Borderline ist eine psychische Erkrankung, deren Symptome vielfältig sind. Charakteristisch für die Krankheit ist die Schwierigkeit, Impulse und die eigenen Gefühle zu kontrollieren. Borderline-Patienten geben ihren Impulsen nach, ohne die Konsequenzen zu bedenken. Selbstverletzung und Suizidversuche können die Folge sein. Um gerade in Stresssituationen richtig zu handeln, hat jetzt die Haarerin Stefanie Fritsch, die selbst von der Krankheit betroffen ist, sogenannte “Pocketskills” für den Notfall entwickelt. Kleine Kärtchen, die in Extremsituationen Betroffenen helfen können.
“Ich leide selbst unter Borderline und habe, seit ich 19 Jahre alt bin, schon einige Therapien hinter mir”, erklärt Stefanie. “Viele Dinge, die ich dort gelernt habe, waren mir im Alltag aber einfach zu umständlich umzusetzen und ich habe in entsprechenden Situationen nicht mehr daran gedacht, was ich jetzt machen soll.” In solchen Momenten der großen Anspannung, können einfache Tipps und Anleitungen, die sich Stefanie auf Kärtchen zusammengeschrieben hat, helfen, um sie wieder “runterzubringen” und sich nicht selbst in Gefahr zu begeben. “Wenn es akut wurde, stand ich einfach neben mir und konnte nicht mehr klar denken”, beschreibt die 36-Jährige ihre Borderline-Situationen. “Auf Karten habe ich mir daher zusammengeschrieben, was ich Schritt für Schritt machen muss, um aus diesem Zustand der Hilflosigkeit zu kommen.”
Einfache, klare Anweisungen, die auch für andere Borderline-Patienten hilfreich sein können. In Zusammenarbeit mit Therapeuten und der Station für Dialektisch Behaviorale Therapie (DBT) für Boderline-Patienten in Haar hat Stefanie sogenannte Pocketskills entwickelt, die man auf ihrer Internetseite bestellen kann- kleine Helfer und Tipps für unterwegs, wie beispielsweise ein Set mit 45 Karten und eine Liste für unterschiedliche Notfall-Situationen. “Da findet man eine Kurzfassung von kognitiven Skills (zu Deutsch: Fähigkeiten), die einem in schwierigen Situationen oder auch schon im Vorfeld helfen können. Auf meiner Seite gibt es aber auch Tipps, die das Selbstwertgefühl von Borderline-Patienten stärken und die durch logische Planung dem Chaos im Kopf vorbeugen”, so Stefanie. Die Kärtchen und Arbeitsblätter sind so angelegt, dass sie von den Betroffenen individuell ausgefüllt werden können. “Wer meine Pocketskills kauft, muss sich beim Bearbeiten auf alle Fälle mit sich selbst beschäftigen. Bis jetzt habe ich nur positive Resonanz bekommen und sogar einige Therapeuten setzen meine Skills begleitend bei ihren Patienten in der Therapie ein”, freut sich Stefanie über ihren Erfolg.
Menschen, die an einer Borderline-Persönlichkeitsstörung leiden, fühlen sich oft innerlich zerrissen, haben ein gestörtes Selbstbild und eine verzerrte Körperwahrnehmung. Viele haben massive Ängste vor dem Alleinsein und ihr Denken ist nur schwarz-weiß, so dass sie zwischen Idealisierung und Herabwertung schwanken. In Deutschland leiden ca. 2% der Bevölkerung am Borderline-Syndrom. Das sind immerhin ca. 1,6 Millionen Menschen. Speziell Jüngere sind von der Krankheit betroffen.
“Ich hatte mit 19 Jahren mein erstes richtiges Tief und war daraufhin in Behandlung”, erinnert sich Stefanie zurück. “Ich wäre damals froh gewesen, wenn ich solche Helfer-Kärtchen gehabt hätte.” Trotzdem erkennt Stefanie auch klar die Grenzen, an die ihre Pocketskills bei der Unterstützung von Borderline-Patienten stoßen: “Man muss wirklich bereit sein, sich auf professionelle Hilfe einzulassen und sich mit sich selbst auseinanderzusetzen. Sonst bringt die beste Therapie nichts!” Stefanies Angebotspalette an Hilfsmitteln kann jedoch gut jede Therapieform ergänzen und unterstützen.
Nähere Informationen zu den Pocketskills auf www.pocketskillz.de