Am Mittwochnachmittag um 16.30 Uhr haben die Harthauser und Putzbrunner Burschen im Miesbacher Rathaus um die Auslöse gefeilscht. Das Ergebnis: Der Miesbacher Stadtverwaltung ist ihr Baum 250 Maß Freibier und 70 Brotzeiten wert. “Ein bisschen weniger Bier als gedacht, aber wir sind dennoch zufrieden”, erklärt Maximilian Wagner gegenüber B304.de. Denn der Chef der Harthauser Burschen ist guter Hoffnung, dass Bürgermeisterin Ingrid Pongratz noch etwas drauflegt, wenn der Baum steht. Am Wochenende wird das Stangerl zurückgebracht.
Rund 50 Burschen aus Harthausen und Putzbrunn hatten Samstagnacht (5.4.) zugeschlagen und den Miesbachern ihren Maibaum geklaut. Denen war der Diebstahl zunächst gar nicht aufgefallen, weil das 28 Meter lange Stangerl unbeobachtet auf dem Bauhof lagerte. Deshalb hat Maximilian Wagner, der Chef der Harthauser Burschen, selbst zum Telefon gegriffen und die Bürgermeisterin Ingrid Pongratz informiert. Am Mittwochnachmittag (9.4.) haben nun die Auslöseverhandlungen stattgefunden. In Miesbach, nicht in Putzbrunn. Doch das ist nicht der einzige Bruch mit dem Brauch.
„Kultur und Brauchtum prägen die Alpenregion Tegernsee-Schliersee. Die berühmte Miesbacher Tracht und eine ganze Reihe unverfälschter Bräuche gehören ebenso zum Alltag wie das köstliche Bier und die deftige Brotzeit in den Gaststuben“, so steht es auf der Internetseite der Stadt Miesbach, die heuer ihr 900-Jähriges feiert. Doch die Praxis sieht offenbar anders aus. Denn – anders als es eigentlich Brauch ist – sind in Miesbach nicht die örtlichen Vereine für den Maibaum, den heuer der „Bauer in der Au“ in Bad Wiessee gestiftet hat, verantwortlich, sondern das Rathaus. Und statt das Stangerl zu bewachen, lagert es unbeobachtet am Bauhof. Zumindest bis zum vergangenen Samstag (5.4.) war das so. Aktuell liegt das 28 Meter lange Prachtstück hinter dem Alten Wirt in Putzbrunn. Bestens bewacht von den Harthauser und Putzbrunner Burschen. Ein Harthauser Alt-Bursche hatte den unbewachten Maibaum zufällig entdeckt und seine Mannen angefordert. Immerhin beträgt die Strecke zwischen Harthausen und Miesbach rund 50 Kilometer.
Am Mittwoch (9.4.) war die Vorstandschaft im Miesbacher Rathaus von Bürgermeisterin Ingrid Pongratz empfangen worden. Dabei ging es um die Auslöse. Das Ergebnis: 70 Brotzeiten und 250 Maß Freibier für die Diebe beim Maibaumaufstellen in Miesbach am 1. Mai. Mit einem Bus wollen die Harthauser und Putzbrunner anreisen und beim Aufstellen helfen. Zumindest das findet auch in Miesbach ganz traditionell – also per Hand mit Schwaiberl – statt. 120 Plätze sind für die Burschen reserviert. Außerdem hat die Stadtverwaltung versprochen dafür zu sorgen, dass unsere Truppe für das Festzelt abends Karten bekommt – die müssen sie zwar selbst bezahlen, dafür spielt aber Labrassbanda auf.
In der Gemeinde Grasbrunn hat es heuer übrigens keinen eigenen Maibaum.
Und hier einige Impressionen vom Diebstahl: