Im idyllischen Weiler Möschenfeld bullern demnächst zwei feuerrote Riesenöfen still vor sich hin, befeuert von Waldresthölzern, die man aus den nahegelegenen Finckschen Wäldern heranschafft. Die Wärme erhitzt Wasser, das in einem 30 Kubikmeter großen, hütchenförmigen Silo gespeichert und über ein Leitungsnetz zu den Häusern transportiert wird. Damit sind alle rund 70 Möschenfelder schon bald unabhängig, was die Wärme anbelangt.
Seit jeher dient Holz dem Menschen sowohl als Bau- wie auch als Brennstoff. Ob Balkon oder Brücke, Fassade oder Fensterladen, Tisch oder Terrasse: Viel Holz liegt vor der Hütte, hängt an der Hütte, steht und brennt in der Hütte. Und es ist genug davon da: 121.600.000 Kubikmeter Holz wachsen hierzulande laut Bundeswaldinventur jährlich zu, davon etwa jeder dritte in Bayern. Damit ist der sogenannte Holzzuwachs auf einem hohen Niveau, denn Nachhaltigkeit ist des deutschen Försters zweiter Vorname.
Ein Hektar Wald speichert und säubert nicht bloß Wasser, filtert Feinstaub und verhindert Erosion. Er benötigt sogar zehn Tonnen Kohlendioxid pro Jahr zum Wachstum: Endlich mal ein Akteur, der CO2 verbraucht, statt es zu produzieren. Selbst wenn Holz verbrannt wird, setzt es nur jene Menge des Klimawärmgases frei, die es zuvor beim Wachsen einbaute.
„Was Sie hier sehen“, erklärt Hubertus Löffler, promovierter Forstwirt und seit 1994 Geschäftsführer der Agrar Grasbrunn GmbH beim Richtfest Ende November, „wird schon bald für die Möschenfelder regenerative Holz-Energie aus unseren eigenen Wäldern produzieren.“ Das Hackschnitzelheizwerk, das in wenigen Monaten in Betrieb gehen soll, gehört der Unternehmerfamilie von Finck, die das gesamte Hofgut Möschenfeld 1895 gekauft hat. Die Idee, sich mit solch einer Anlage unabhängig von Gas- und Erdöllieferungen zu machen, wurde sogar schon vor 30 Jahren geboren, konkret aber erst 2020 geplant und im Sommer dieses Jahres endlich offiziell genehmigt.
Für etwa 2.000 Hektar Fichtenwald ist Löffler verantwortlich. „Jedes Jahr wachsen dort etwa 20.000 Festmeter zu“, sagt er. Lediglich 800 davon würden künftig pro Jahr in Möschenfeld verbrannt. Holz, das sonst draußen liegen bleiben würde oder nicht anderweitig, höherwertig zu verwenden ist. „Wir nehmen niemandem etwas weg, aber wir gewinnen viel, da wir keine fossilen Energieträger mehr benötigen“, so Löffler. Der Haufen Restholz sei die hausgemachte Energiequelle der Region.
Den Sommer über deponieren von Fincksche Mitarbeiter diese und weitere Abfallholzstapel zum Trocknen durch Wind und Sonne entlang der Forstwege, maximal sieben Kilometer von Möschenfeld entfernt. Von dort transportieren Traktoren das Holz künftig weiter in den Speicher des neuen Hackschnitzelheizwerks am Ortseingang von Möschenfeld, wo es mit modernster Technik in zwei Heizkesseln à 400 Kilowatt verbrannt und ins eigene Nahwärmenetz eingespeist wird.
Nach aktuellem Stand geht das Hackschnitzelkraftwerk im Frühjahr in Betrieb. Bis Ende 2024 sollen dann alle Gebäude angeschlossen sein. „Ich habe immer gedacht, es ist schwierig ein Haus zu bauen“, so Hubertus Löffler, „aber, dass es so schwierig ist eine Leitung zu bauen, hätte ich nicht gedacht. Bei diesem Projekt habe ich viel gelernt.“