Sicherheit, Freiheit und Renovierungsbedarf

von edithreithmann

Der traditionelle Haarer Neujahrsempfang fand dieses Jahr im Gemeindesaal der Evangelischen Jesuskirche statt. Die Ansprachen hielten Pfarrerin Dagmar Häfner-Becker, Pfarrerin Dr. Johanna Imhof und Bürgermeisterin Gabriele Müller. Zwei verdiente Haarer wurden mit der goldenen Ehrennadel ausgezeichnet: Inge Eckstein und Peter Hartmann. Und der Kirchturm der Jesuskirche zeigte permanent 15 Uhr.

Eng gedrängt standen die Gäste im Gemeindesaal in der Waldluststraße, viele davon mit einem Neujahrsdrink in der Hand. Den Auftakt gestaltete musikalisch die Band von Beatrix Stark, die mit harmonischen Klängen zum Mitschwingen, aber auch zum In sich kehren ermunterte.

Die erste Rednerin Pfarrerin Dagmar Häfner-Becker begrüßte alle Anwesenden mit einer nicht so guten Nachricht. Das Gemeindehaus und vor allem der Kirchturm sind dringend renovierungsbedürftig. Sie bat die Herren um Verständnis, dass nur eine Toilette zu benutzen sei. Das Gebäude wäre dringend sanierungsbedürftig. Allerdings müsste dazu eine Million Euro in die Hand genommen werden. Und die Turmuhr mache was sie will. Sie bedarf einer Renovierung für 140.000 Euro. Stattliche Beträge, aber „ohne Gebäude ist keine Arbeit zum Wohl aller möglich“ so die Pfarrerin. Sie erinnerte, dass das vergangene Jahr von den Flüchtlingen geprägt war und dem Versuch, die Menschen zu integrieren. „Viele erbringen Dienste für die Gemeinschaft und verdienen sehr große Anerkennung. Leider kann nicht jeder ausgezeichnet werden“, so Häfner-Becker. Dem Thema Freiheit schenkte sie hohe Bedeutung, denn unsere Gesellschaft sei vom Geist der Freiheit geprägt. Freiheit bedeute, seine Meinung äußern zu können und Kompromisse zu schließen. Sie ergänzte mit Worten aus der Bibel: „Der Herr aber ist der Geist, und wo der Geist des Herrn wirkt, da ist Freiheit“ (2. Korinther 3,17). Freiheit bedeute, hinzuhören in sich und andere – die Kirchen geben Orientierung dazu.

Ihre Kollegin, Pfarrerin Dr. Johanna Imhoff begann ihre Rede mit einem Zitat von Hesekiel 36,26 (E): „Gott spricht: Ich schenke euch ein neues Herz und lege einen neuen Geist in euch“. Diese Verheißung Gottes habe Bedeutung für das Miteinander von uns, wo der Hartherzigkeit und der Geistlosigkeit Einhalt zu gebieten sei. Der Mensch soll nicht hart zu sich und zu anderen werden. Auch das Zusammenleben in Haar brauche immer wieder ein neues Herz und einen neuen Geist. Einen wachen, aufmerksamen Geist zum Wohle der Gemeinschaft. Sie endete Ihre Ansprache mit den Wünschen für ein gutes, anregendes Miteinander und herzlichen Begegnungen in allen Sitzungen, Festen und Veranstaltungen, die in der Gemeinde kommen werden.

