Starke Regenfälle und Unwetter haben ganze Regionen im Westen Deutschlands lahmgelegt. Menschen sind aufgrund von Überschwemmungen ohne Obdach, es gibt Vermisstenfälle, Verletzte und Tote. Sabina Unterländer aus Vaterstetten hat das Schicksal so sehr berührt, dass sie helfen wollte. Hier schildert sie für B304.de die Hintergründe und die Spendenübergabe am vergangenen Wochenende:
„Eltern, Schwester und vor allem Freunde und Bekannte meiner Arbeitskollegin Eva sind von dem Hochwasser im Ahrtal betroffen. Ich telefoniere direkt nach der Katastrophe mehrmals mit ihr und erfahre schreckliche Einzelheiten. Eva ist vor Ort und hilft tagelang, Häuser von Schlamm zu befreien. So entsteht die Idee eines kleinen Sachspendenaufrufs in der WhatsApp-Flohmarktgruppe Vaterstetten/Baldham/Zorneding. Die Resonanz ist überwältigend. Innerhalb kürzester Zeit kommen viele Sach-Spenden zusammen. So viele, dass ich diese gar nicht in meinen 3,5 Tonner bekommen konnte. Den hat mir Europcar Mobility Group Germany / Buchbinder Rent-a-Car in der Verleihstation Trudering am Schatzbogen geliehen, schnell, unkompliziert, hilfsbereit, super freundlich.
Also packen wir den Transporter und starteten letzten Samstag ins Ahrtal, genauer nach Bad Neuenahr-Ahrweiler. Über meine Arbeitskollegin halte ich dort Kontakte und bin mit meinen Spenden angemeldet. Anders kann man keine Spenden mehr liefern. Momentan. Die Lager sind voll. Denn noch sind die Menschen in Bad-Neuenahr-Ahrweiler dabei, ihre Häuser aufzuräumen, zu trocknen. Viele sind bei Familie, Freunden oder auch Fremden untergekommen. Manche werden nie wieder in ihre zerstörten Häuser zurückkehren können. Und noch wissen viele gar nicht wohin mit neuen Sachen. Das wird sich aber ändern, wenn die Aufräumarbeiten weitgehend abgeschlossen sind. Und die Menschen im Ahrtal in einem vorläufigen, neuen Zuhause untergekommen sind.
Schon auf der Autobahn kurz nach Koblenz sehen wir im Minutentakt LKW mit Schuttladungen. In den nicht betroffenen Dörfern gibt es überall „Dankeschön“-Stationen für freiwillige Helfer:innen mit Wasser, Obst, etc. Wir können direkt nach Bad Neuenahr reinfahren, vorbei am vollkommen zerstörten Kurpark. THW, andere Organisationen und viele freiwillige Helfer:innen aus ganz Deutschland haben in den Wochen seit der Überflutung Unglaubliches geleistet. Dennoch liegt das Trauma in der Luft. Überall Spuren der Flut, Schuttberge, aufräumende Menschen in Gummistiefeln, schwarz gekleidete Anwohner, die heute Abschiednehmen von einer jungen Frau.
Angekommen im Solidaritätshaus sehen wir Anwohner:innen, die zum Solidaritätshaus kommen, um sich Essen und Getränke zu holen. Noch gibt es kein Trinkwasser. Müde mit Spuren vom Schlamm auf der Kleidung, aber sie lächeln. Die Mitarbeiter vom Solidaritätshaus erzählen uns, dass sie nachts Alpträume haben. Die vielen Schicksale in der Familie, im Freundeskreis, bei Nachbarn lassen sie nicht mehr los. Und all die Bilder der Zerstörung. Es sind einfach so viele betroffen. Noch werden Sach-Spenden teils schleppend angenommen. Manche schämen sich, alles verloren zu haben und nicht versichert gewesen zu sein. Andere nehmen die Hilfe dankbar an. Wie ein fünf-jähriges Mädchen, das sich so sehr ein neues Fahrrad gewünscht hat. Dank der großen Gemeinschaft hier in Vaterstetten, Baldham und Zorneding hat sich ihr Wunsch erfüllt.
Die provisorischen Kindergärten bekommen das Spielzeug. Wir treffen auch einen kleinen Jungen – drei Jahre alt. Er, seine Eltern und der kleine Bruder haben alles verloren. Er wünscht sich sehnlichst ein neues Spielzeugauto. Wir können ihm den Wunsch erfüllen – wir haben einen Betonmischer für ihn – eine Eurer tollen Spenden! Er freut sich so unfassbar, hüpft von einem Bein auf das andere. Ein unvergesslicher Moment. Genau dafür haben wir das gemacht. Für diese kleinen Augenblicke des Glücks.
Ein großes Dankeschön an all die Spender hier, ein großes Dankeschön an Buchbinder Rent-a-Car. Ihr seid überwältigend. Wir stehen im Kontakt mit dem Solidaritätshaus in Bad Neuenahr-Ahrweiler und mit dem Bürgerzentrum in Heppingen. Wenn wieder etwas benötigt wird, melden sie sich. Vielleicht war das nicht die letzte Spendenfahrt.“