“Angst gehört auch dazu”

von Markus Bistrick

Polizeioberrat Mithun Küffner (43) leitet seit 1. Oktober die Polizeiinspektion (PI) Poing, neuer Stellvertreter ist Andreas Petermeier. Die PI war in den vergangenen Monaten kommissarisch von Daniel Schubert geführt worden. Zuvor war Helmut Hintereder 14 Jahre Poings Polizeichef. Fragen an Mithun Küffner.

Wann wussten Sie, dass Sie Polizist werden wollen und warum wollten Sie das werden?

Als Jugendlicher habe ich Ju-Jutsu beim Polizeisportverein trainiert und konnte dabei Kontakt zu einigen Polizisten herstellen. Durch interessante Gespräche wurde hier ein erstes Interesse geweckt. Ausschlaggebend war dann aber tatsächlich ein Test beim Berufsinformationszentrum (BIZ) in München. Nach 30 allgemeinen Fragen spuckte der Computer Berufsempfehlungen aus – Polizeibeamter war tatsächlich auf Platz 1.

Wie hat sich Ihr Berufsalltag als Polizist in den vergangenen zwei Jahrzehnten verändert?

Für mich persönlich hat sich der Alltag eigentlich immer mit der jeweiligen Funktion verändert. Zudem erweitert sich der Blickwinkel mit jeder Führungsaufgabe. Im Allgemeinen gibt es immer wieder besondere Herausforderungen. In meiner Anfangszeit erinnere ich mich da an die Polizeieinsätze im Zusammenhang mit den Castortransporten in Norddeutschland, später dann der Papstbesuch oder die Fußballweltmeisterschaft 2006. Natürlich waren auch die beiden G7-Gipfel in Bayern und zuletzt die Corona-Pandemie besondere Zeiten.

Aber der grundsätzliche Berufsalltag der Polizei hat sich m.E. nicht sehr verändert. Die Bayerische Polizei versucht, genauso wie vor 20 Jahren, ihre Arbeit für und mit den Menschen in Bayern zu leisten.

Was reizt Sie an Ihrem Beruf?

Der Polizeiberuf bietet sehr viele verschiedene Facetten und Arbeitsbereiche. Vom Hundeführer bis zum Hubschrauberpiloten. Auch ich durfte schon sehr viele verschiedene Positionen bekleiden. Z.B. war ich neben „normalem“ Streifenbeamten auch Jugendbeamter, Szenekundiger Beamter (in der Fußballszene), Gruppenführer bei der Einsatzhundertschaft, Dienstgruppenleiter, Hundertschaftsführer, und letztlich Dienststellenleiter. Auch einige Verwendungen bei der Kriminalpolizei waren dabei. Diese Flexibilität und Abwechslung bieten immer neue und eben auch spannende Herausforderungen. Letztlich ist es aber die Arbeit mit und für die Menschen, die unseren Beruf ganz besonders prägt. Die Bayerische Polizei ist der Garant für Sicherheit, weshalb uns im Allgemeinen auch Respekt und Höflichkeit entgegengebracht wird. Deshalb bin ich auch stolz, ein Teil davon zu sein.

Gibt es manchmal auch so etwas wie Angst bei einem Einsatz?

Ja, Angst gehört auch dazu. Sie sorgt aber auch dafür, dass man in manchen Einsatzsituationen vorsichtig und bedacht agiert. Tatsächlich hilft einem aber die Aus- und Fortbildung, trotz mancher Ängste handlungsfähig und professionell zu bleiben. Zudem arbeiten wir grundsätzlich im Team und darin liegt auch die Stärke, im Zusammenhalt und der Unterstützung untereinander.

Wie geht Ihre Familie mit den Risken um?

Der Rückhalt meiner Familie ist mir sehr wichtig und deshalb bin ich auch froh, hier sehr viel Unterstützung zu erfahren. Im Familienalltag spielen die Risiken des Polizeiberufs eher eine untergeordnete Rolle. Im Gegenteil, meine Tochter (11 Jahre) könnte sich momentan durchaus auch den Polizeiberuf vorstellen.

