Griechische Reeder, deutsche Industrielle und englische Verleger, dazu der Heineken- und Fürstenberg-Clan – und mittendrin: Guido Perrey alias DJ Guido la Vespa. Der 57-jährige Wahl-Parsdorfer bringt Bewegung ins mondäne St. Moritz und mischt seit 24 Jahren den legendären „Dracula’s Ghost Riders Club“ von Rolf Sachs auf. Seit Ende Dezember ist er dort wieder als DJ im Einsatz.
St. Moritz bietet allen eine Heimat, nur den Mittellosen nicht. Hier mischt sich neues und altes Geld. Zwischen den Feiertagen ist der legendäre Ski-Ort illustrer besetzt als der Wirtschaftsgipfel in Davos. Erben, Bankiers, Industrielle. Versorgt von einem Heer von Handwerkern und Dienstleuten. Masseure, Kaminholzlieferanten, Floristen und Personal-Trainer eilen von Haus zu Haus.
Guidos Welt ist eine komplett andere, auch wenn der 57-Jährige beim alljährlichen Stelldichein des Geldadels längst selbst zur Legende geworden ist. Über zwei Jahrzehnte schon versetzt er die Hautevolee in Wallung. Geboren und aufgewachsen ist Perrey, der sich in St. Moritz als DJ Guido la Vespa die Nächte um die Ohren schlägt, in Gelsenkirchen. Als Sohn eines Arbeiters. Das prägt. Das erdet. Man muss hart arbeiten, um in einem Jahr das zu verdienen, was im „Dracula Club“ mitunter an einem Abend über den Tresen geht.
Der Liebe wegen verschlägt es Guido Ende der 80er Jahre nach München. Nach einer Lehre zum Hotelkaufmann im Hilton wechselt er zu KARE, übernimmt dort die Exportleitung, bis er sich 1996 selbstständig macht. Als DJ. „Ich hatte schon immer gerne aufgelegt und war damals dem Irrglauben unterlegen, dass dann Geld und Groupies auf mich einprasseln“, sagt er und grinst. Sein Geld verdient Perrey allerdings dann doch zunächst mit Messebau, als „Mann für alles“ ist er weltweit unterwegs, unter anderem viel für Audi. Irgendwann in dieser Zeit begegnet der Schalke-Fan Promi-Gastronom Michael Käfer und dem Privatsekretär von Gunter Sachs. Von da an kommt Schwung in seine DJ-Karriere. London, Sydney, Mallorca, Ibiza, Marrakesch, Hamburg, Berlin, München, Barcelona, oder auf privaten Yacht-Partys in St. Tropez… – DJ Guido „La Vespa“ Perrey ist seitdem in der ganzen Welt zuhause und eben seit 2001 jedes Jahr für rund drei Monate im „Dracula Club“.
2011 zieht Perrey von Waldtrudering in eine gemietete Doppelhaushälfte nach Parsdorf. Mit seiner Frau. Beide waren schon einmal verheiratet, lernten sich in der Sturmhaube auf Sylt kennen. Er DJ, sie Gast auf der Tanzfläche. Der Klassiker. Wenn er von ihren beiden Kindern spricht, tut er das so väterlich, dass man meinen könnte, es seien die eigenen. Eigene hat er nicht.
Für Guido Perrey ist Parsdorf Heimat, ein Ruhepol und gleichzeitig Startpunkt für unregelmäßige Trips mit dem eigenen Wohnmobil. Ohne Ziel, immer weiter, der Freiheit entgegen. Der 57-Jährige ist neugierig, will die Welt sehen, immer noch eine Kurve mehr fahren, um dann irgendwo mit seiner Frau einsam an einem Strand zu sitzen. Fernab von all dem Rummel, Glanz und Glamour. Daraus zieht er seine Kraft. Energie, die er dringend braucht. Die Nächte am Mischpult sind sehr lang, der Schlaf übersichtlich und die Verzweiflung aufgrund des Totalausfalls seiner Einnahmen während der Corona-Pandemie hallt nach. Aber das alles ist nichts gegen die schwere Krankheit, die bei seiner Frau Ende vergangenen Jahres diagnostiziert wurde. „Wir müssen das annehmen und damit leben“, sagt Perrey mit leiser Stimme. Er ist ein gefeierter DJ, abseits der Bühne aber vor allem ein angenehm herzlicher Gesprächspartner.