Corona und der Umgang mit dem Virus ist vor allem ein sich ständig veränderndes Chaos mit sich widersprechenden Verordnungen und Anweisungen. Die meisten dürften bei den täglichen Erlassen wohl kaum noch durchblicken. Nur ein Beispiel ist die sogenannte Hotspot-Regel für Landkreise mit einer 7-Tage-Inzidenz von über 200. Ist Ebersberg noch ein Hotspot oder nicht? B304.de hat zum aktuellen Chaos bei Landrat Robert Niedergesäß (CSU) nachgefragt.
Erstmals hat das RKI für den Landkreis Ebersberg am vergangenen Donnerstag (3.12.) eine 7-Tage-Inzidenz von über 200 gemeldet. Sind wir – Stand heute – noch Hotspot oder nicht?
Robert Niedergesäß: Heute sind wir den 7. Tag in Folge unter dem 200er Wert. Wir sind laut RKI auf 173 und daher jetzt nicht mehr Hotspot. Es gelten also wieder die Kriterien für die unter 200er-Marke. Die Regelung mit der nächtlichen Ausgangssperre hat demnach bis heute Früh um 5 Uhr gegolten. Jetzt gilt sie nicht mehr. Da wir aber schon gestern Nachmittag wussten, dass wir wieder einen Wert von unter 200 haben, hat die Polizei die Ausgangssperre nicht stärker kontrolliert.
Und das sollen die Menschen alles noch verstehen?
Das ist derzeit zugegebenermaßen ein ziemliches Hin und Her und macht auch uns im Landratsamt das Leben schwer. Für uns ist das immer eine Überraschung, was da plötzlich verkündet wird. Keiner weiß genau was an neuen Maßnahmen kommt und vor allem wie man das Regelwerk eigentlich genau umsetzen soll. Die ganzen Verordnungen können in Details eben auch durchaus unterschiedlich ausgelegt werden.
Wenn ein Landkreis an einem einzigen Tag eine Inzidenz von über 200 hat, ist er automatisch sofort Hotspot – und das für mindestens 7 Tage, auch, wenn der Inzidenz-Wert schon am nächsten Tag wieder unter 200 fällt. In der Praxis dauert es aber oft erst ein paar Tage bis die eigentlich ab sofort geltenden Maßnahmen umgesetzt werden. Warum?
Das ist letztendlich Krisenmanagement. Die Staatsregierung ist recht entscheidungsfreudig und verkündigt regelmäßig neue Verordnungen, doch bis die dann vor Ort ankommen, kann es dauern. Wir erfahren vieles auch erst aus der Presse, versuchen uns darauf vorzubereiten, was entschieden wurde, aber wir müssen dann trotzdem erst warten, bis vom Ministerium die schriftliche Anweisung da ist, was genau zu tun ist. Denn der Teufel steckt ganz oft im Detail. Das geht manchmal schnell und manchmal dauert es eben ein paar Tage. Es ist keine normale Zeit.
Wie bewerten Sie die aktuelle Situation im Landkreis Ebersberg?
Von den rund 400 Infizierten im Landkreis kommen rund 40% aus den Altenheimen, davon ungefähr 2/3 Bewohner und 1/3 Mitarbeiter. Auch diejenigen, die derzeit leider versterben, kommen hauptsächlich aus den Heimen. Im Frühjahr war es noch recht gut gelungen, die Heime Corona-frei zu halten, in der zweiten Welle leider nicht mehr. Im Vergleich zu anderen Landkreisen haben wir es aber noch relativ gut im Griff, aber leider nicht mehr so wie im Frühjahr.
Vielen Dank für das Gespräch.
Das Gespräch führte Catrin Guntersdorfer