„Hiermit gebe ich bekannt, dass ich nach 19 Jahren Mitgliedschaft mit sofortiger Wirkung aus dem CSU Ortsverband Grasbrunn ausgetreten bin“, teilte die langjährige Gemeinderätin Ursula Schmidt heute Mittag per E-Mail mit. Dieser Schritt kommt nicht überraschend. Das Verhältnis zwischen der 58-Jährigen und dem ambitionierten CSU-Ortschef Detlef Wildenheim war nie das Beste. Endgültig das Fass zum Überlaufen brachte aber die Kampfkandidatur Wildenheims um das Amt des Vizebürgermeisters am vergangenen Dienstag.
Rückblick: Am Nachmittag der Entscheidung (12.5.) hatte CSU-Ortschef Wildenheim eine E-Mail an die Presse und die Gemeinderäte verschickt, in der er den Harthauser Bernhard Bauer (CSU) für das Amt des Zweiten Bürgermeisters vorschlug – Bauer hatte bei der Gemeinderatswahl am 15. März mit 1.764 Stimmen das beste Einzelergebnis für die Christsozialen eingefahren. Erst auf Platz 2 der Liste landete Parteikollege Detlef Wildenheim, der gleichzeitig mit nur 21,9 Prozent bei der Bürgermeister-Wahl, trotz engagiertem Wahlkampf, bitter enttäuschte.
Der Vorschlag von Bernhard Bauer sei mit der CSU Fraktion, dem CSU Vorstand und den Mitgliedern der CSU Grasbrunn abgestimmt, hieß es in der E-Mail von Wildenheim. Richtig ist, dass sich die Mitglieder bei einer internen Befragung für Bauer und nicht für Wildenheim aussprachen. Doch Bauer zog noch vor der Wahl zum 2. Bürgermeister seine Kandidatur zurück, weil Ursula Schmidt von der SPD nominiert wurde und er nicht gegen seine Parteikollegin antreten wollte. Das tat dafür überraschend Wildenheim, dem die Nähe Schmidts zu Bürgermeister Klaus Korneder schon länger ein Dorn im Auge war und er, nach unseren Informationen, bereits im Vorfeld intern deutlich gemacht hatte, dass er Ursula Schmidt niemals vorschlagen werde. Die Kampfkandidatur gewann der kommunalpolitische Neuling mit 11:9 Stimmen knapp gegen die erfahrene Schmidt, die bereits seit Mai 2006 Gemeinderätin ist und 2008 für die CSU Bürgermeister-Kandidatin war. Auch sie unterlag damals Korneder, allerdings erst in der Stichwahl.
Das Machtspiel bezahlt die Grasbrunner CSU nicht nur mit einem neuerlichen Imageschaden, sondern auch mit einem Sitz im Gremium. Die Schwarzen kommen jetzt nur noch auf 5 Sitze und liegen damit gleichauf mit der SPD von Bürgermeister Klaus Korneder. Denn Schmidt kündigte an, dass sie zwar die Partei verlassen habe, nicht aber dem Gemeinderat den Rücken kehren werde. „Mein Gemeinderatsmandat nehme ich selbstverständlich weiterhin als parteifreies Mitglied im Gemeinderat wahr und nehme dies auch nach wie vor sehr ernst.“ Ob Schmidt sich künftig einer anderen Fraktion anschließen wolle, ließ sie gegenüber B304.de offen. Ausschließen wollte sie das aber ausdrücklich nicht.
Die Grasbrunner CSU, die erst im vergangenen Jahr ihr 50. Bestehen gefeiert hatte, bleibt wohl auch weiterhin ein Minenfeld. Eine unrühmliche Geschichte, die bereits zu Zeiten des verstorbenen, und äußerst beliebten Altbürgermeisters Wilhelm Dresel begonnen hatte und nicht erst mit der Personalie Schmidt ein neues Kapitel schreibt.
„Wir haben ein ambitiöses politisches Programm, unsere 5-Säulen und 15 Initiativen für die aktuelle Legislaturperiode gemeinsam und auch mit Ursula Schmidt erarbeitet. Wir haben gehofft, auch die Umsetzung mit ihrer weiteren Unterstützung anpacken zu können“, schreibt die CSU in ihrer heutigen Pressemeldung. Und weiter: „Wir bedauern den Parteiaustritt, bei der Neuausrichtung der CSU hätten wir sie gerne an Bord gehabt.“
Fakt ist: Schmidt ist in der Grasbrunner CSU mit dem heutigen Tag Geschichte. Leicht sei ihr die Entscheidung nicht gefallen, mehrere Nächte habe sie darüber schlafen müssen. Aber: “Eine Zusammenarbeit mit dem Ortsvorsitzenden der CSU Grasbrunn sehe ich aufgrund unüberbrückbarer Differenzen leider nicht mehr gegeben. Ebenso ist eine Zusammenarbeit mit dem Fraktionsvorsitzenden auf vertrauensvoller Basis unmöglich.”