Gibt es einen Einsatz oder eine Begebenheit, die Ihnen – aus welchen Gründen auch immer – besonders in Erinnerung geblieben ist?

Es gibt sehr viele, positive wie negative, Erlebnisse, die mir noch immer sehr präsent in Erinnerung sind. Besonders einprägsam war aber ein Einsatztag, an dem ich zunächst bei einem tödlichen Verkehrsunfall, bei dem auch zwei Kinder umgekommen sind, eingesetzt war und direkt im Anschluss einen Kleinunfall aufgenommen habe, bei dem lediglich leichter Blechschaden entstanden war, sich aber die Unfallbeteiligten beim Eintreffen der Polizei lautstark stritten. Mit den Eindrücken des tödlichen Unfalls, erschien dieser Streit ganz besonders nichtig. An diesen Einsatztag denke ich vergleichsmäßig oft; er erinnert mich an die wirklich wesentlichen Dinge im Leben – Gesundheit, die Familie. Zudem ist es mir seit diesem Tag noch wichtiger, die Verkehrssicherheit dahingehend zu erhöhen, dass wir weniger Verkehrstote zu beklagen haben.

Was sind die besonderen Herausforderungen in Ihrem neuen Einsatzgebiet der PI Poing?

Erste Erfahrungen als Dienststellenleiter konnte ich ja bereits in den letzten zwei Jahre als Leiter der Verkehrspolizei in Freising sammeln. Trotzdem ist das Aufgabenspektrum als Leiter einer Polizeiinspektion nochmal etwas anders. Insbesondere die enge Zusammenarbeit mit den einzelnen Gemeinden ist so bei der Verkehrspolizei nicht gegeben. Die besonderen Herausforderungen der PI Poing sind insbesondere die Planungen zum neuen Dienstgebäude und der Arbeitsalltag bis zum Umzug. Das Dienstgebäude ist mittlerweile an seine Kapazitätsgrenze gekommen. Eine Belastung, die sowohl die Mitarbeiter der PI Poing, aber auch jeder Besucher schnell erfahren. Deshalb werde ich versuchen bis zum Umzug in ein paar Jahren die bestmöglichen Arbeitsvoraussetzungen zu schaffen. Auch das stetige Bevölkerungswachstum der Gemeinden im Zuständigkeitsbereich der PI Poing stellt natürlich eine Herausforderung dar. Hier ist es wichtig, dass auch das Personal der PI Poing weiterhin eine entsprechende Erhöhung erhält.

In die Zukunft geblickt: Wenn Sie irgendwann die PI Poing wieder verlassen, was möchten Sie bis dahin erreicht haben, was ist Ihnen bei Ihrer Führungsaufgabe besonders wichtig?

Nun, jetzt bin ich ja erstmal da und hoffe, dass ich einige Jahre hier arbeiten darf. Wenn ich aber dann mal wieder gehen sollte, wäre es schön, wenn die PI Poing bei der Bevölkerung und auch polizeiintern einen guten Ruf genießt. Eine Polizeidienststelle, die die Anliegen der Bürgerinnen und Bürger ernst nimmt und demzufolge korrekt und konsequent agiert. Als Führungskraft kann ich sagen: Gute Polizeiarbeit ist Teamarbeit! Ich möchte für meine Mitarbeiter ansprechbar sein und sie bei Entscheidungen beteiligen.

Kennen Sie eigentlich die Gemeinde Vaterstetten oder ist das Neuland für Sie?

Da ich in Waldtrudering und Haar aufgewachsen bin, kenne ich Vaterstetten schon aus meiner Jugend recht gut, zudem habe ich auch mal in Baldham gewohnt.  In schöner Erinnerung sind auch die ein oder andere Feier in der Reitsberger Halle, bzw. im Cafe Bauhaus.

Trifft man Sie auch mal auf Streife oder bei Einsätzen vor Ort, oder sind Sie überwiegend in der Dienststelle aktiv?

Tatsächlich hat sich mein Außendienstanteil in den letzten Jahren durch die Zunahme an administrativen Aufgaben immer mehr verringert, aber ich werde ganz sicher auch bei einigen Einsatzlagen vor Ort sein.