Wenn billiger Strom zur Kostenfalle wird

von Catrin Guntersdorfer

Unseriöse Praktiken bei Haustürgeschäften treten derzeit wieder vermehrt im Gemeindegebiet von Haar aus. Inzwischen dürfte es allgemein bekannt sein: Haustürgeschäfte sind eine heikle Angelegenheit. Allzu schnell werden Bürgerinnen
und Bürger geschickt manipuliert und dazu überredet, Verträge zu unterzeichnen, die sie vorher gar nicht prüfen konnten. Dabei
reicht es schon aus, den Vertretern sensible Daten wie die eigene Zählernummer anzugeben. Schon damit kann ein Vertrag
abgeschlossen werden – ohne Unterschrift und auch gegen den eigenen Willen. Viele Vertreter sind zudem geschult darin,
Menschen diese Informationen durch geschickte Kommunikationstechniken zu entlocken.
Nachdem es schon bekannt ist, dass man Verträge immer gut und samt Kleingedrucktem lesen sollte, klingeln unseriöse Werber gern bei Haushalten, in denen nur gebrochene deutsche Sprachkenntnisse zu erwarten sind. Allein die Unsicherheit in der
Verständigung und ein paar gezielte Schlagworte führen da leicht zu folgenschweren Unterschriften. So wiederholt geschehen in
Haar, wie Kunden den Gemeindewerken Haar GmbH gemeldet haben.
In jedem Fall empfiehlt es sich, das Kleingedruckte zu lesen. So kommt es vor, dass die angepriesenen Lieferbedingungen attraktiv aussehen, die Preise günstig sind. Diese Preise gelten jedoch nur, so lange staatliche Preisbestandteile und Umlagen sich nicht ändern. Steigen diese, darf auch innerhalb der Preisgarantiefrist erhöht werden. Zum Schutz der Verbraucher gilt hier:
Preiserhöhungen müssen in jedem Fall sechs Wochen vor Inkrafttreten angekündigt werden. Innerhalb dieser Frist besitzt der
Kunde ein Sonderkündigungsrecht.
„Das bedeutet in der Praxis, dass man durch Anbieterwechsel schon sparen kann. Man muss jedoch bereit sein, seinen Versorger immer wieder erneut zu wechseln“, informiert Rainer Mendel, Vertriebsleiter der Gemeindewerke Haar.
„Das kann schon eine richtig sportliche Beschäftigung werden, die einiges an Zeit kostet.“ Die Erfahrung der Mitarbeiterinnen aus
dem Gemeindewerke-Kundenservice: Einige Kunden tun sich diesen Mehraufwand an, um einige Euros zu sparen – bis sie die
erste schlechte Erfahrung machen. Spätestens wenn sie auf ein Unternehmen mit unzureichender Beratung treffen oder von der
Pleite eines Strom-Discounters betroffen sind, verlieren sie die Lust am Versorger-Hopping.
Manchmal arbeiten Werber sogar mit blanken Lügen. So wurde in einem Fall behauptet, Haar würde demnächst auf Ökostrom
umgestellt und daher müsse sofort ein neuer Vertrag geschlossen werden, damit der Strom unterbrechungsfrei weiterfließt. „Fakt ist, dass wir Haar schon seit Jahren mit Ökostrom versorgen“, stellt Mendel richtig. „Außerdem stellen wir Kunden niemals einfach so den Strom ab. Wir arbeiten immer nachhaltig, transparent und fair.
Schließlich besitzen wir von der Gemeinde den Auftrag der Daseinsvorsorge. Das ist etwas anderes als kurzfristige
Gewinnmaximierung.“
In Fällen von unerwünschten Werbebesuchen und -anrufen können Betroffene sich an die Gemeindewerke Haar wenden.