Kaum zu glauben, aber wahr

von Moritz Steidl

Surfen, Downloaden, Uploaden, Streamen – das alles sind mittlerweile alltägliche Begriffe für die meisten von uns. Einzige Voraussetzung: eine schnelles Internetverbindung. Das war bislang in der Gemeinde Vaterstetten Mangelware. Bis Ende des Jahres sollen nun 9.000 Haushalte V-DSL bekommen – zumindest in Baldham und Vaterstetten. Verantwortlich für den Breitbandausbau ist die Telekom. Und die gräbt bereits an vielen Ecken und Enden fleißig.

Aktuell wird u.a. der Luitpoldring aufgerissen. Bei teils aktuell brüllender Hitze arbeiten hier Bauarbeiter seit Mai unter Hochdruck, um das schnelle Internet nach Vaterstetetten zu bringen. Doch was heißt eigentlich schnelles Internet genau und wie bekommt man es dann auch daheim an?

Die aktuelle Breitbandverfügbarkeit in Vaterstetten und Baldham. (Quelle: BMVI/TÜV Rheinland)
Die aktuelle Breitbandverfügbarkeit in Vaterstetten und Baldham. (Quelle: BMVI/TÜV Rheinland)

Verdoppelt bis vervierfacht

Eine normale Übertragungsrate beläuft sich beim Herunterladen (auch: Download) von Daten aus dem Internet bei aktuell 50 Megabit (Währung der Internet-Provider sind so genannte Megabit, die pro Sekunde gemessen werden; Anm. d. Red.) Das soll nun beschleunigt werden und zwar auf 100 Mbit/s. Beim Hochladen (auch: Upload) wird die Übertragungsrate nun vervierfacht. Anstatt 10 Mbit/s sind nun 40 Mbit/s möglich.

Doch das ganze geht natürlich nicht einfach so, indem beispielsweise einfach ein Schalter umgelegt wird. Es braucht viel Technik. Und die verläuft im wahrsten Sinne des Wortes folgendermaßen:

Von der örtlichen Vermittlungsstelle in der Schwalbenstraße 8 werden Glasfaserkabel verlegt. Diese ersetzen die alten Kupferkabel und gelten aktuell als das schnellste Übertragungsmedium. Diese “Wunder-Kabel”, kommen dann bei insgesamt 38 neuen Multifunktionsgehäusen – das sind die neuen “Schränke” an den Straßen – in Vaterstetten und Baldham an.

Multifunktionsgehäuse Vaterstetten VDSL Internet Breitbandausbau
Ein solches Multifunktionsgehäuse ist rund 1,7 Meter hoch, ein Teil der Höhe befindet sich jedoch unterirdisch. (Foto: B304.de/Moritz Steidl)

Doch von da muss es natürlich noch an die Haushalte selbst weitergeleitet werden. Dies geschieht mit der neuen “Vectoring-Technik”.  Diese Technik beseitigt elektromagnetische Störungen, so dass eine höhere Geschwindigkeit möglich ist. Je näher der Haushalt an einem dieser Kästen steht, desto schneller das Internet.

Doch wie kommt man in den Genuss?

Zunächst einmal benötigt man einen VDSL-Router. Dieser kann von jeder beliebigen Firma stammen und muss lediglich Vectoring-fähig sein.

Doch viel wichtiger, um schnelleres Internet zu erhalten: man muss nicht ausschließlich Kunde bei der Telekom sein. Pressesprecher Dr. Martin Jodl gegenüber B304.de erklärt: “Nein, andere Anbieter können bei uns Kapazitäten einkaufen und an ihre Kunden weitergeben. Viele Anbieter besitzen kein eigenes Netz, sondern kaufen lediglich Netzkapazität ein. Welche Geschwindigkeiten Sie ihren Kunden anbieten wollen, ist komplett ihrem Geschäftsmodell überlassen.”

Die Gemeinde rüstet digital auf

Die Kosten des ganzen Projekts trägt die Telekom komplett selbst. Wie hoch sie genau sind, wollte B304.de auf Nachfrage nicht mitgeteilt werden. Doch allein pro verlegtem Kilometer Glasfaserkabel entfallen 70.000 Euro – und bei diesem Projekt werden rund 30 Kilometer verlegt.

Sie ist Teil des bayernweitens Projekts „Förderung des Aufbaus von Hochgeschwindigkeitsnetzen“, das noch bis Ende 2018 läuft. Das ernannte Ziel ist es den Freistaat für das Digitale Zeitalter auszustatten mit Hochgeschwindigkeits-Internet.

Multifunktionsgehäuse Vaterstetten VDSL Internet Breitbandausbau
Baustellen dieser Art finden sich derzeit über Vaterstetten und Baldham verstreut. (Foto: B304.de/Moritz Steidl)

Vaterstetten und Baldham sind also bald auch Teil davon und so wird es nun in dem ein oder anderen Haushalt (endlich) möglich sein via Internet parallel TV zu schauen, zu surfen und zu telefonieren.

Nachteil dabei jedoch: die grauen Kästen sind nun deutlich voluminöser als zuvor und dürften nicht jedem Anwohner gefallen. Die Baustellen und damit Verkehrsverzögerungen bis Ende 2016 ebenfalls nicht…