Nach einer fröhlichen und inspirierenden Musikdarbietung startete Bürgermeisterin Gabriele Müller ihre Neujahrsansprache, ihre dritte seit Amtsantritt. Sie beginnt gerne mit einem Blick über den Tellerrand, also über Haar hinaus. Dieser Jahresstart steht unter dem Schock vom Anschlag in Berlin und seinen Folgen, die im neuen Jahr zu spüren sein werden. „Nationalisten und Populisten bringen sich in Stellung“, so die Rathauschefin „Sie machen einfache Gleichungen auf. Sicherheit wird zum beherrschenden Thema der bevorstehenden Wahlkämpfe“. Müller weist auf die Problematik der Politik des kurz und knackig hin, die ihr Sorgen für die bevorstehenden Landtags- und Bundestagswahlen bereiten. „Wir werden Wahlkämpfe erleben, wie wir sie noch nie hatten“. Dann schwenkte die Bürgermeisterin auf das Thema Europa um und zitierte Angela Merkel aus ihrer Neujahrsansprache „Nationaler Alleingang ist anachronistisch“. Der deutsche Wohlstand beruhe größtenteils auf Export, die Deutschen würden gerne über offene Grenzen reisen, schickten ihre Jugendliche auf Schüleraustausch und seien stolz, wenn der Sprössling im Ausland studiere und eine weltoffener Mensch würde.

Die Gefahren für die Demokratie seien unter anderem abzuwenden, wenn die Werte und die Lebensqualität der offenen, freiheitlichen Gesellschaft eingesetzt würden, einseitige Behauptungen hinterfragt werden, sachliche Auseinandersetzungen gefordert und demokratische Diskussionen gepflegt werden. Das hätte der Haarer Gemeinderat wirklich gepflegt und umgesetzt im vergangenen Jahr. „Unser letztes Jahr war geprägt von Themen, die ausgiebig diskutiert worden sind“, ergänzt Müller. Sie führte die aktuellen Gemeindethemen im Einzelnen aus, die da sind: der Ausbau der Jagdfeldschule, die Standorteinigung für den Schulcampus FOS/BOS, die hoffentlich im neuen Jahr anzugehende Renovierung des Bahnhofs, den anstehenden Abbau der Traglufthalle im Februar/März, den geplanten Neubau für Betreutes Wohnen, die Auslastung der Bestandimmobilien durch interessante neue Arbeitgeber, der Beginn der Arbeit des Kommunalen Wohnungsbaus, die anstehenden Erweiterungen der Kita-Plätze. Für alle diese Vorhaben wird das Personal vor allem im Bereich Finanzen und Bauverwaltung im Rathaus aufgestockt. Eine Gemeinde hat eine große Verantwortung für die täglichen Belange der Bürgerinnen und Bürger. Sie sollen mit ihren Sorgen ins Rathaus kommen können. Zum Abschluss dankte die Bürgermeisterin allen Aktivbürgerinnen und –bürgern, vor allem den Vereinen, Initiativen und Institutionen, sowie den Kirchen und verwies auf das anstehende einzigartige Zamma-Festival in diesem Jahr in Haar.

Im Anschluss wurde Inge Eckstein und Peter Hartmann mit der Goldenen Ehrennadel der Gemeinde Haar ausgezeichnet. Inge Eckstein arbeitet seit 30 Jahren ehrenamtlich in der Gemeinde. Mittwoch ist ihr sozialer Tag, da gibt sie Nachhilfe im Förderkurs und unterstützt das Maria-Stadler-Haus beim Mahlzeitendienst. Zusätzlich engagiert sie sich für den Kulturverein Haar und betreut sehr gewissenhaft die Kasse. „Ich bin eher ein Indianer als ein Häuptling“ so erklärt sich die rüstige Haarerin selbst.

Der Schützenverein ist Peter Hartmann und umgekehrt. So könnte man ihn, als einen der Väter der Organisation bezeichnen. Denn immerhin besteht der Schützenverein seit 124 Jahren und kann auf drei Schützenmeister in 60 Jahren stolz sein. Disziplin, Selbstbeherrschung und Entscheidungsfähigkeit sind Tugenden, die bei den Sportschützen trainiert werden. Und der Erfolg gibt ihnen Recht, aktuell schießen die Haarer Sportschützen mit der ersten Mannschaft in der Bezirksliga. In seiner Ansprache verkündigte Hartmann den Übergang zur jungen Generation und damit die Fortsetzung seiner erfolgreichen Arbeit.

Wir haben einige Impressionen der Veranstaltung für Sie festgehalten (alle Fotos B304.de):