„Ja zum Bürgersaal!“

von Markus Bistrick

Die Initiative “Ja zum Bürgersaal!” gründet einen Förderverein. Es geht darum, dem Mangel einer in Vaterstetten fehlenden kulturellen Begegnungsstätte ein baldiges Ende zu bereiten. Dass sie sich für die Bekanntgabe der Vereinsgründung ausgerechnet das Rathauskonzert im Exil des Bürgerhauses Neukeferloh ausgesucht haben, soll die Notwendigkeit ihrer These unterstreichen: „Kultur braucht Raum!“ Der Projektgruppe geht es auch darum, aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen.

Die Initiativgruppe stellt sich anlässlich des Rathauskonzerts im Bürgersaal Neukefeloh vor. vlnr: Dr.Klaus Röser, Kurt Schneeweis, Claudia Lohmann, Wilfried Gillmeister (nicht anwesend: Astrid Albrink).
Die Initiativgruppe stellt sich anlässlich des Rathauskonzerts im Bürgersaal Neukefeloh vor. vlnr: Dr.Klaus Röser, Kurt Schneeweis, Claudia Lohmann, Wilfried Gillmeister (nicht anwesend: Astrid Albrink).

Offensichtlich hat die Kultur in Vaterstetten eine bisher eher zurückhaltende Lobby. Man weiß nicht so recht, ob es sich nicht sogar um eine schweigende Mehrheit handelt. Es hat sich aber auch öffentlich keine Partei oder Interessenvertretung positioniert, als es darum ging, einen über 30 Jahre bestehenden und mit einem Bürgerhaus versehenen Flächennutzungsplan umzuwidmen. Allerdings ist Anfang der 80er Jahre nach dem Bau des Jugendzentrums und der großen Sportanlage auf dem Gelände des „Freizeit- und Erholungsgeländes“ der Plan eines Schwimmbads und des Bürgerhauses nicht mehr verfolgt worden. Man hatte ja den Spatz in der Hand.

Für ein Bürgerhaus kamen andere Ideen zur Sprache. Doch politischer Wille endete stets mit letztlich in den Sand gesetzten Planungskosten, die inzwischen die Millionengrenze längst überschritten haben. Das Bewusstsein, dass auch die von einem breiten Publikum bestens angenommenen und qualitativ hochwertigen Rathauskonzerte von Beginn an ein Provisorium gewesen sind, hat nie dazu geführt, ein Projekt mit einem adäquat nutzbaren Bürgersaal richtig ernsthaft anzugehen.

Ungehört waren auch die von Musikschulleiter i.R. Kurt Schneeweis alljährlich auf der VHS-Mitgliederversammlung gebetsmühlenartig ausgesprochenen Appelle für die Notwendigkeit eines Bürgersaals. Umlandkommunen haben es vorgemacht. Als Beispiele können Neukeferloh, Grafing, Landsham/Pliening, Ebersberg und sogar das beschauliche Alxing herhalten.

Es gibt genügend Stimmen, die bereit sind, den Vaterstettener Kommunalpolitikern bezogen auf die zurückliegenden vier Jahrzehnte diesbezügliches Versagen vorzuhalten. Vielleicht auch dadurch bedingt, dass in Vaterstetten wohl auch immer etwas sehr groß geplant wurde, was kürzlich auch im Gemeinderat einen überraschenden verbalen Canossagang zur Folge hatte.

Doch aufrichtiger Mut kennt keine Mauern. Die Vaterstettener Chornacht des Vorjahres sollte Ausgangspunkt geworden sein, das Bedürfnis von der Basis her zu artikulieren. Eine damals von Claudia Lohmann (Vorsitzende der „Chorgemeinschaft Vaterstetten“) und Wilfried Gillmeister (engagierter Chorsänger im Baldhamer Chor „Rondo Vocale“ und im Bayerischen Lehrerchor sowie Vorstandsmitglied im Sängerkreis Wasserburg/Ebersberg) initiierte Unterschriftensammlung sollte es schließlich an den Tag bringen, dass man sich nicht mehr mit rund 40 Jahre andauernden Provisorien abfinden lassen will. Höhepunkt der Aktion war die Podiumsdiskussion zur Bürgermeisterwahl, als alle drei Kandidaten ihre Unterschrift unter „Ja zum Bürgersaal!“ setzten.

Diese Unterschriftensammlung fand breiten Konsens in Volks- und Musikschule und in vielen betroffenen, kulturschaffenden Organisationen. Mit Astrid Albrink, Sprecherin des Orchesters im Kulturverein Zorneding/Baldham, Kurt Schneeweis, dem Organisator der Rathauskonzerte und Klaus Röser, Vorsitzender des Fördervereins der Musikschule, ist nun bestens ergänzende Kompetenz am runden Tisch. Die Wintermonate dienten der Sammlung von Informationen und Vergleichmaterialien. Viele Gespräche wurden geführt und Bürgermeister Georg Reitsberger bekennt sich zu seiner Unterschrift, wie er auch die geplante Gründung des Fördervereins „Bürgersaal für Vaterstetten“ begrüßt und unterstützt.

Dieser Initiativgruppe geht es darum, dem Mangel einer in Vaterstetten fehlenden und vielseitig nutzbaren kulturellen Begegnungsstätte ein baldiges Ende zu bereiten. Dass sie sich für die Bekanntgabe der Fördervereinsgründung das Rathauskonzert im Exil des Bürgerhauses Neukeferloh ausgesucht haben, sollte nur die Notwendigkeit ihrer These für Vaterstetten unterstreichen: „Kultur braucht Raum!“

Der Projektgruppe geht es auch darum, aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen. „Wir sind für ortsangepasste, integrierbare und nutzungsoffene Lösungen“, schreiben die fünf Streiter, „für ein vielfältiges kulturelles Angebot in unserer lebenswerten Gemeinde“ in ihrem Informationsblatt und laden die Bevölkerung zur Gründung des Fördervereins „Bürgersaal für Vaterstetten“ am 25.6.2014 um 19 Uhr ins OHA! (Offenes Haus der AWO) an der Johann-Sebastian-Bach-Straße 32. „Wir fordern die Politiker der Gemeinde auf, endlich Ernst zu machen“, schreibt der Initiativkreis und will mit der Gründung des Fördervereins einen neuen, unterstützenden, richtungsweisenden wie auch zielführenden Anschub leisten.

(wig)