Pläne für Einkaufszentrum vorgestellt

von Markus Bistrick

Die Pläne zu einem neuen Einkaufszentrum am Ortsrand von Neukeferloh sorgen seit einigen Wochen für erhitzte Gemüter. Wohl nicht zuletzt, weil medial der Eindruck erweckt wurde, dass am Bürgerwille vorbei bereits vollendete Tatsachen geschaffen würden, was ausdrücklich nicht der Fall ist. Jetzt wurde die Öffentlichkeit aus erster Hand über die Pläne informiert – im Rahmen der Grasbrunner Gemeinderatssitzung. Rund 120 Bürger waren Dienstagabend im Bürgersaal erschienen.

Konkret geht es um ein neues “Nahversorgungszentrum” zwischen B304 auf der einen und dem Luisenweg in Neukeferloh auf der anderen Seite. Bei dem rund 35.000 Quadratmeter großen Planungsgebiet gegenüber vom Technopark 2 handelt es sich um einen sogenannten Bannwald, der unter einem besonderen Schutz steht und im Besitz der Familie von Finck ist. Der Baldhamer Michael Dreier und Johannes Schöb aus Kempten wollen mit ihrer eigens für das Projekt gegründeten DS Kapital GmbH an dieser Stelle ein Einkaufszentrum realisieren – im Kern für die Bürger der Gemeinde Grasbrunn sowie für die Vaterstettener. Sinn und Zweck sei es, den Bürgern ein attraktives Einkaufsangebot vor der Haustüre zu machen, ohne größere Verkehrsströme durch Wohngebiete zu produzieren. Für den Bannwald nehme man natürlich eine Ersatzbepflanzung vor und durch die Blockbauweise der Gebäude würden die Anwohner keinen Lärm mehr von der B304 oder von den anfahrenden Autos zum Fachmarktzentrum hören. Dass es an dieser exponierten Stelle Bedarf für Handel gibt, zeige nicht zuletzt das große Interesse eines namhaften Discounters, so einer der Investoren gegenüber B304.de.

So oder so ähnlich könnte die 35.000 Quadratmeter große Fläche zwischen Wasserburger Landstraße und Luisenweg in Neukeferloh aussehen – wenn es nach den Wünschen der Projektentwickler geht. Wer oder was sich dort konkret ansiedeln könnte, sei aber noch völlig offen. Bei dem gezeigten Entwurf handele es sich lediglich um das Worst-Case-Szenario als Basis für eine belastbare Verkehrsprognose.

Theoretisch denkbar seien ein Vollsortimenter, ein Discounter, ein Drogeriemarkt, ein Schnellrestaurant und eine Tankstelle. Um belastbare Lösungen hinsichtlich Verkehrsführung und Lärmschutz erarbeiten zu können, hatte man genau dieses Worst-Case-Szenario, wie es die Investoren nennen, einer Verkehrsprognose zu Grunde gelegt. Aber, und das ist beiden Projektentwicklern wichtig, handele es sich eben nur um ein Worst-Case-Szenario. Welche Händler sich dort letztlich niederlassen könnten sei noch völlig offen. Natürlich wolle man beim Branchenmix vor allem auch die Wünsche der Bürger berücksichtigen. Denen fehlt vor allem eine Apotheke, sagte Bürgermeister Klaus Korneder (SPD). Eine Tankstelle sehe er dort definitiv nicht. Auch kein Schnellrestaurant. Zumindest McDonald’s habe aber ohnehin kein Interesse an dem Standort, wie ein Insider gegenüber B304.de verrät. Am Rande der Veranstaltung wurde seitens der anwesenden Bürger der Ruf nach einem Ärztezentrum laut.

Ungeachtet dessen lehnen die Grasbrunner Grünen das Projekt grundsätzlich ab – nicht zuletzt, weil der Bannwald nicht angefasst und schon gar nicht versiegelt werden dürfe. Das sagte Fraktionschef Max Walleitner, der auch in seiner Funktion als Vorsitzender des Bund Naturschutz dem Nahversorgungszentrum eine deutliche Absage erteilte. Walleitner in Richtung der Investoren wörtlich: “Wir werden uns dagegen zur Wehr setzen!” Kritisch äußerte sich auch Gemeinderätin Ursula Schmidt von der SPD, die selbst nahe des Bannwalds wohnt. Sie könne keinen Sinn darin erkennen, warum Grasbrunn vor allem für Auswärtige ein Zentrum bauen solle. Neben dem Verkehrsaufkommen befürchte Schmidt auch Lärmbelästigung. Thomas Michalka (BfG) schlug daraufhin (ernsthaft!) vor, darüber nachzudenken, die Wasserburger Landstraße in einen Tunnel zu verlegen. “Das wäre echter Lärmschutz.”

So könnten sich die Projektentwickler die Kreuzung Wasserburger Landstraße / Waldbrunner Straße künftig vorstellen – mit jeweils zwei Linksabbiege-Spuren. Sowohl auf der B304 von Ebersberg kommend wie auch von der Waldbrunner Straße in Richtung Autobahn.

Rathaus-Chef Korneder machte im Rahmen der Vorstellung wie bereits im Vorfeld mehrfach deutlich, dass die Präsentation der Planungen im Gemeinderat kein offizieller Antrag ist und entsprechend auch noch keinerlei Entscheidung gefallen sei.

Die Idee zu dem Nahversorgungszentrum ist übrigens nicht neu. Bereits Anfang 2017 haben Michael Dreier und Johannes Schöb das Projekt der Grasbrunner Verwaltung intern vorgestellt. In den vergangenen Jahren wurde dann versucht Lösungen für kritische Punkte wie Lärmschutz, Verkehrsbelastung und -führung sowie die Lage der Fläche im Bannwald zu finden. Parallel dazu hatten sich die Projektentwickler Ende vergangenen Jahres an die Fraktionen im Gemeinderat gewandt und zu klären versucht, ob die Vorstellungen überhaupt denkbar, bzw. umsetzbar sind. Ein normales Prozedere, bevor man dann mit den Bürgern in den Dialog tritt. Diesen Dialog soll es schon bald geben – in Form einer Bürgerinformationsveranstaltung. Einen konkreten Termin gibt es derzeit allerdings noch nicht.