Quelle: SPD Haar

Haarer SPD setzt auf Schießl

von Eva Bistrick

Jetzt geht es Schlag auf Schlag – kein Wunder, denn bis zur Kommunalwahl am 8. März 2026 sind es nur noch 171 Tage. Das macht 4.104 Stunden, die der Lokalpolitik bleiben, um kräftig die Wahlkampf-Trommel zu rühren. Nachdem wir jüngst über die Nominierungen von David Göhler (Grüne) und Maria Wirnitzer (SPD) berichtet haben, die in Vaterstetten gegen Amtsinhaber Leonhard Spitzauer (CSU) antreten, wirft in Haar nun auch Peter Schießl (SPD) seinen Hut in den Ring. Ein weiterer Herausforderer von Amtsinhaber Andreas Bukowski (CSU) steht schon länger fest: Ulrich Leiner von den Grünen, er ist derzeit amtierender Zweiter Bürgermeister der Stadt Haar.

Gestern Abend, am 17. September, hat die SPD Haar Peter Schießl „mit überwältigender Mehrheit” zu ihrem Bürgermeisterkandidaten nominiert (unter den 26 Stimmberechtigten gab es eine ungültige Stimme und eine Enthaltung). Der pensionierte Mittelschullehrer sitzt seit fünf Jahren im Gemeinderat und ist stellvertretender Fraktionssprecher. Er wohnt seit mehr als drei Jahrzehnten in Haar. Und: Schießl ist (in zweiter Ehe) verheiratet mit Gabriele Müller, die von 2014-2020 selbst Bürgermeisterin in Haar war.

In seiner Rede im Seniorenclub machte Schießl deutlich, warum er für das Amt des Bürgermeisters kandidiert. Ihm gehe es vor allem um die Menschen in Haar: „Wir müssen Familien entlasten, mehr städtische Wohnungen schaffen, Kita-Gebühren sozial staffeln, die Qualität der nachschulischen Betreuung verbessern und auch jene im Blick behalten, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen.“

Ein weiterer Schwerpunkt seiner Motivation ist eine ganzheitliche Stadtplanung. „Statt Schnellschüssen brauchen wir wieder zukunftsfähige, umfassende Lösungen. Unser Ziel ist ein Haar, in dem sich auch unsere Kinder in Zukunft wohlfühlen.“

Das nachfolgende Interview mit Peter Schießl führte Raul Würfl, Vorsitzender des Ortsvereins der SPD Haar.

Raul Würfel: Die SPD hat es ja in Haar und auch sonst nicht leicht momentan. Was war deine Motivation anzutreten?

Peter Schießl: Seit 1991 lebe ich in Haar – und das sehr gerne. Unsere Gemeinde habe ich immer als offen, den Bürgerinnen und Bürgern zugewandt, als überlegt und ganzheitlich denkend erlebt – und zwar in allen kommunalen Bereichen. Meine oder besser unsere erste Erfahrung war die Gründung der Eltern-Kind-Initiative Bärenhöhle. Da haben wir die Erfahrung gemacht, wenn ich mit einer guten Idee ins Rathaus komme, werde ich bei der Umsetzung unterstützt.

In den letzten fünf Jahren sehen wir jedoch, dass nichts mehr ganzheitlich gedacht wird. Alles ist Stückwerk, Briefmarkenpolitik. Einzelentscheidungen sind nicht eingebunden in eine ganzheitliche Planung oder ein Konzept. Rahmenpläne und unsere städtebaulichen Leitlinien spielen keine Rolle mehr. Zwei Beispiele: Das Einzelhandelskonzept und das integrierte Mobilitätskonzept verstauben in der Schublade und werden nicht weitergeführt.

Auch erlebe ich den Verlust des Bezugs zu den Bürgerinnen und Bürgern. Das Leben für Familien am Ort wurde in vielen kommunalen Bereichen teurer: höhere Gebühren in Freibad und Kitas, höhere Mieten in unseren kommunalen Wohnungen, Streichung des Mietzuschusses und Weihnachtsgelds für Geringverdienende.

Du bist jetzt 66 Jahre alt. Gab es keine andere Beschäftigung für den Ruhestand? War es eine schwere Entscheidung?

Total. Eigentlich wollte ich meinen Ruhestand genießen. Der Kipppunkt war die Erkenntnis, dass ich, wenn ich Verantwortung übernehme, Dinge, wie gerade erwähnt, auch wieder verändern und gestalten kann − für alle in Haar. Spd-haar.de

Was willst du anders machen? Was ist dir besonders wichtig?

Das Wichtigste ist mir, Familien wieder zu entlasten und ausreichend Kita-Plätze zur Verfügung zu stellen. Zu SPD-geführten Zeiten konnten wir fast immer den Bedarf decken, wenn nicht, wurde schnell reagiert. In den letzten Jahren stehen über hundert Kinder auf der Warteliste und ihre Mütter und Väter wissen nicht, ob sie in den Job zurückkehren können. Das ist existenziell.

Für die Nachmittagsbetreuung nach der Schule gibt es vier verschiedene Träger, aber kein pädagogisches Gesamtkonzept. Als Lehrer blutet mir da das Herz.

Auch möchte ich unser Entscheidungsgremium, den Stadtrat, in seiner Bedeutung wieder aufwerten, Informationen wieder frühzeitig an die Räte herausgeben und Diskussionen offen führen und nicht hinter verschlossenen Türen. Momentan wird man oft mit angeblich alternativlosen Entscheidungen vor vollendete Tatsachen gestellt. Versprochen war etwas ganz anderes: Sie erinnern sich vielleicht an das Bild von der offenen Tafelrunde…

Das Thema Finanzen ist natürlich wichtig. Statt vieler Billiglösungen setze ich darauf, gute Lösungen auch für unsere Kinder, für die Zukunft zu finden. Dann kann man halt nicht alles auf einmal machen – was ohnehin nicht finanzierbar ist, sondern muss Prioritäten festlegen.

Ortsentwicklung muss wieder als Gesamtpaket gesehen werden. Isolierte Einzelentscheidungen sind der falsche Weg: Beispiel Kita am Wieselweg. Der Neubau des Jugendfreizeitheims Dino daneben ist in die Planung überhaupt nicht einbezogen. Sowas muss man doch gemeinsam betrachten und in Bezug auf die Umgebung.

Ortsgestaltung ist die DNA der Haarer SPD. Auch deine?

Unbedingt, weil sie die Weichen für künftige Generationen stellt. Nehmen wir das ehemalige MSD-Gebäude am Lindenplatz: Wenn ich einem Immobilienspekulanten signalisiere, dass die öffentliche Hand Interesse hat, dann ist das für den Investor natürlich ein Geschenk. Jetzt kriegen wir dort Schulen, die wir von der SPD woanders gesehen hätten. Für Haar ist das der Tod eines Premium-Gewerbestandorts. Dabei brauchen wir attraktives Gewerbe mit perspektivisch guten Steuereinnahmen für Haar.

Gemeindlicher Wohnungsbau ist ebenso wichtig. Wir können die Mieten niedrig halten und dürfen uns doch nicht wie normale Vermieter und Wohnungsbauunternehmen verhalten.

Noch ein Thema: das alte Postgebäude in der Bahnhofstraße. Dort haben wir mal eine neue Bücherei und Räume für Arztpraxen angedacht. Das mussten wir damals schieben und seither wurde das Vorhaben nie mehr aufgegriffen. Sehr schade. Kommunalpolitik ist mehr als reine Kostenrechnung.

Wie wird sich die SPD Haar im Wahlkampf präsentieren? Aufbruch oder Weiter so?

Auf alle Fälle Aufbruch: In unserem verjüngten Team gibt es viele neue Köpfe mit frischen Ideen und Engagement. Mit einem breiten beruflichen Spektrum: Erzieherin, Sozialpädagoge, Gewerkschaftsanwalt, Politikwissenschaftler, Betriebswirtin, Juristin, Lehrerin, KI-Spezialist, Unternehmer, Studierende. Gemeinsam mit unseren erfahrenen Stadträtinnen und Stadträten machen wir der Haarer Wählerschaft ein attraktives Angebot. Spd-haar.de

Was rechnest du dir aus bei mindestens zwei Gegenkandidaten?

Die Stichwahl ist das Minimalziel.

Welches Ziel hat die SPD insgesamt?

Vertrauen zurückgewinnen und natürlich möglichst viele Sitze im Stadtrat belegen. Wer ein zukunftsfähiges Haar für alle will, ist bei uns richtig.