Sehr zeitig fanden sich am vergangenen Mittwoch (20.02.) die Teilnehmer zum „Offenen Forum für Kommunalpolitik“ der FDP in Haar im Gasthof zur Post ein. Die Themenschwerpunkte zum ÖPNV hatten interessierte Bürger über die Gemeindegrenze hinaus angezogen. „Mit dem Rad bin ich gern etwas früher da“, bemerkte einer der Teilnehmer aus der Nachbargemeinde Vaterstetten, der sich trotz der vielen Zugverspätungen sofort als überzeugter Anhänger des Bahnverkehrs zu erkennen gab.
Wenig Freude zeigten die Anwesenden über den Sanierungsfortschritt des Haarer Bahnhofs. Dass die seit Dezember 2018 ausgefallenen Aufzüge voraussichtlich erst Ende März 2019 wieder in Betrieb gehen werden, wurde von vielen als unzumutbar kritisiert.
Den Bahnhof von der Südseite für Rollstuhlfahrer sowie Nutzer von Gehhilfen und Kinderwägen über Monate unbegehbar zu machen, bezeichnete der FDP-Ortsvorsitzende Dr. Peter Siemsen als diskriminierend: „Das ist das Gegenteil von Inklusion!“ Nach Ansicht eines Teilnehmers sollte die Möglichkeit einer Verwaltungsklage geprüft werden. Der FDP-Ortsvorstand zeigte sich diesem Vorschlag gegenüber offen, machte allerdings deutlich, dass für die Beschleunigung des Sanierungsfortschritts der Druck auf die Bahn durch die Gemeinde erhöht werden müsse. „Hier gilt es zusammenzustehen und gemeinsam zu kämpfen“,
formulierte der Haarer FDP-Ortschef sein Plädoyer für eine parteiübergreifende Zusammenarbeit.„ Am besten nach dem Vorbild des Aktionsbündnisses Rettet die Bienen“, ergänzte die anwesende Bezirksrätin Dr. Gabriela Berg.
FDP-Ortsvorstandsmitglied Christian Franz forderte von der Gemeinde mehr Transparenz zum geplanten Konzept zur Neugestaltung der Bahnhofsüdseite. Hier besteht aus seiner Sicht Erklärungsbedarf gegenüber der Bevölkerung. Anschließend lieferte FDP-Ortschef Siemsen Zahlen, Daten und Fakten zum Güterverkehr. Bei der Verlagerung der Gütertransporte von der Straße auf die Schiene habe Deutschland im Vergleich zur Schweiz deutlichen Nachholbedarf. „Der Anteil an Beförderungsleistung durch die Bahn ist bei uns um 20% niedriger als bei den Eidgenossen“, so Siemsen. Allerdings dürfe es auf der Schiene zu keinem Verdrängungswettbewerb zwischen Güter-und Personennahverkehr kommen, kommentierte er die von der bayerischen Staatsregierung angekündigte Verdopplung der Güterverkehre auf der S-Bahn-Strecke München-Trudering-Haar-Grafing. Aus Sicht des FDP-Ortsvorstands ist durch die Bahn eine Engpassanalyse durchzuführen und die Stammstrecke entsprechend zu ertüchtigen. Neben durchgängigem 4-spurigem Ausbau seien digitale Steuerungssysteme sowie ausreichender Lärmschutz für die Anwohner zu realisieren.
„Verkehrverlagerung auf die Schiene ist ein Nachhaltigkeitsansatz, bei dessen Umsetzung die Bahn in der Verantwortung ist“, erläuterte Siemsen und forderte aufgrund der gemeindeübergreifenden Tragweite die Unterstützung des Landkreises. Der anwesende Kreisrat Dr. Axel Keller zeigte sich begeistert von dem Vorstoß und sicherte die Einreichung eines entsprechenden Antrags im Kreistag München-Land zu.
In der anschließenden Haarer Runde drehten sich die Diskussionen um die kürzlich bekannt gewordenen Pläne zur Errichtung eines Supermarktes an der Leibstraße Ecke Wasserburger Straße.
Die Mehrheit der Anwesenden befürwortete eine Weiterverfolgung der Pläne. FDP-Ortsvorstandsmitglied Franz sieht in dem Projekt klare Chancen:„Ein repräsentativer Markt wertet die Leibstraße weiter auf und wirkt als positiver Anziehungsmagnet.“
Neben Tiefgaragenstellplätzen müsse auch an die Installation einer ausreichenden Anzahl an oberirdischen Fahrradabstellplätzen gedacht werden, so Berg. FDP-Ortschef Siemsen fordert darüber hinaus zu prüfen, inwieweit die Gewinnung regenerativer Energie in das Gebäudekonzept integriert werden könne. „Mit einem repräsentativen, wohnortnahen Supermarkt, der neben Lebensmitteln auch Ökostrom und freies WLAN bietet, nähern wir uns der Vision einer modernen und attraktiven Einkaufsstraße für Jung und Alt“, lautete sein Plädoyer für eine Weiterverfolgung und Weiterentwicklung der Pläne.