Es wird gelacht, geplappert, zwischendurch ertönt ein Jubelschrei. Alles eindeutige Symptome für einen ganz speziellen Virus:
Im Haarer AWO-Hortist das Spielefieber ausgebrochen. Ausgelöst wurde der schöne Infekt von Tom Werneck, seines Zeichens Leiter des Bayerischen Spielearchivs. Mehrmals im Jahr erscheint Tom Werneck im Hort, im Gepäck eine große Menge bunter Kartons– allesamt Gesellschaftsspiele. „Die meisten sind Neuerscheinungen, aber ich überlege mir einfach, was zu den Kindern passen könnte“, sagt der Spielefan.
Der hörbaren Begeisterung nach trifft er den Geschmack der 65 Kinder immer ganz eindeutig. „Wir haben auch acht Inklusionskinder und auch die sind an diesen Nachmittagen mit viel Freude dabei, denn es liegen an den Tischen auch immer Spiele, die alle spielen können. Und zwar miteinander“, freut sich Claudia Engelmann, Leiterin des AWO-Horts.
Der Ausdruck „alle“ umschreibt in diesem Fall nicht nur die Kinder und das Personal, sondern auch die Eltern. Die sind immer herzlich zum gemeinsamen Spiel eingeladen. Und tatsächlich: Es jubeln nicht nur die Kinder an den vielen Tischen, sondern auch die Mamas und auffallend viele Papas. Manche davon sitzen im Businessanzug dazwischen und würfeln mit den Kindern um die Wette. „Das ist sozusagen meine Mittagspause hier, ich fahre anschließend wieder in die Arbeit“, verrät einer von ihnen. Ein wirklich schöner Moment, kommt das gemeinsame Spiel im Familienalltag doch häufig viel zu kurz.
Hinter all dem riesigen Spaß verbirgt sich aber noch mehr: Zum einen schulen viele der Spiele die Feinmotorik, manchmal ist Teamwork gefordert, Regeln müssen verstanden und eingehalten werden, hin und wieder ist Taktik angesagt und es wird viel kommuniziert.
Alles Kompetenzen, die Claudia Engelmann in ihrer Einrichtung fördern will. Gerade in Zeiten, in denen Spiel oft alleine vor der Konsole oder dem Smartphone stattfindet. Und diese regelmäßigen Aktionen haben bereits Früchte getragen. „Bei unseren Kindern sind die Computerspiele gar nicht gefragt. Bei uns wird einfach sehr viel gemeinsam gespielt, egal ob draußen oder am Tisch“, freut sich Engelmann, die bereits ein echtes Spielarchiv in ihrem Hort hat.
Einen tollen Nebeneffekt haben die Spielenachmittage dann auch noch für die Kinder: Das Christkind notiert sich ganz genau, welches der Spiele besonders gut ankam. Und dann liegt das an Weihnachten schön verpackt unter dem Hort-Christbaum.
Damit der Spielefundus noch weiter wächst…