgermeisteramt kandidiert, will sie Willenberg und ihre Partei im Wahlkampf unterstützen.