Quelle: Indira Kudic

Meine zweite Heimat

von Catrin Guntersdorfer

In loser Folge wollen wir an dieser Stelle Menschen aus unseren Gemeinden vorstellen und hinter die Kulissen blicken. Los geht’s mit Indira Kudic aus Baldham.

Waschen-Schneiden-Legen – das war gestern. Wer heute zum Friseur geht, wünscht sich eine Auszeit für Körper und Seele. Die bekommt man unter anderem bei Indira Kudic, Eigentümerin von „Bondeno Hair Design“, am Baldhamer Marktplatz. Geboren 1981 in Bosnien und aufgewachsen in Heilbronn, eröffnete sie 2008 ihren eigenen Laden am Marktplatz: “Ich liebe Baldham und die Menschen hier. Manche begleite ich seit Jahren”, erzählt sie und freut sich: “Es gibt welche, die ich anfangs als Single kennengelernt habe, dann haben sie Partner gefunden, geheiratet und Familien gegründet. Es ist schön, jemanden so lange zu begleiten.” Für die 39-Jährige ist ihr Salon nicht einfach nur ein Job, den sie seit über 20 Jahren mit Leidenschaft ausübt. “Man muss Menschen mögen, sich in sie hinein fühlen und sie wirklich schön machen wollen.” 

Liebe auf den zweiten Blick

Kudic war mit 11 Jahren gemeinsam mit ihrer Mutter und ihrer Schwester vor dem Krieg geflohen. Seit 2002 lebt die Mutter von drei Kindern mit ihrem Mann nun schon in Baldham und freut sich über die Veränderungen im Ort. “Als ich hergezogen bin, bin ich mit dem Kinderwagen los und habe vergeblich das Zentrum gesucht”, erinnert sich Indira zurück. Den Marktplatz gab es zu dieser Zeit noch nicht. „Ich wollte anfangs nicht hierbleiben. Als ich jedoch erfahren habe, dass hier etwas gebaut werden soll, hat mein Mann mich ermutigt, die Chance zu nutzen.” Nachdem sie, mit kleinem Baby auf dem Arm, abends an der Schule ihren Meister gemacht hatte, eröffnete Indira ihren Salon. „Baldham ist zu meinem Lebensmittelpunkt geworden – und der Laden zu meiner zweiten Heimat. Den Marktplatz liebe ich heute, im Gegensatz zu früher, besonders.” Ihr Mann Saban steht komplett hinter ihr, heute sind sie 18 Jahre verheiratet. “Ich brauche meinen Beruf, er ist meine absolute Leidenschaft. Nur mit ihm kann ich für meine Familie funktionieren und umgekehrt!” Ihren Laden betrachtet Indira quasi als viertes Kind. “Es war am Anfang nicht einfach, aber mit meinen lieben Mitarbeiterinnen und den tollen Kunden vor Ort ist er im Laufe der Jahre gewachsen und groß geworden.”

Als Kind, so erzählt Indira, hatte sie immer kurze Haare, die ihre Mutter (selbst von Beruf Krankenschwester) ihr rigoros abschnitt. „Ich sah aus wie ein Junge“, lacht sie. „Deswegen habe ich danach nie meinen Typ verändert und bin nicht so sehr für Veränderungen an mir selbst bzw. meinen eigenen Haaren.“ Indiras zweite große Leidenschaft neben schönen Haaren ist gutes Essen – sie kocht leidenschaftlich gern. „Ich habe mir angewöhnt, täglich frisch für die Familie zu kochen, denn das ist unsere gemeinsame Zeit, und meine Kinder essen am liebsten “Mamas Essen“. Alles, was ich irgendwo sehe, koche ich zu Hause nach. Am allerliebsten Lachs mit Risotto, oder bosnische Blätterteigrollen.”

Ein krisensicherer Job

Und so ist für die Friseurmeisterin jetzt die Zeit gekommen, ihr Wissen und ihre Erfahrung weiterzugeben. “ Da meine Kinder aus dem Gröbsten raus sind, würde ich tatsächlich gerne einen Azubi einstellen, jetzt habe ich die Zeit dafür.” Auch wenn die ersten drei Jahre der Ausbildung hart sind, kann Indira ihren Job nur empfehlen. Sie würde sich freuen, wenn sich wieder mehr für diesen Beruf begeistern könnten, der schließlich absolut krisensicher ist, denn: Haare wachsen immer!