Jeden Donnerstag das gleiche Spiel. Und das bereits seit 1999. Gegen 9 Uhr setzt sich Metzgermeister Horst Straßgütl, ein Bayer wie aus dem Bilderbuch, hinters Steuer seines zuvor vollbepackten Imbisswagens. Mit reichlich Currywurst, Fritten, Schweinshax’n, Spareribs, Salaten, Brezen und jeder Menge Hühnern geht’s vom malerischen Amerang im Chiemgau über die B304 nach Neukeferloh. Nicht ein einziges Mal ist der 54-Jährige in den vergangenen 25 Jahren krankheitsbedingt ausgefallen. Das hat eine ganze Menge mit Disziplin zu tun, vor allem aber mit Verlässlichkeit – und die sei er seiner erwartungsfrohen Kundschaft schuldig. 95 Prozent von ihnen sind hartnäckige Wiederholungstäter.
Unter den Qualitätssiegeln sind Stammkunden wohl das ehrlichste. Das weiß auch Horst Straßgütl, der alles dafür tut, dass man gerne wiederkommt. Regionalität der Produkte ist dabei Ehrensache. Bio eher nicht, unter anderem weil diese Hähnchen beim Grillen trocken werden, wie er sagt. Aber auch ohne Bio-Label sind die Qualität und das Wohl der Tiere bei der Haltung für den Familienvater nicht verhandelbar. Er kauft nur dort, wo er den Betrieb kennt. Die Hendl kommen aus Niederbayern, die Hax’n aus dem Passauer Raum.
Bis zu 200 knusprige Hühner gehen an jedem Donnerstag zwischen 10.30 und 19 Uhr auf dem Orterer-Parkplatz über den Tresen. Dabei ist er nur einer von insgesamt fünf Imbisswagen, die für ihn wochentags in Südbayern unterwegs sind. Er selbst, der Chef, versorgt von Montag bis Donnerstag Bad Adelholzen, Hausham, Bad Feilnbach und eben Neukeferloh. Der Freitag gehört der Organisation – Wareneinkauf, Buchhaltung etc.. An den Wochenenden findet man den Metzgermeister mit einer eigenen Großküche auf Straßenfesten oder in Festzelten. Langweilig wird es Horst Straßgütl, der sich 1996 mit seiner Hendl- und Hax’n-Braterei selbstständig gemacht hat, und, nach der Lehre bei einer kleinen Metzgerei, für eine Supermarkt-Kette als Fleischfachverkäufer, später als Abteilungsleiter tätig war, jedenfalls definitiv nicht.
Seine Tochter studiert Medizin, sein Sohn geht noch zur Schule, hat aber Ambitionen, den Familienbetrieb weiterzuführen, wie uns Horst Straßgütl nicht ohne Stolz sagt. Man spürt, dass er das, was er nahezu 365 Tage macht, wirklich gerne tut. Und man spürt auch, dass ihm das, was er sich selbst aufgebaut hat, echt am Herzen liegt. Genau deshalb wollten wir Ihnen diese kurze Erfolgsgeschichte nicht vorenthalten.
Wenn Sie jetzt ein frisches, bayerisches Hendl schmecken wollen: Probieren Sie es aus. Am besten gleich am nächsten Donnerstag. Wobei ich dann künftig wohl länger in der Schlange auf mein Lieblingsmittagessen warten muss. Übrigens: Selbst Horst Straßgütl hat noch nicht genug davon. Was er besonders gerne mag: ein kaltes Hendl zum Frühstück.