Tomatenschnitz zum Schnitzel

von Wolfram Franke

Sicher haben Sie auch schon mal in einer Gaststätte ein Schnitzel bestellt. Als Beilage gibt’s dann – neben Kartoffelsalat oder Pommes – meist ein angewelktes Salatblatt und einen Tomatenschnitz. Der hat außen eine harte Schale und ist innen wässrig. Im Übrigen schmeckt er nach nichts! Das ist der Grund, warum ihn niemand isst, der Schnitz auf dem Teller liegenbleibt und damit zurück in die Küche wandert. Bestenfalls kommt er ins Schweinefutter.

Da frage ich mich: Wenn dieser Tomatenschnitz doch sowieso nur Deko ist, warum betreibt man dann diesen immensen Aufwand, ihn in holländischen oder spanischen Gewächshäusern mit einem hohen Einsatz von Energie, Mineraldüngern, Pestiziden und nicht zuletzt sehr viel (in letzter Zeit immer knapper werdendem) Wasser aufzupuschen, ihn anschließend mit dieselbetriebenen Kühllastern nach Deutschland in die Groß- und Supermärkte zu transportieren, von wo er dann in die Gaststätten und Restaurants und schließlich als Schnitz auf den Teller und anschließend ins Schweinefutter gelangt? Plastik wäre umweltfreundlicher Ich habe da eine Idee: Wenn dieser Tomatenschnitz doch nie gegessen wird und nur Deko ist, dann könnte man ihn doch auch aus rot eingefärbtem Recycling-Plastik herstellen. So würde er dem im Übrigen oft nicht gerade attraktiven Gericht ein wenig Farbe verleihen, käme anschließend mit dem schmutzigen Geschirr in die Spülmaschine und könnte immer wieder verwendet werden. Dieses Verfahren würde Energie, Wasser und Dünger sparen, den Einsatz von Pestiziden sowie den Ausstoß von Dieselabgasen vermeiden – es wäre auf jeden Fall umweltfreundlicher als die oben beschriebene Prozedur. Vielleicht wäre eine Tomatenschnitz- Fabrik noch ein neuer Wirtschaftsfaktor für eine strukturschwache Region und würde Arbeitsplätze schaffen! – Diese Idee sollte ich mal Robert Habeck unterbreiten.

Was mich betrifft: In unserem Kreativgarten gedeihen jedes Jahr Tomaten in Hülle und Fülle. Ich habe in manchen Jahren bis zu sieben Sorten angebaut. Am besten schmecken meine drei kleinfrüchtigen Sorten. Sie heißen ‘Humboldtii’, ‘Gelbe Dattelwein’ und ‘Sibirisches Birnchen’.* Die sind auch am robustesten. Sie tragen bis Ende Oktober Früchte und bekommen Braunfäule meist erst, wenn die meisten Tomaten geerntet sind. Zum gesunden Gedeihen gebe ich ihnen Kompost und Hornmehl mit ins Pflanzloch und dünge sie während ihres Wachstums mit 1 : 10 verdünnter Brennnesseljauche. Das Fruchtfleisch dieser kleinen Tomaten ist saftig, aber nicht wässrig, und schmeckt bei jeder Sorte etwas anders. Vor allem aber: Bei diesen Tomaten handelt es sich nicht um F1-Hybriden, sondern samenfeste Sorten. Die kann ich selber vermehren und dabei durch meine eigene Selektion immer besser machen. Und ich bin bei diesen Tomaten sicher, dass ihr genetischer Ursprung nicht bei Monsanto lag. Was soll ich da noch mit einem spanischen oder holländischen Tomatenschnitz auf dem Teller? P.S.: Natürlich gehe ich davon aus, dass in der Vaterstettener Gastronomie nur qualitativ hochwertige Tomaten auf den Teller kommen!